Breite bequeme Wege nur für Radler, keine Hindernisse, keine roten Ampeln: So sollte der Radschnellweg von Starnberg nach München aussehen - und damit zu einer attraktiven Alternative zum Auto werden. Doch das Millionenprojekt droht schon im Ansatz zu scheitern, denn in Starnberg hält man eine neue Verbindung für überflüssig. Zudem erklärten der Gautinger Verkehrsausschuss und der Kraillinger Gemeinderat die von Fachleuten ausgewählte Route, die sogenannte Bestvariante, nun per Beschluss unisono für nicht machbar. "Für uns ist das Thema Radschnellweg damit erledigt", erklärt der Kraillinger Bürgermeister Rudolf Haux (FDP) am Tag nach der Entscheidung. Und nicht nur für ihn, denn ohne die beteiligten Kommunen geht es nicht.
In Krailling will man nicht, dass Radler durch die neu gestaltete Ortsmitte "durchbrettern"
Drei bis vier Meter breit sollten die Fahrbahnen für die Pendler auf dem Fahrrad sein, eine durchschnittliche Reisegeschwindigkeit von 20 Kilometern pro Stunde haben die Experten aus Köln angenommen, die mit einer Machbarkeitsstudie für fünf Routen rund um München beauftragt wurden. Die ihrer Ansicht nach beste Variante für den Abschnitt zwischen Planegg und Starnberg wurde Ende 2020 vorgestellt. Die Gesamtkosten haben die Fachleute damals schon auf knapp 19 Millionen Euro veranschlagt.
In Krailling gab es schon früh Vorbehalte gegen die Fahrradautobahn. Nicht nur wegen der immensen Kosten sondern auch wegen der Wegführung mitten durch den Ort. So ist die frisch gepflasterte Ortsmitte gerade erst als verkehrsberuhigter Raum gestaltet worden. "Und da sollen jetzt die Radler durchbrettern", kritisiert Bürgermeister Haux. Auf der Luitpoldstraße sei gerade erst die Vorfahrtsregelung geändert worden, um dort den Verkehr zu bremsen; durch den Radschnellweg würde das wieder unterlaufen. Sinnvoll sei hingegen die schnelle Radlerroute in der Nachbargemeinde Planegg, die zum Landkreis München gehört.
Klares Votum auch aus Gauting. Die Rathausverwaltung sieht größte Probleme bei der Umsetzung der vorgeschlagenen Route. Bei dem starken Verkehr auf der Bahnhofstraße und auf der Ammerseestraße sei dort eine sichere Wegführung nicht möglich; an der Hangstraße im weiteren Verlauf seien bisher viele Autos geparkt, die dann weichen und an wesentlich engeren Fahrbahnen in Wohngebieten abgestellt werden müssten. Dazu kommen immense Kosten für die Gemeinde in Höhe von mindestens 2,7 Millionen Euro. Quer durch die Fraktionen kamen die Ausschussmitglieder so zu dem Ergebnis: So geht es nicht. Als "etwas übertrieben, zu aufwendig, einfach überzogen" bezeichnete Grünen-Gemeinderat Matthias Ilg die Pläne. Michael Vilgertshofer nannte sie "in der Form nicht machbar".
Starnbergs Bürgermeister Patrick Janik sieht den Bedarf für einen Weg nicht, der die Stadt Kosten in einer Größenordnung von fünf Millionen Euro verursachen würde. Schließlich gebe es die Olympiastraße an der Garmischer Autobahn schon als Direktverbindung.
Mit einer abschließenden Bewertung hält sich der Starnberger Landrat Stefan Frey (CSU) noch zurück, aber zuversichtlich stimme ihn die Sachlage nicht, sagt er. Auch Frey macht in einer Stellungnahme deutlich, dass der Weg nur mit Unterstützung der Kommunen gebaut werden könne: "Das setzt auch gemeindliches Einvernehmen und Baurecht voraus." Und das ist nach dem jetzigen Stand der Dinge schon einmal nicht zu bekommen. Und der Landrat macht auf ein weiteres großes Problem aufmerksam, das einer Realisierung im Weg steht: "Trotz hoher Fördergelder bedeutet die Realisierung für die Kommunen eine Millioneninvestition. Geld, das Kommunen aktuell nicht zur Verfügung haben."
Werden die Pläne geändert, bekommt man womöglich die zugesagten Fördermittel nicht
Was sich jetzt als großes Hindernis erweist, ist aus Sicht des Landrats eine Grundvoraussetzung bei der Planung der Trasse, dass die Route nämlich "mitten durch die Orte verläuft, möglichst ohne Hindernisse". Das Landratsamt hatte bis Monatsende, also bis zu diesem Donnerstag, Stellungnahmen aus den betroffenen Rathäusern angefordert. Als nächstes soll sich nun der Mobilitätsausschuss des Kreistags mit dem Thema befassen.
Denkbar wäre, die vorgeschlagene Route zu modifizieren und vielleicht nicht ganz so aufwendig anzulegen. Aber ganz so einfach wäre auch das wohl nicht. Die bisher in Aussicht gestellten hohen Fördermittel verlangten den standardmäßigen Ausbau in vorgegebenen Breiten, sagt Wilhelm Rodrian, der das Umweltmanagement im Gautinger Rathaus leitet.