Prozess:Polizei zerrt Zechpreller aus Bett eines teuren Hotels in Bernried

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Der 40-Jährige soll in dem Ort zwei Häusern mehr als 700 Euro schuldig geblieben sein. Auch in Taxi und Wirtshaus soll der Angeklagte nicht bezahlt haben.

Von Andreas Salch, Bernried

"Mir geht's super", sagt ein Kameramann aus dem Landkreis am Montag vor dem Landgericht München II. Der 40-Jährige ist seit fast zwei Jahren im Isar-Amper-Klinikum in München-Haar einstweilig untergebracht. Geht es nach dem Willen der Staatsanwaltschaft, soll er dort auch bleiben - auf unbestimmte Zeit. Der 40-Jährige ist ein Zechpreller, hat Zigaretten geklaut, Widerstand gegen Polizisten geleistet und sie übel beleidigt, als sie ihn festnahmen. Da er zum Zeitpunkt der Taten, im September 2016, laut Ärzten an einer paranoiden Schizophrenie erkrankt war, kann der Kameramann strafrechtlich nicht zur Verantwortung gezogen werden. Inzwischen sei er "allgemein ruhiger", versicherte er bei seiner Vernehmung dem Vorsitzenden, Richter Martin Hofmann.

Der Grund für die Taten? Ihm seien die "Sicherungen durchgebrannt", so der 40-Jährige. Seine Lebensgefährtin sei mit dem gemeinsamen Kind "abgehauen". Er habe keinen Job gehabt und sei mittellos gewesen. Wegen seines Alkoholproblems habe er eine Therapie beginnen wollen, doch es seien keine Plätze frei gewesen. "Dann ist das passiert", weshalb er nun vor Gericht steht. Am 14. September 2016 hatte sich der Kameramann in einem nicht ganz so günstigen Hotel in Bernried ein Zimmer genommen, obwohl er kein Geld hatte. Über Nacht räumte er die Minibar leer und rauchte in dem Nichtraucher-Zimmer. Tags darauf kam es zu einer Auseinandersetzung mit dem Zimmerservice, da er nicht gehen wollte.

Eine Streife der Polizei rückte an. Ihr blieb nichts anderes übrig, als den Kameramann aus dem Bett zu zerren und ihn festzunehmen, da er sich geweigert hatte zu gehen. Bevor er abgeführt wurde, erhielt er noch die Zimmerrechnung. Darauf stand: "Wir danken Ihnen für Ihren Besuch und hoffen, dass Sie bald wiederkommen."Die Rechnung belief sich auf 409,14 Euro. Den Betrag hat der Kameramann bis heute nicht bezahlt.

Nur wenige Tage später checkte er in einem anderen Hotel in Bernried ein und blieb vier Tage. Auch in diesem Fall beglich er die Rechnung über 316,36 Euro nicht. Darüber hinaus ließ er sich mit einem Taxi von Herrsching nach Bernried chauffieren und teilte dem Fahrer bei der Ankunft mit, dass er den Betrag über 43,29 Euro nicht zahlen könne. Ebenso wie dem Taxifahrer erging es auch einem Wirt in Starnberg, in dessen Lokal der 40-Jährige aß und trank. Der Gastronom blieb auf der Rechnung in Höhe von 54,60 Euro sitzen.

Sämtliche Vorfälle räumt der 40-Jährige ein. Ebenso den Diebstahl von einer Flasche Schnaps und vier Packungen Zigaretten am 30. September 2016 in einem Supermarkt in Weßling. Dass er in dem Geschäft auch einen Angestellten mit einer Glasflasche in der Hand bedroht hätte, stritt er ab. Falsch sei auch, dass er nach seiner Festnahme in einer Haftzelle der Herrschinger Polizei mit den Handschellen, die man ihm angelegt hatte, so heftig gegen die Gitterstäbe geschlagen habe, dass sich die Fessel zweimal öffnete und er damit in Richtung der Köpfer von vier Beamten vor der Zelle geschlagen habe. Und wie es nun mit ihm weitergehen solle, fragte Richter Martin Hofmann den 40-Jährigen, worauf dieser antwortete: Er wolle wieder arbeiten, bei Freunden unterkommen. Außerdem habe er einen Betreuer. "Der Rest ergibt sich dann." Der Prozess wird fortgesetzt.

© SZ vom 13.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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