Poetry Slam:Dichterwettstreit gegen den Klimawandel

Weßling Pfarrstadl Poetry Slam

Wortgewaltige Klima-Poeten haben in Weßling um den Sieg gekämpft. Dafür hatte jeder nur sieben Minuten Zeit.

(Foto: Georgine Treybal)

Den Poetry-Slam in Weßling, veranstaltet vom Energiewendeverein Starnberg, gewinnt die Söckinger Schülerin Emily Kura

Von Ute Pröttel, Weßling

Wir müssen die Energie wenden/sonst werden wir schlimm enden/ in Hitze, Dürre Wassermassen/unsere Enkel werden uns hassen", so slammt die Grünen-Landtagsabgeordnete Anne Franke am Samstagabend beim Poetry-Slam im Weßlinger Pfarrstadl. Der Energiewendeverein Starnberg hatte zum Wettstreit der Wörter geladen, Juroren organisiert und ein paar Profis unter die Mitwirkenden gemischt. 20 Slamer hatten sich angemeldet, 14 standen dann auf der Bühne des Pfarrstadls.

"Wir können doch nicht entscheiden zwischen Konsum und ein wenig Achtsamkeit/Genau das was wir nicht haben ist die Zeit/ die Zeit zum Heilen schaffen wir nur wenn wir uns beeilen", textet Emily Kura. Die 17-jährige Schülerin aus Söcking tritt als Fünfte auf die Bühne. Sie trägt ihren Text frei vor und lässt sich vom Rhythmus der Wörter tragen. Sie spielt mit Wiederholungen und poetischen Wendungen und präsentiert doch einen durch und durch nachdenklich machenden Text, über den sie den Titel "Zukunftsgedanken" stellt. Sie war damit auch schon bei den Friday for future-Demos aufgetreten. Die junge Frau mit den weißen DocMartens und dem schwarz-weißen Ringelshirt begeistert und geht in der Wertung in Führung.

Sechs Juroren sitzen im Publikum. Sie vergeben Noten von eins bis zehn. Sieben Minuten Zeit maximal hat jeder Teilnehmer für seinen Text. Den Klimawandel erfassen und durchdringen, das war die Vorgabe der Organisatoren. Es wurde ein kurzweiliger Abend, der offenbarte: Es gibt viele Formen, sich über den Zustand unserer Welt zu äußern.

Horst-Günter Heuck, ehemaliger Gemeinderat in Weßling, trägt einen Dialog zwischen "Moritz, dem Filou und dem Papa dazu" vor. Lutz Schasiepen dagegen erzählt die fiktive Geschichte vom Walchen und lenkt die Aufmerksamkeit auf die Vermüllung der Meere. Jan Haas aus Gilching spickt seinen Text mit Begriffen aus der Finanzwirtschaft: Performance, Senior Consultant, Flip Chart, mindmappen, outsoucren, das alles widerfährt einem Projekt namens Leben. Darüber wird vergessen, dass "wirklich wichtige Projekte ein Herz haben/und wenn sie es schaffen, die Gegenwart zu verändern, so leben sie auch in Zukunft". Der 35-jährige Nikita Garbunov tritt dagegen mit einem sehr zynischen Text auf die Bühne: "Den Klimawandel machen die Chinesen, und wer ist eigentlich Greta Thunberg, Alter". An seinem Auftreten und Slang spürt der Hörer bald, dass Garbunov ein Profi ist. Er setzt sich an die Spitze des Feldes. Später im Battle der besten drei um den Sieg des Abends, slammt er frei mit Wörtern aus dem Publikum. Eine gekonnte Performance die zeigt, wie viel Spaß so ein Poetry Slam machen kann.

Dieses besondere Slam-Feeling nimmt auch Erik Bassermann mit. Der 15-jährige Schüler aus Hechendorf steht zum ersten Mal auf der Bühne. Er ist gleich als zweiter dran. Die Reihenfolge der Auftritte entscheidet das Los. Sein Text heißt "Du blinde Kuh". Zwei, drei Tage habe er daran geschrieben, erzählt er nach der Veranstaltung. Mal ging gar nix, dann fielen ihm wieder gute Wendungen ein. Langsam habe sich ein Gespür entwickelt. Am Ende des Abends werden seine Mühen und sein Mut belohnt. Nachdem die drei Profis geoutet sind und aus der Wertung fallen, wird Emily Kura Klima-Poetin des Abends. Auf dem zweiten Platz landet Erik Bassermann, gefolgt von Jan Haas.

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