Süddeutsche Zeitung

Prozess in Starnberg:Mit zwei Promille am Steuer

Schaden bei Trunkenheits­fahrt. Gericht verhängt Geldstrafe

Von Christian Deussing, Gilching

Aus Ärger auf einer Baustelle ist ein Handwerker vor einem Jahr betrunken durch Gilching gefahren. Nun wurde der 48-Jährige von dem Amtsgericht in Starnberg zu einer Geldstrafe verurteilt. Laut Anklage ramponierte er an einem Novemberabend mit seinem Kleintransporter eine Leitplanke der Straßenmeisterei, wendete dort und touchierte auf der Landsberger Straße ein geparktes Auto. Kurz darauf krachte er in einen Wagen, der an der Römerstraße abgestellt war und schob ihn elf Meter über den Gehweg. Bei den Unfällen entstand ein Gesamtschaden von etwa 50 000 Euro.

Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft räumte der Angeklagte im Prozess ein. Er gestand auch die Fahrerflucht, die ihm vorgeworfen wurde. Doch an die Beschimpfungen von drei Polizisten, die er als "Nazis" beleidigt haben soll, konnte sich der Mammendorfer in der Verhandlung nicht mehr erinnern.

Er wurde wegen vorsätzlicher Gefährdung des Straßenverkehrs, Unfallflucht und Beleidigung zu einer Geldstrafe von 170 Tagessätzen à 50 Euro, also 8500 Euro, verurteilt. Sein Führerschein wird weiter einbehalten und die Sperre der Fahrerlaubnis um zehn Monate verlängert. Die Fahrt mit 2,3 Promille am Steuer sei eine "heftige Geschichte" gewesen, erklärte Richter Franz von Hunoltstein. Man könne froh sein, dass bei den Unfällen keine Person verletzt worden sei.

Das Gericht wollte eine verminderte Schuldfähigkeit des Angeklagten nicht ganz ausschließen. Es wurde dem Mann auch zugute gehalten, dass er sich bei den Polizisten entschuldigt hatte. Deren Aussagen über das aggressive und beleidigende Verhalten des Unfallfahrers auf der Wache sind in der Verhandlung verlesen worden. Im Polizeiprotokoll wurde zudem notiert, dass der Mann bei der Blutentnahme gelacht und dem Arzt Witze erzählt habe. Aber auch daran schien sich der Angeklagte nicht mehr erinnern zu können.

Der Handwerker wusste aber noch, dass er damals vor der Fahrt Streit mit seinem Auftraggeber auf einer Baustelle gehabt habe. "Danach habe ich eine Flasche Wodka getrunken", sagte der 48-Jährige. Seit diesem Unfallabend trinke er aber keinen Alkohol mehr und es tue ihm leid, was passiert sei.

Der dritte Aufprall war die schlimmste Kollision, von der ein Autofahrer dem Gericht berichte. Er sei als Zweiter hinter dem Transporter auf der Römerstraße gefahren und habe gesehen, wie das Fahrzeug in einen geparkten Wagen krachte. "Das war ein Riesengeschepper mit großem Scherbenhaufen", erzählte der 49-jährige Zeuge. Der Unfallfahrer sei unverletzt geblieben, habe aber nach Alkohol gerochen, getorkelt und verwaschen gesprochen. Der Gilchinger sagte, dass der Mann friedlich gewirkt und auf dem Beifahrersitz des beschädigten Transporters auf die Polizei gewartet habe. Den Zündschlüssel hätten Anwohner vorsorglich abgezogen.

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SZ vom 13.11.2021
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