Proteste zeigen Wirkung:Abfallverband prüft zweiten Standort

Weßling Hochstadt, Demo gegen Awista

Die Hochstädter wehren sich vehement gegen die geplante Müllumladestation in ihrer Nähe in freier Natur.

(Foto: Georgine Treybal)

Für die geplante Umladestation ist neben dem umstrittenen Areal bei Hochstadt auch eine Fläche St. Gilgen wieder möglich. Jetzt sind die Gutachter gefragt

Von Christian Deussing, Starnberg

Unten im Foyer halten Bürger Tafeln gegen die "Naturzerstörung im Wasserschutz" hoch. 20 Hochstädter sind am Freitag zur Awista-Verbandsversammlung gekommen, um gegen die geplante Müllumladestation mit zentraler Verwaltung, Fahrzeughalle und Sozialkaufhaus zu demonstrieren, die das Entsorgungsunternehmen auf einem Feld bei Hochstadt auf Gautinger Flur bauen will. Den Protest der Bevölkerung gegen diesen Standort zwischen Hochstadt und Oberbrunn hat der Verbandsvorsitzende und Starnberger Landrat, Karl Roth (CSU), derweil längst registriert. Er könne die Bedenken durchaus "gut nachvollziehen", sagt er. Roth lässt aber auch durchblicken, zunächst an der bisherigen Bauleitplanung auf dem Areal festzuhalten, das nach langer Suche erworben wurde.

Man wolle jedenfalls den "großen Wurf und ein zukunftsfähiges Abfallwirtschaftskonzept entwickeln", betont Roth weiter. Er verspricht, dass auch beim Wasserschutz "keine rote Linie überschritten" werde. Deshalb will Awista nun über einen unabhängigen Gutachter aus Aalen "ergebnisoffen ein Realisierungskonzept mit Nutzwertanalyse" erstellen lassen, bei dem das 3,9 Hektar große Gelände bei Hochstadt mit dem alternativen Standort bei St. Gilgen auf Weßlinger Flur verglichen werden soll. Jene Variante an der Grenze von Gilching wünscht sich jetzt mit Nachdruck die Gemeinde Weßling, die noch vor drei Jahren diesen Awista-Plan neben Remondis an der Lindauer Autobahn abgelehnt hat.

Allerdings hätte dort der Abfallverband derzeit nur 1,2 Hektar für sein Bauprojekt zur Verfügung, wie Geschäftsleiter Peter Wiedemann betont. Die Abwägung solle "transparent und akzeptabel" sein. Man werde im "Spiel über die Banden der jeweiligen Gemeinden die verträglichsten Lösungen ermitteln, und nicht über die Köpfe hinweg entscheiden", versichert der Awista-Chef. In Fachgutachten würden unter anderem der Verkehr, Lärm, Natur- und Wasserschutz untersucht und in den Planungen berücksichtigt.

Vor den gravierenden Folgen für die Hochstädter warnt Verbandsrat Michael Sturm aus Weßling. Der private Zulieferverkehr zum Wertstoffzentrum werde aus Seefeld und Inning erheblich zunehmen. Zudem sei der Brunnen zur großräumigen Wasserversorgung nur 160 Meter entfernt. Sturm führt auch an, dass es die Option gebe, den ursprünglichen Standort bei St. Gilgen zu erweitern.

Doch auch dort gilt das interkommunale Abstimmungsgebot, das Awista beachten muss. Hierbei weißt Gilchings Bürgermeister Manfred Walter (SPD) darauf hin, dass der Ortsteil St. Gilgen durch die nahen Asphaltmischanlagen, den Kiesabbau und Sonderflughafen bereits sehr belastet sei.

Die unterschiedlich großen Flächen dürfen bei einer ergebnisoffenen Analyse der Standorte aber kein "K.o.-Kriterium" sein, fordert der Seefelder Verbandsrat Oswald Gasser. Er schlägt vor, nur eine Umladestation ohne Dienstleistungszentrum und Kaufhaus zu errichten. Denn das sollte zentral liegen und "nicht in die Peripherie verlegt werden", meint er. Doch mit seinem Antrag zur kleineren Bauvariante hat Gasser keine Chance in der Verbandsversammlung.

Dieser Vorschlag sei auch "viel zu kurz gesprungen, denn wir müssen zukunftsfähig bis in die nächsten 35 Jahre denken", betont der stellvertretende Awista-Vorsitzende Bernhard Sontheim aus Feldafing. Er verweist zudem darauf, dass man "jetzt in der glücklichen Lage" sei, zwei Grundstücke zu Verfügung zu haben, um die bestmögliche Lösung zu finden. Zuvor hat Gautings Vize-Bürgermeister Jürgen Sklarek (SPD) schon signalisiert, dass seine Gemeinde dem Awista-Plan bei Oberbrunn weiter unterstützen würde.

Unter den Zuhörern sind auch Anton Quanz und Hans Striedinger von der Interessengemeinschaft in Hochstadt, die gegen das Awista-Zentrum mit Restmüllumschlag mehr als 500 Unterschriften für eine Online-Petition gesammelt hat. Die beiden Hochstädter begrüßen zwar, dass nun zwei Standorte überprüft werden und die Alternative St. Gilgen noch im Rennen ist. Doch sie befürchten, dass die Gutachter durch den Auftraggeber gelenkt werden könnten.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: