Prozess:Tanklastzug ausgebremst

Fahrer eines Getränketransporters gefährdet Lastwagen auf der Garmischer Autobahn

Von Christian Deussing, Starnberg

Auf etwa acht Kilometern soll der Fahrer eines Getränketransporters einen Tanklastzug ständig ausgebremst haben - von der Baustelle am Autobahndreieck Starnberg bis zur Abfahrt in Wolfratshausen. Laut Anklage war der Lieferwagenfahrer in der Baustelle der A 95 zuerst ganz dicht auf den Lkw aus Österreich aufgefahren, hatte die Lichthupe betätigt und trotz Verbots versucht, den Schwertransporter zu überholen. Wegen dieser Nötigung im Juli vorigen Jahres auf der Garmischer Autobahn erhielt der 35-jährige Münchner einen Strafbefehl von 90 Tagessätzen zu 20 Euro und einen Monat Fahrverbot.

Das wollte der Familienvater aber nicht hinnehmen, der nach gravierenden Verkehrsdelikten schon mal fast drei Jahre auf seinen Führerschein verzichten musste. Er legte Einspruch ein und wies die Vorwürfe vor dem Amtsgericht Starnberg zurück. Der Angeklagte behauptete, er habe den Tanklaster nach der Baustelle überholt, dann aber erneut ein Problem mit seiner Kupplung bekommen. "Ich habe in den vierten Gang geschaltet, aber das Pedal ging nicht mehr hoch", erzählte der Fahrer, der damals bei der Auffahrt Wolfratshausen die Autobahn verlassen hatte. Dabei habe ihm der Lkw-Fahrer noch den Stinkefinger gezeigt.

Das bestritt der betroffene Zeuge in der Verhandlung. Der 34-Jährige schildert zudem, wie "stressig" das Verhalten seines Kontrahenten auf der Autobahn gewesen sei. Der Mann sei ihm teilweise mit weniger als einem Meter Abstand in der Baustelle hinterhergefahren, habe ihn danach geschnitten und bis zur Wolfratshauser Abfahrt immer wieder von "70 auf 40 Stundenkilometer runtergebremst", sagte der Berufskraftfahrer aus Österreich. Wegen dieser brenzlichen Situationen hatte er noch während der Fahrt die Polizei alarmiert.

Die Beamten stoppten kurz darauf den Getränke-Ausfahrer bei Gelting. Bei der Vernehmung auf der Autobahnwache Oberdill habe er zunächst ahnungslos getan, dann aber das Problem erwähnt, dass die "Kupplung immer hängen" würde, berichtete ein Polizist im Prozess. Doch es sei kein technischer Defekt erkennbar gewesen, was später auch ein Gutachter bestätigte. Überdies, so der Autobahnpolizist, habe sich der Transport-Fahrer sehr aggressiv in der Vernehmung verhalten. Dagegen hätten die Aussagen des Tanklastzug-Führers "authentisch und glaubhaft" gewirkt.

Das schätzte auch Amtsrichter Franz von Hunoltstein so ein und empfahl dem Angeklagten, die "Reißleine zu ziehen" und den Einspruch gegen den Strafbefehl zurückzunehmen. Das tat der 35-Jährige dann auch, nach kurzer Besprechung mit seinem Verteidiger. Der hatte zuvor noch erklärt, dass sein Mandant im Straßenverkehr früher sicherlich ein "schlimmer Finger" gewesen sei, sich aber gebessert habe. "Denn ich habe ihn zur härtesten Verkehrspsychologin von München geschickt", betonte der Anwalt.

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