Posse um Hochzeit auf dem Starnberger See:Sie trauen sich nicht ganz

Kann es eine schönere Hochzeitskulisse geben als den Starnberger See? Ein Verein möchte auf einem restaurierten Dampfer neben Kulturveranstaltungen auch Trauungen anbieten. Klingt romantisch, wenn die Behörden nicht wären. Denn der Starnberger Verwaltung gehen derartige Hochzeiten zu weit - im wahrsten Sinne des Wortes.

Sylvia Böhm-Haimerl und Wolfgang Prochaska

Wenn es um romantische Orte zum Heiraten geht, hat Starnberg einiges zu bieten. Die Lage ist idyllisch, der Blick über See und Alpenkette phänomenal. Verliebte können sich das Ja-Wort auf Schloss Kempfenhausen geben, im Herrschinger Kurparkschlösschen oder auf der Roseninsel, wo sich schon Ludwig II. und Sisi näherkamen. Und wenn das Geld keine Rolle spielt, ist auch eine Trauung auf dem Schiff möglich. Kostenpunkt: 3000 Euro. Der Dampfer muss gemietet werden - was aber noch lange nicht heißt, dass die Hochzeitsgesellschaft mit ihm auch in See stechen darf.

Tutzing See

Eigentlich eine schöne Hochzeitskulisse: der Starnberger See.

(Foto: Georgine Treybal)

Die Stadt Starnberg weiß das bisher zu verhindern, und ihr Veto beschäftigt nun sogar das Landratsamt. Anlass ist der Versuch des Tutzinger Museumsschiff-Vereins, auf dem liebevoll restaurierten Dampfer Tutzing neben Kulturveranstaltungen auch Trauungen anzubieten.

Das Problem: Für eine solche Genehmigung müssen viele Stellen eingeschaltet und Zuständigkeiten unter einen Hut gebracht werden. Neben der Schlösser- und Seenverwaltung, dem Landratsamt und der Gemeinde Tutzing ist auch Starnberg zuständig. Denn die Seefläche ist gemeindefreie Zone und die Flurnummer dem Standesamtbezirk der Kreisstadt zugeordnet.

Für eine Schiffstrauung auf der Tutzing wäre also nicht der Tutzinger Standesbeamte zuständig, sondern sein Kollege aus Starnberg. Doch das geht der Verwaltung dort zu weit - und zwar im Sinn des Wortes. Die Fahrt eines Starnberger Standesbeamten nach Tutzing und wieder zurück sei einfach mit viel zu großem Aufwand verbunden, heißt es im Starnberger Rathaus. Das lakonische Fazit eines Sprechers lautet: Die Tutzinger müssten sich eben damit begnügen, "dass es keine Schiffstrauungen gibt".

Auch für die Trauungen auf den in Starnberg liegenden Schiffen Bernried und Starnberg macht die Kreisstadt Auflagen. Die eigentliche Trauung dauert zwar meist nur 30 Minuten, doch recht viel länger soll der Beamte nicht fehlen im Rathaus. Und damit er auch wirklich schnell zurück ist, dürfen die Starnberger Hochzeits-Dampfer nicht ablegen, sondern bleiben fest vertäut am Steg liegen.

Das Landratsamt prüft nun ein ungewöhnliches Mittel, um Trauungen auf der Tutzingdoch noch zu ermöglichen: eine Art Grundstücksteilung des Starnberger Sees. Dessen Fläche müsse im Bereich des Dampfers abgeteilt und der Gemarkung Tutzing zugeordnet werden. Damit wäre das dortige Standesamt zuständig - und das Problem gelöst. Allein: "So etwas gab es bisher noch nicht", sagt Behördensprecher Stefan Diebl.

Doch Starnberg lehnt auch diese Lösung ab: Am Ende müssten sonst auch noch die Zuständigkeiten für Todesfälle im See oder Entbindungen auf dem Schiff neu geregelt werden, argumentiert die Kreisstadt. Ob Grund zur Freude oder Anlass zur Trauer - in Starnberg gibt es alles, aber keine Ausnahmen.

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