Drei Stunden, elf Minuten und 52 Sekunden: Als die letzte Läuferin vom Team „Coach Veronika 1“ endlich das Ziel erreicht, gibt es noch einmal Sonderapplaus. Auf den letzten Metern hatte es einen Zweikampf um den letzten Platz des Klassements gegeben, doch Lena Ottmar, die „Bunte Haxn“-Schlussläuferin von der Prinzenweg-WG der Lebenshilfe Starnberg, war eindeutig schneller: 16 Sekunden betrug am Ende der Vorsprung auf den letzten Platz, und das Team um „Haxn“-Teamchefin Brigitta Biermanski, Marathon-Seniorenweltmeisterin, feiert den vorletzten Platz wie einen Sieg.
Zu diesem Zeitpunkt haben alle anderen Mannschaften längst zusammen gepackt. Als Erste erreichten die schnellen Jungs vom LC Buchendorf in einer Zeit von 1:33:54 Stunden den Zielturm auf dem Bundeswehrgelände in Maising. Souverän verteidigten Simon Ginder, Hannes Burger, Korbinian Sautter, Paul Hahn, Manuel Maier und Leonhard Mandl ihren Vorjahrestitel und damit die Gesamtwertung unter 198 teilnehmenden Teams; zwei Mannschaften hatten kurzfristig zurückgezogen. Mehr als eine Minute Vorsprung zeigte die Uhr vor den Dauerrivalen vom TV Planegg-Krailling (1:34:59) und der drittplatzierten LG Würm-Athletik (1:40:30).
Doch der Jubiläumslauf, der am Samstag zum 40. Mal stattfand, kennt noch mehr Sieger: Bei den Damen dominierte wie im Vorjahr die LG Würm-Athletik vor dem LC Buchendorf, die Mixed-Wertung sicherte sich der TV Planegg-Krailling und die Gästewertung der Kreisjugendring Regen. Die immer beliebter werdende Kategorie „Firmen“ mit diesmal 42 Staffeln gewann das Team „Compact Dynamics“. Eine Sonderurkunde und frenetischen Applaus gab es für die „Jubiläumsstaffel“ mit der Startnummer 1: Susanne Niggl, Josef Voggesser, Herbert Ober, Lorenz Schmidt, Detlef Schneider und Werner Pellikan haben alle 40 Läufe seit 1985 bestritten.
Drohte der Veranstaltung in den Vorjahren mangels Nachwuchs die Vergreisung, zeichnet sich nun ein gegenläufiger Trend ab. Den größten Zuwachs gibt es bei Kindern und Jugendlichen. Insgesamt 42 Staffeln waren dabei, und Markus Lübbe, zum dritten Mal der Landkreislauf-Beauftragte vom Landratsamt, ist begeistert: „Das freut mich riesig“, sagt er, „das ist die Basis für die nächsten Jahre“. Zumal sich der erst im Vorjahr eingeführte „Bambinilauf“ für Drei- bis Sechsjährige erneut als Volltreffer erwies: Knapp 80 Kinder bewältigten ohne Hilfe der Eltern, ohne Zeitnahme und Platzierung eine 1000-Meter-Strecke.
Wesentlich ernster nahmen es die Kindermannschaften auf verkürzter Strecke und die Jugendlichen. Während bei den Älteren der TV Planegg-Krailling den Pokal eroberte, dominierte bei den Kindern die FT Starnberg: Die Fußballer hatten fünf Mannschaften gemeldet, es siegte das „Team Leoparden“ vor den „Leichtathletik-Raketen“ vom TSV Hechendorf. Die Plätze drei und vier gingen wiederum an die FT-Teams „Löwen“ und „Musiala“.
Vielleicht ist es dieser besondere Geist, der den Starnberger Landkreislauf zu einem Breitensportklassiker in familiärer Atmosphäre macht: Hobbyläufer kommen ebenso wie ambitionierte Athleten auf ihre Kosten, am Start sind Vereinsmannschaften, Männer-, Frauen- und Mixed-Teams, Laufgemeinschaften, Firmenstaffeln, Junge und Alte, Gäste, Soldaten und Zivilisten. „Das ist ein schönes Volksfest“, sagt Lorenz Schmidt aus Hochstadt, der seither alle Läufe bestritten hat. „Dabei sein ist alles“, sagte er, und bei allem sportlichen Ehrgeiz: „Das muss man entspannt sehen“.
Die zweite Besonderheit, die diesen Wettkampf auszeichnet, ist das Zusammenspiel in der Organisation von Behörden, Gemeinden und Sportvereinen unter Mithilfe von BRK, BLSV, Feuerwehr, Bauhöfen, Sponsoren und unzähligen Helfern. Auch die Polizei war dabei, diesmal sogar mit eigener Laufmannschaft. Die Bundeswehr erwies sich nach 2003 und 2008 erneut als hervorragender Gastgeber. Kennzeichnend für die entspannte und klassenlose Atmosphäre dürfte eine Szene am Rande der Siegerehrung in der Sporthalle sein: Brigadegeneral Rainer Simon, ranghöchster Offizier der General-Fellgiebel-Kaserne und Chef der Teilstreitkraft „Cyber- und Informationsraum“ (CIR) in Pöcking, war sich nicht zu schade dafür, Müll von den Tischen zu räumen. Den ganzen Tag verbrachte er auf dem Veranstaltungsgelände und überreichte gemeinsam mit Landrat Stefan Frey den „Bambini“ Medaillen. Im Wettkampf dagegen war es zumindest mit der Freundlichkeit des Landrats vorbei: Verbissen kämpfte das Team „Landrat, Bürgermeister und Friends“ um bessere Zeiten, die Frey-Truppe landete am Ende auf Rang 99 – diesmal einen Rang besser als die „EssZettAllStas“.
„Es hat alles gut geklappt“, resümierte Lübbe am Tag danach – auch, wenn es auf einem der Parkplätze zuweilen etwas chaotisch zugegangen war. Das BRK brachte einen Teilnehmer, der sich völlig verausgabt hatte, ins Krankenhaus; bis auf die Versorgung von Wespenstichen und kleineren Blessuren gab es aber sonst nur wenig zu tun. Und zum Abschluss war auch den Militärs noch ein logistischer Fehler unterlaufen: zu wenig Personal an der Ausgabe von Getränken und Speisen. Die Folge waren lange Warteschlangen und ein verspäteter Beginn der Siegerehrung. Dafür gab es einen echten Klassiker der Militärküche: Kartoffelsuppe auf Holzlöffel, wahlweise vegan oder mit Würstl.
Der 41. Landkreislauf findet nächstes Jahr am 11. Oktober in Gilching statt. Der TSV Gilching-Argelsried, 2018 schon einmal Gastgeber, feiert dann sein 100-jähriges Bestehen. Die einzige Kommune im Landkreis, die sich dem sportlichen Geschehen in vier Jahrzehnten als Ausrichter konsequent entzogen hat, bleibt somit weiterhin die Gemeinde Berg.
Alle Ergebnisse und einzelne Rundenzeiten zum 40. Starnberger Landkreislauf finden sich im Internet unter https://www.datasport.de/anmeldeservice/landkreislaufstarnberg2024/ergebnisse