Verkehr:Gefährliches Strampeln

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Immer mehr Menschen entdecken das Radfahren für sich. Das führt aber auch zu wesentlich mehr und teils sehr schweren Unfällen.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Starnbergs Polizeichef Bernd Matuschek zieht Bilanz: In der Corona-Krise ist die Zahl der Fahrradunfälle um 30 Prozent gestiegen - weniger geworden ist dagegen der Autoverkehr

Von David Costanzo

Der 73-jährige Radfahrer will beim Berger Ortsteil Mörlbach auf die Kreisstraße abbiegen, doch er schneidet laut Polizei die Kurve und gerät frontal vor den Kleinwagen einer 21-Jährigen. Der Mann trägt bei dem Unfall am Mittwoch schwerste Kopfverletzungen davon und muss mit dem Rettungshubschrauber in eine Klinik geflogen werden, er scheint außer Lebensgefahr zu sein. Am Abend muss eine 27-Jährige mit einer Kopfwunde ins Krankenhaus, weil sie die Bismarckstraße in Starnberg bergab fährt und vor der Schranke stürzt. Seit Wochen berichtet die Polizei beinahe täglich von Fahrradunfällen. Das schwerste Unglück ereignete sich am 12. Mai, als eine 24-jährige Dießenerin an der Westumfahrung bei Hadorf von einem Auto erfasst wird und mit dem Rettungshubschrauber in die Klinik geflogen werden muss. "Sie leidet nach wie vor unter ihren Verletzungen", sagt Starnbergs Polizeichef Bernd Matuschek.

Radler leben gefährlich. In der Corona-Krise hat die Zahl ihrer Unfälle um 30 Prozent zugenommen, obwohl sich auf den Straßen insgesamt ein Drittel weniger Unglücke ereigneten. Das belegt die Bilanz des Inspektionsleiters, die er am Mittwoch dem Hauptausschuss des Stadtrats vorlegte. Auffällig sei die kaum veränderte Zahl der Verletzten. Matuschek erklärt: "Unfälle mit Radfahrern gehen in der Regel nicht ohne Verletzungen aus."

Das schöne Wetter in den ersten Monaten des Jahres haben viele Menschen zum Abstrampeln genutzt. Sport blieb immer erlaubt, erst alleine oder mit der Familie, mittlerweile auch in kleinen Gruppen. Und an der frischen Luft scheint man sich nicht so leicht anstecken zu können, wie im stickigen Bus. Radfahren boomt - und damit auch seine Schattenseiten. In den ersten fünf Monaten des Jahres sind 25 Radfahrer allein in Starnberg verunglückt. Über die Ursachen gibt die Bilanz keine Auskunft. Im vergangenen Jahr waren die Radfahrer noch in drei von vier Fällen selbst schuld, weil sie etwa auf dem Gehweg oder gegen die Einbahnstraße fuhren.

Der Autoverkehr ist dagegen während der Ausgangsbeschränkungen und der Zeit im Home-Office drastisch zurückgegangen. Damit sank auch die Zahl der Unfälle bis Mai auf insgesamt 389, im Vorjahreszeitraum waren es noch 625, ein Minus von 38 Prozent. Bei 41 Unfällen wurden Menschen verletzt. Bußgeld hagelte es in 121 Fällen, ein Minus von 34 Prozent. Rempler mit Blechschäden - sogenannte Kleinunfälle - reduzierten sich sogar um 43 Prozent auf 227.

Auch Kriminelle bleiben während der Corona-Krise häufiger daheim. Die Zahl der Straftaten sank in der Stadt in den ersten fünf Monaten des Jahres um etwa 50 auf 470, minus zehn Prozent. Am stärksten ging die Straßenkriminalität zurück: minus 25 Prozent auf knapp 60 Delikte. Anzeigen wegen Körperverletzung gab es 16, zehn weniger als im Vorjahreszeitraum. Diebstähle reduzierten sich wohl wegen der geschlossenen Geschäfte um 13 Prozent auf etwa 100. Besonders stolz ist Matuschek auf die nach seinen Angaben vergleichsweise hohe Aufklärungsquote von mehr als 60 Prozent. Die ruhigeren Zeiten in Starnberg hätten seine 50 Beamten genutzt, um Überstunden abzubauen. Der Inspektionsleiter freut sich, dass er von September an weitere Polizisten zugeteilt bekommen soll.

Die Stadträte freuten sich über die Bilanz, fragten aber auch den Radfahrern gegenüber kritisch nach. Häufen sich die Fälle, in denen sie verbotenerweise zwischen den Spaziergängern auf der Seepromenade rasen? Konnte Matuschek das in der Sitzung noch nicht bestätigen, lieferte er am Tag darauf Zahlen nach: Tatsächlich seien am Samstag innerhalb einer Stunde 25 Radler erwischt worden.

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