"Unser Radwegenetz ist super. Man muss es nur finden." So lässt sich umschreiben, dass Radler im Fünfseenland stellenweise noch auf Smartphone oder Navigationssystem angewiesen sind, wenn sie nicht mehr weiterwissen, und dass es bei der durchgängigen Beschilderung der Routen hier und da noch Verbesserungsmöglichkeiten gibt. Insofern ist schon was dran an der scherzhaften Bemerkung von Landrat Stefan Frey (CSU) zum Abschluss einer kleinen Radtour von Gilching über Weßling nach Seefeld. Die Wahl für die Exkursion mit Mitarbeitern des Landratsamts und Bürgermeistern ist nicht zufällig auf diese drei Gemeinden gefallen: Sie sind Vorreiter bei einer großen Generalsanierung in Sachen Orientierung. Dutzende Wegweiser sind dort korrigiert, ergänzt oder erneuert worden. In den übrigen elf Landkreisgemeinden steht das noch bevor.
Eine Strecke von fast 560 Kilometer ergibt nach Angaben des Landratsamtes das gesamte Radwegnetz im Landkreis Starnberg. Dazu zählen attraktive Routen am Ammersee oder rund um den Starnberger See, entlang der Würm oder kreuz und quer durch die Wälder. Sie zu finden, soll leichter werden. Expertinnen einer Outdoor-Agentur in Murnau, die auf solche Aufgaben spezialisiert ist, hatten sich dazu im Auftrag der Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung (GWT) sämtliche Routen im Landkreis genau angesehen, jede Stange mit Schildern katalogisiert, an jeder Kreuzung Daten und Bilder aufgenommen, Entfernungen nachgemessen, vereinzelt auch Verbesserungsvorschläge gemacht.

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Die Erkundung ist nun abgeschlossen, der GWT liegt ein ganzes Paket von Informationen und Daten vor. Dazu gehört auch eine Art Bestellkatalog für die Gemeinden. Rathausverwaltungen und Bauhofmitarbeiter sind nämlich für die eigentliche Umsetzung zuständig - soll heißen: Schilder bestellen und montieren. Da können dann auch noch mal einige Kosten und etwas Arbeit anfallen. In Gilching zum Beispiel sind das etwa 6000 Euro, wie Bürgermeister Manfred Walter (SPD) am Freitag sagte. Im Detail: An 52 Standorten war etwas zu ergänzen, allein 35 Zielwegweiser wurden bestellt.
Manchmal reicht ein Aufkleber, um Angaben zu korrigieren. An einem Wegweiser mitten in Oberpfaffenhofen zum Beispiel stehen bei der Entfernungsangabe nach Weßling jetzt 1,1 statt 1,4 Kilometer. Da sei wohl genauer nachgemessen worden, erklärte Rainer Lampl, der Geschäftsführer der Firma Green Solutions aus Murnau, beim Ortstermin. Da wurde schon genau gearbeitet.

Insgesamt wurden 1300 Standorte überprüft, berichtete Kathrin Hortmanns, die als Regionalmanagerin bei der GWT für das Projekt zuständig ist. Das sind Kreuzungen und Weggabelungen, sämtliche Stellen, wo Wegweiser angebracht sind. Die Wegweisung gibt es im Landkreis Starnberg nun seit zwölf Jahren. Eine Überarbeitung war fällig, denn zum Teil gibt es neue Route, durch Umgehungsstraßen mussten manche Streckenführungen geändert werden, durch Diebstahl und Vandalismus waren Schilder verschwunden. Auf etwa 20 000 Euro bezifferte GWT-Chef Christoph Winkelkötter die Kosten für die Generalüberholung des Radwegenetzes. Das Projekt werde vom Freistaat zur Hälfte gefördert.
Von der aktualisierten Übersicht über das Wegenetz können auch Ausflügler profitieren: Die GWT nutzt die Daten, um daraus Routenvorschläge zu erarbeiten, die dann auf der Internetseite der Regionalagentur abgerufen werden können. Da gibt es eine ganze Reihe von Vorschlägen für Spaziergänge und Wanderungen, aber auch für Fahrradtouren: eine knapp 13 Kilometer lange Strecke durchs Würmtal zum Beispiel, einen Rundweg um den Ammersee oder einen Ausflug ins Tutzinger Hinterland - alles mit Streckenführung als PDF-Datei und Track im GPX-Format.

Während die Beschilderung gerade auf den neuesten Stand gebracht wird, gibt es immer wieder auch Ideen, wie das Wegenetz verbessert und attraktiver gemacht werden kann. Der Seefelder Bürgermeister Klaus Kögel (CSU) etwa hätte gerne einen Radweg rund um den Pilsensee. Eine Verbindung am Ostufer könne vor allem dann wertvoll sein, wenn einmal - wie geplant - am nördlichen Ortsrand von Herrsching eine neue Klinik steht. Bisher müssen Radler die Straße benutzen. Daneben ist wenig Platz und abschüssiges Gelände. Doch Kögel gibt nicht auf. "Das geht schon, es kostet halt Geld", meint er, und hat schon einmal einen Termin mit dem Straßenbauamt in Weilheim vereinbart.
Der Weßlinger Bürgermeister Michael Sturm (Freie Wähler) möchte am Bahnhof neue Fahrradständer installieren lassen und rechnet dabei mit Kosten in einer Größenordnung von etwa 300 000 Euro. Auch solche Angebote gehören dazu, wenn man das Fahrrad in der Freizeit und für den Arbeitsweg attraktiver machen will.