Gartenfest der Politischen Akademie:Erst donnert’s und dann kracht’s

Lesezeit: 2 Min.

Erst eine donnernde Rede, dann ein tatsächliches Gewitter: das Gartenfest der Politischen Akademie in Tutzing. (Foto: Georgine Treybal)

Bis zum Hereinbrechen eines heftigen Gewitters liest Ursula Münch ihren Gästen aus Politik und Gesellschaft ordentlich die Leviten.

Von Florian Zick, Tutzing

Das mit den dunklen Wolken ist natürlich schon ein eher abgedroschenes Bild. Aber für diesen Abend in Tutzing passt es gleich im doppelten Sinne sehr präzise. Denn beim Gartenfest der Politischen Akademie ließ Direktorin Ursula Münch in ihrer Ansprache zunächst das düstere Nachrichtengewitter aufziehen. Und dann brach der Himmel tatsächlich krachend über die rund 400 geladenen Gästen herein. Das Küchenpersonal musste sogar mit Nasssaugern anrücken, um selbst die Lobby von massenweise styroporgroßen Hagelkörnchen zu befreien.

Vor dem plötzlichen Unwetter hatte Münch im da noch sonnigen Rosengarten der Akademie auf ihre ebenso resolute wie charmante Art noch ein düsteres Weltbild gezeichnet. Es ging um den aufstrebenden Rechtspopulismus, die heutige Neidgesellschaft, die Gefährlichkeit sozialer Medien („viele glauben dem, der schöner lügt“) und sehr viel um die im November anstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA. Das Attentat auf Donald Trump war zu diesem Zeitpunkt noch nicht passiert. Und dennoch nahm die US-Wahl einen großen Teil ihrer Rede ein.

Amtsinhaber Joe Biden blieb es dabei erspart, namentlich genannt zu werden. Münch sprach nur vom „alten, schwachen Noch-Präsidenten“ und riet der demokratischen Partei, eine „neue, fähige und nicht senile Kandidatin“ aufzustellen – mit Betonung auf die weibliche Endung des Wortes. Sie dürfte dabei also vornehmlich an die momentane Vize-Präsidentin Kamala Harris gedacht haben. Vielleicht aber auch an die frühere First Lady Michelle Obama. Weil momentan aber nicht zu erkennen ist, dass die Demokraten bei der Kandidatur noch einmal umschwenken, skizzierte Münch mit Blick auf die Nato das mögliche Folgeszenario: Bei einem Trump-Sieg könne man davon ausgehen, dass „das Schutzversprechen der USA künftig an Bedingungen geknüpft ist“, sagte sie.

In den weitläufigen Räumen der Akademie ging die Party dem Vernehmen nach trotz des heftigen Unwetters bis nach Mitternacht weiter. Bei Schokomousse und Paprikaröllchen waren die US-Wahlen auch dort eines der bestimmenden Themen. Der nach einer CSU-Veranstaltung etwas verspätet eingetroffene Starnberger Landrat Stefan Frey („der Dobrindt hat so lange geredet“) etwa attestierte Joe Biden eine gewisse Sturheit. „Dabei könnte ihm mit seinen bald 82 Jahren niemand einen Vorwurf machen, wenn er sich jetzt zurückzieht.“

Akademie-Direktorin Ursula Münch bei ihrer Ansprache. (Foto: Georgine Treybal)

Doch bei allem Verdruss über die Weltlage, gab es auch positive Personalien zu vermelden, vor allem mit Bezug auf die Tutzinger Lokalprominenz: Der politisch der CSU zugeneigte Musikproduzent Leslie Mandoki durfte sich ein paar verbale Streicheleinheiten für sein neues Album abholen. Die jüngst abgewählte Bürgermeisterin Marlene Greinwald bekam von den Akademie-Gästen sogar richtigen Applaus für ihren Einsatz für den Verein Fidip (Frauen in die Politik). Und die Starnberger SPD-Landtagsabgeordnete Christiane Feichtmeier wurde nebst der zahlreich erschienenen anderen Parteimitglieder mit dem etwas vergifteten Wunsch bedacht, sie möge sich beim Gartenfest eine „Auszeit von den Umbrüchen in ihrer Partei“ gönnen.

Die politischen Gäste lassen sich von der Gefahr, auf diese oder ähnliche Art eine über gebügelt zu bekommen, in aller Regel nicht vom Besuch des Gartenfests anhalten. Dieses Mal musste die Politische Akademie allerdings tatsächlich einige Absagen hinnehmen – auch kurzfristige. Münch liegt mit ihrer Vermutung aber wahrscheinlich nicht falsch, das könnte mit den weitverbreiteten Wetter-Apps zu tun haben. Auch wenn ein verbales Donnerwetter dort nicht mit einer Warnung angezeigt wird.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Verkehr
:„Wir brauchen einfach mehr Geld“

Den Kommunen fehlen die finanziellen Mittel, den beauftragten Unternehmen immer wieder Fahrer, obendrein wirken viele Busse nicht ausgelastet. Wie soll da die Mobilitätswende im ländlichen Raum gelingen? Ein Gespräch mit MVV-Chef Bernd Rosenbusch.

Interview von Linus Freymark, Jakob Thies

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: