Pöcking:Was lange währt, wird endlich gut

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Stolz präsentieren (v. li.) Albert Luppart, Rathauschef Rainer Schnitzler und Architekt Tom Frank den symbolischen Schlüssel für das "Beccult". (Foto: Georgine Treybal)

Nach zähen Planungen weiht die Gemeinde ihr neues Bürgerhaus "Beccult" ein

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Mehr als 30 Jahre lang haben sich die Pöckinger einen Bürgersaal gewünscht. Die Planungen waren bekanntlich zäh, die Namensfindung ebenso. Bürger hatten bereits scherzhaft angeregt, man möge das Haus doch entweder "Albert-Hall" nennen, nach dem Zweiten Bürgermeister Albert Luppart, der ein Verfechter des Projekts ist, oder gleich "Endlich". Und jetzt ist er endlich in Erfüllung gegangen, der Traum vieler Pöckinger. Am Sonntag wurde das mehr als 10,5 Millionen Euro teure "Beccult", wie es jetzt offiziell heißt, feierlich eingeweiht.

Knapp 200 geladene Gäste, darunter Rockstar Peter Maffay, verdiente Pöckinger, Vertreter der Vereine, Planer und Vertreter der Fachfirmen, verfolgten die Zeremonie mit Schlüsselübergabe und Segnung durch Pfarrer Leander Mikschl sowie seinem evangelischen Amtskollegen Michael Stein. "Es macht richtig Spaß, hier zu stehen", sagte Bürgermeister Rainer Schnitzler und bezogen auf das Bauwerk selbst meinte er: "Es wurde immer besser, bei jeder Umplanung."

Es sei ein ehrliches Gebäude entstanden, das nichts verstecke, erklärte Architekt Tom Frank. Das heutige Beccult hat allerdings nicht mehr viel mit seinem ersten Entwurf zu tun, mit dem er im Jahr 2009 den Architekturwettbewerb gewonnen hatte. Aus dem ursprünglich geplanten Stahlbetonbau mit Flachdach ist ein Holzbau mit prägnantem Dach geworden und einem innovativen, nachhaltigen Energiekonzept. Im hellen, freundlichen Saal wurde die Technik hinter weiß gestrichenen Holzleisten versteckt. Laut Frank wurden insgesamt 900 Kubikmeter Holz verwendet, das in Deutschland innerhalb von nur zehn Minuten wieder nachwachse. Wie der Architekt vorrechnete, könnten damit 900 Tonnen Kohlenstoffdioxid gebunden werden. Zwar war die Materialauswahl von den Kosten bestimmt worden, an die Akustik indes wurden hohe Anforderungen gestellt. Ob klassische Konzerte, Lesungen oder Faschingsball: "Der Saal muss alles können", sagte Frank.

Nach den ersten Kulturveranstaltungen, die in der Festwoche bereits stattgefunden haben, war Kulturreferent Luppart überzeugt, dass der Akustiker "hervorragende Arbeit" geleistet hat. "Pöcking setzt Akzente, nicht nur im Landkreis, auch darüber hinaus", sagte er. Um den Klang genießen zu können, soll die Bühne mit einem Steinway-Flügel ausgestattet werden, den Luppart mit Hilfe eines Crowdfunding-Projekts finanzieren will. Die erste Spende in Höhe von 1000 Euro brachte er gleich selbst mit.

Landrat Karl Roth war "herzensfroh", dass die Umsetzung so lange gedauert hat. Denn ohne die Verzögerungen hätte man 2015 kein Zeltlager für 130 Flüchtlinge auf dem Gelände errichten können. Vom Beccult zeigte er sich begeistert: "Ein tolles Haus, ein toller Wurf, es passt einfach." Der Gilchinger Rathauschef Manfred Walter, der als stellvertretender Bürgermeistersprecher gekommen war, gab seinen Amtskollegen Schnitzler einen Rat: Neben einem Flügel brauche man für das Beccult einen Kulturmanager und mehr Hausmeisterstunden.

© SZ vom 11.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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