Süddeutsche Zeitung

Promikoch in Aufkirchen:Der Küchenzauberer

Der Promikoch Steffen Sonnenwald soll den Gasthof "Zur Post" in Aufkirchen als Manager in die Zukunft führen. Er will besonderen Wert auf Anbieter und Erzeuger aus der Region legen

Von Sabine Bader, Aufkirchen

Andreas Gröber meint es ernst, sehr ernst sogar - mit seinem Gasthof "Zur Post" in Aufkirchen. Er will den Betrieb, der derzeit mehr als 30 Mitarbeiter beschäftigt, zu einem modernen Unternehmen machen, das den Herausforderungen der Zeit gewachsen ist. Damit wäre das Ziel schon definiert. Um dieses möglichst schnell und ohne Umwege zu erreichen, hat sich Gröber einen ausgewiesenen Experten gesucht.

Steffen Sonnenwald ist so ein Fachmann der Extraklasse. Der aus dem Fernsehen bekannte Promikoch ("Fish'n'Fun"), einst Mitbegründer der so genannten "Jungen Wilden", ist jetzt der neue Manager der Post. Unstrittig beherrscht der 54-Jährige die Zauberei mit Topf und Pfanne perfekt, ist ein wahrer Meister des guten Geschmacks. Und auch wenn er inzwischen unter die Manager gegangen ist, hat er seine Finger noch immer gern mal in der Küche, wie er es ausdrückt. "Das Kochen ist meine große Passion", sagt er. Angefangen hat alles 1977 mit einer klassischen Kochlehre in München in den Torggelstuben und dann im Grand Hotel Continental. Die erste Anstellung als Küchenchef hatte er in Moers am Niederrhein. Später folgte die Szenegaststätte "Rilano Nr.6" (das frühere Lenbach). "Ich brauche jemanden, der nur die Post im Kopf hat, der dem Laden einen Schliff gibt", sagt Gröber. Sonnenwald führt seit 1. September gemeinsam mit Gröber die Regie in der Post. Doch ungeachtet aller Popularität, ist Sonnenwald bodenständig geblieben. Er kommt aus München, kam mit 27 Jahren nach Ambach an den Starnberger See ("Der See ist meine Wahlheimat") und lebt jetzt mit seiner Familie in Freising. Sonnenwald hat sich die Affinität zum Ländlichen bewahrt. Schließlich kann man regional sehr gehoben kochen. "Wir sind ein guter Landgasthof geworden", sagt Gröber. Und fügt gleich entschuldigend hinzu: "Das soll jetzt aber nicht arrogant klingen. Wir tun halt, was wir können." Und das bedeutet, Restaurant und Hotelbetrieb sind - anders als in den meisten Gaststätten - an sieben Tagen pro Woche ohne Ruhetag und an 365 Tagen im Jahr geöffnet. An schönen Tagen, wenn der Biergarten mit seinen 350 Plätzen voll ist, verlassen bis zu 800 Essen die Küche. Da weiß man abends, was man getan hat. Gröber sagt dazu schlicht: "Wir geben halt Gas." Viel Arbeit zu haben, das schreckt Sonnenwald nicht im Mindesten. Sein Beruf bringt das ohnehin mit sich. Sein Ziel ist es, wie er sagt, das Haus in Aufkirchen noch "vielfältiger" zu machen und "regionale Anbieter und Erzeuger noch mehr als bislang einzubeziehen". Sonnenwald geht es, wie er sagt, um die "Authentizität der Produkte", und das hat für ihn nicht unbedingt mit höheren Preisen zu hin. Und Gröber erhofft sich durch den neuen Manager zudem ein wenig mehr Freizeit. "Ich bin seit Jahren nicht einmal mit meinem Motorboot über den See gefahren", sagt der 42-Jährige. Und hofft, dass sich das ändern wird.

Die Mannschaft in Aufkirchen besteht derzeit aus gut 30 Mitarbeitern - davon acht Köche, stets sind vier im Haus. "Wir sind chronisch unterbesetzt", sagt Gröber. Sonnenwald wird in den kommenden Wochen das Personal auf 40 aufstocken. Dazu gehören auch bewährte Kräfte, die er kennt. Der bisherige Küchenchef der Post, Alexander Sattlegger, hat gekündigt und das Haus bereits verlassen. Bis der Posten neu vergeben ist, was aller Wahrscheinlichkeit nach schon Mitte Oktober der Fall sein wird, lupft Sonnenwald selbst öfter mal die Deckel am Herd. Aber das macht er ja gern.

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Quelle:
SZ vom 16.09.2016
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