Preisverleihung in Gauting:Zwei Stellen hinterm Komma

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Den SZ-Publikumspreis nehmen Christoph Hahn (2. v. li.) von der Produktionsfirma und Stephanie Schonger vom Verleih entgegen. Festivalchef Matthias Helwig (re.) und SZ-Redakteur David Costanzo gratulieren. (Foto: Georgine Treybal)

Mit haudünnem Vorsprung gewinnt "Der Palast des Postboten" den SZ-Publikumspreis

Von Gerhard Summer, Gauting

Fünf Gewinnerfilme von Frauen oder Regiepaaren und vier von Männern, 21 000 Kinogäste, eine denkwürdig knappe Entscheidung beim SZ-Publikumspreis und ein kurioser Video-Art-Award: Das Fünfseen-Filmfestival hatte heuer von fast allem mehr, obwohl es um zwei Tage kürzer ausfiel als im Vorjahr. Matthias Helwig, der Leiter der Filmtage, sprach bei der abschließenden Preisverleihung am Donnerstag im Kino Gauting von einer stolzen Besucherzahl "unter fast unmöglichen Bedingungen". Denn abgesehen vom reduzierten Programm seien die teilweise verregneten Kino-Open-Airs vor dem Festival mittelprächtig gewesen, was den Publikumszuspruch betraf. Am Ende kam trotzdem ein Plus heraus: etwa 1000 Besucher mehr als 2018. Am vergangenen Festivalwochenende sei der Ansturm der Cineasten besonders groß gewesen. Preisentscheidungen fallen auf dem Filmfest oft knapp aus, aber so eng wie dieses Jahre dürfte es bei einer Prämierung selten zugegangen sein. Nils Taverniers Biopic "Der Palast des Postboten", das am 19. Dezember in die Kinos kommt, setzte sich mit hauchdünnem Vorsprung vor dem chinesischen Drama "Bis dann mein Sohn" durch und gewann den SZ-Publikumspreis. Bei der Auszählung der Wertungen habe die "zweite Stelle hinter dem Komma" den Ausschlag gegeben, sagte Helwig. Stellvertretend für den Regisseur nahm der Pöckinger Christoph Hahn von der Produktionsfirma NFP die Auszeichnung entgegen, ihm hatte Helwig schon den grandiosen Eröffnungsfilm "Maudie" von 2017 zu verdanken. Der Gewinner erhält eine Anzeige in der Süddeutschen Zeitung im Wert von 5000 Euro. Unter den Kinobesuchern, die Bewertungen abgegeben hatten, wurden außerdem eine Jahreskarte für Helwigs Kino und ein Halbjahresabo der SZ verlost. Stephanie Schonger von der Filmwelt-Verleihagentur, die in Deutschland die etwa 1200 Kinobetreiber beliefert und mit Helwig seit 1986 zusammenarbeitet, war ebenfalls zu der Feier gekommen. Wie sie sagte, werde Schauspieler Mario Adorf auf seiner Kinotour im November vielleicht auch in Starnberg die Dokumentation über sein Leben vorstellen, den Film "Es hätte schlimmer kommen können". Allerdings sei Adorf schon 89, "da muss man ihn schonen".

Die Jury des mit 500 Euro dotierten Video-Art-Awards, der unter anderem das Künstlerpaar Roman Wörndl und Juschi Bannaski aus Aufkirchen bei Berg angehört, hatte sich für eine merkwürdige Auslese entschieden. Wie Wörndl erklärte, warte man nicht darauf, dass Künstler ihre Werke einschicken. Er sagte: "Wir machen das anders, wir suchen gezielt." Das Ergebnis: Von den 13 ausgewählten Arbeiten zum Thema "Urknall - Beginn der Zeit" waren nur sieben aus den Jahren 2016 bis 2019, der Rest datierte von 2005, 2008 oder sogar von 1989. Am Ende gab es zwei Sieger: Hans Op de Beecks "All Together Now" von 2005, einen witzigen Slow-Motion-Film von drei Festgesellschaften, und "Balance" von Christoph und Wolfgang Lauenstein. Der Puppentrickfilm entstand 1989 und bekam ein Jahr später den Oscar für den besten animierten Kurzfilm. Die Lauensteins müssen überrascht gewesen sein, als sie von der Prämierung drei Jahrzehnte später erfuhren.

Auch beim Horizonte-Preis war der Abstand zwischen dem Sieger und dem zweiten Platz klein. "Digitalkarma" von Mark Olexa und Francesca Scalisi, eine Doku über ein Mädchen aus Bangladesch, gewann vor "Sea of Shadows". Olexa nahm die mit 2000 Euro dotierte Auszeichnung entgegen.

© SZ vom 14.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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