Protest:"Pfui" für den Abfallverband

Weßling Hochstadt, Demo gegen Awista

Mit aller Kraft wollen vor allem die Hochstädter, die in der Nähe wohnen, die Müllumladestation vor ihrer Haustür verhindern.

(Foto: Georgine Treybal)

250 Menschen demonstrieren gegen die geplante Müllumladestation zwischen Oberbrunn und Hochstadt. Awista soll stattdessen am ursprünglich abgelehnten Standort an der Lindauer Autobahn bauen.

Von Christian Deussing

Der Protest wird größer, der Druck wächst: Etwa 250 Bürger haben am Donnerstagabend neben dem Feld am Waldrand bei Hochstadt demonstriert, wo der Abfallwirtschaftsverband Starnberg (Awista) eine Müllumladestation samt Sozialkaufhaus und Dienstgebäude auf Gautinger Flur bauen will. Das Areal befindet sich nur 600 Meter von Hochstadt entfernt und liegt an der Grenze zur Weßlinger Nachbargemeinde - ganz dicht an einem Trinkwasserschutzgebiet. Die meisten kamen aus Hochstadt und Weßling zur Kundgebung, um ihren Unmut auszudrücken. Fast alle unterschrieben den Antrag an den Awista und den Kreistag, den ursprünglich von Weßling abgelehnten Standort "An den Gruben" neben Remondis an der Lindauer Autobahn für das Projekt zu nutzen.

Die Flächen dort könne man sicher auch erweitern, zudem stünde das Areal nach Rücksprache mit dem Eigentümer noch immer zur Verfügung, erklärte Weßlings Bürgermeister Michael Muther (Freie Wähler). Er appellierte an die Einsicht des Abfallverbandes, der Kreispolitiker und Gautinger Gemeinderäte, einzulenken und das Vorhaben bei Hochstadt aufzugeben. Denn es zerstöre die Landschaft und gefährde das Trinkwasserreservoir von etwa 40 000 Menschen. Zudem werde der Verkehr in den umliegenden Dörfern massiv zunehmen. Der Rathauschef erhielt für seine Rede großen Beifall.

Eine Abfuhr erteilte auch die Ortsvorsitzende vom Bund Naturschutz Weßling, Gerhild Schenck-Heuck, den aktuellen Awista-Plänen. Sie hoffe, dass in dieser Sache die "Vernunft" noch siege. Das Mikrofon ergriff ebenso Anton Quanz, Mitbegründer der neuen Interessengemeinschaft, die 4000 Protest-Flugblätter auch in Oberbrunn, Unterbrunn und Gauting verteilt. Er griff Awista-Chef Peter Wiedemann frontal an, der eifrig mitschrieb und manchmal lächelte. Quanz ärgerte dies und verlangte von Wiedeman eine sofortige Stellungnahme. Der Awista-Geschäftsleiter machte daraufhin gleich klar, an dieser erworbenen, vier Hektar großen Fläche festhalten zu wollen und erntete dafür "Pfui"-Rufe. Er betonte, dass über ein übliches Bebauungsplan-Verfahren in Gauting die Einwände und Faktoren wie Wasser, Boden und Luft "gewürdigt" würden und sich der Verband dem stellen und die "Argumente wertschätzen" werde. Viele Zuhörer blieben skeptisch, denn ein Rückzug klingt sicher anders. Unterdessen wurde es am Himmel duster und es regnete. "Auch wir sind jetzt wieder für den alten Standort bei Remondis", meinten Doris und Wolfgang Nördinger aus Weßling. Das Ehepaar solidarisiert sich mit den unmittelbar betroffenen Hochstädtern, die zudem befürchten, dass es nicht bei dem Bau einer Müllumladestation bleiben werde. Denn danach werde sich weiteres Gewerbe zwischen dem Dorf und Oberbrunn ansiedeln, glauben viele Einwohner. Sie bedauerten übrigens, dass der Starnberger Landrat Karl Roth (CSU) der Einladung zur Kundgebung nicht gefolgt war. Roth hat sich entschuldigen lassen, weil er am Auftakt zum Fünfseen-Filmfestival in Starnberg teilnahm.

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