Protest am Heiligen Berg:Sturm auf den Turm

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Ein Verwaltungsgebäude im Hundertwasser-Stil, das plant die Andechser Molkerei: Doch es gibt massive Bedenken - unter anderem von den Benediktiner-Mönchen.

Dass es zum Bebauungsplan "Sondergebiet Andechser Molkerei Scheitz" in Erling eine ganze Latte an Einwendungen geben werde, haben die Andechser Gemeinderäte erwartet. In der Sitzung am vergangenen Dienstag lagen ihnen nun mehr als 100 Seiten vor. Auf knapp 70 davon äußerten sich Kirche, Ämter und Behörden, den Rest füllten die Bürger mit ihren Bedenken gegen die Molkerei-Pläne. Die größte Aufregung herrscht nach wie vor über die Absicht von Barbara Scheitz, das neue Verwaltungsgebäude im Hundertwasser-Stil zu bauen, einschließlich 20 Meter hohem Turm.

Die Molkerei Scheitz in Andechs plant umfangreiche Änderungen auf ihrem Betriebsgelände. Ein so genanntes Massemodell zeigt das künftige Verwaltungsgebäude mit dem integrierten Rundbau im Hundertwasser-Stil (rechts, Mitte).  (Foto: Georgine Treybal)

Schweres Geschütz fährt auch das Kloster Andechs auf. Die Benediktiner sind der Meinung, dass ein Hundertwasser-Gebäude mit einem "extravaganten 20 Meter hohen Turm" einen massiven Eingriff in die gewachsene Topographie darstelle, der sich auch auf die Bedeutung des Heiligen Bergs auswirke.

"Es ist nicht hinnehmbar", schreibt Abt Johannes Eckert, "dass allein wirtschaftliche Überlegungen, die anscheinend maßgeblich von dem französischen Großkonzern Bongrain mitbestimmt werden, zu einem derart folgenschweren und unumkehrbaren Eingriff führen." Dazu sagte Barbara Scheitz, dass Bongrain seit 2007 mit unter 25 Prozent an der Molkerei beteiligt sei. Auch Kreisheimatpfleger Gerhard Schober weist noch einmal auf seine Bedenken hin. Selbst wenn die Höhe des Turms auf 20 Meter reduziert worden sei und dessen Spitze keine Zwiebelform haben dürfe, befürchte er, dass das "bedeutende und sensible Ortsbild mit dem Erlinger Kirchturm und der Andechser Klosterkirche" gestört werde.

Vor allem der bekannt, stark farbliche Hundertwasser-Stil an den Gebäuden dürfte von den umgebenden Hängen aus in "aufdringlicher Weise in Erscheinung treten", befürchtet Schober. Den Nachbarn der Molkerei macht vor allem der Verkehr Sorgen, wenn zu den 1,5 Millionen Touristen, die jährlich auf den Heiligen Berg strömen, auch noch diejenigen kämen, die ein Hundertwasser-Haus sehen und die geplante Schaukäserei besuchen wollen. Die Gemeinderäte nahmen die Bedenken zur Kenntnis, fassten den Billigungsbeschluss aber mit großer Mehrheit. Nun wird der Bebauungsplan erneut ausgelegt.

Dem Bau einer neuen Technik- und Energiezentrale auf dem Molkereigelände stimmten die Gemeinderäte anschließend zu.csn

© SZ vom 16.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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