Pöcking:Rückzahlungen drohen

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Sieht weiter optimistisch in die Zukunft: Der Pöckinger Bürgermeister Rainer Schnitzler.

(Foto: Georgine Treybal)

Pöcking soll 25 Millionen Euro an Firmen überweisen

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Gewerbesteuereinnahmen von zehn Millionen, Rücklagen von etwa 50 Millionen und daraus resultierende Zinseinnahmen von 1,5 Millionen Euro: Das Finanzpolster der Gemeinde Pöcking kann sich sehen lassen. Der Wermutstropfen ist, dass die Gemeinde wegen des Wegzugs eines ihrer größten Steuerzahler künftig mit einem massiven Rückgang der Gewerbesteuereinnahmen rechnen muss. Zudem haben mehrere Firmen gegen ihre Gewerbesteuerbescheide geklagt. Falls sie recht bekommen, droht eine Rückzahlung in Höhe von 25 Millionen Euro.

Dennoch sieht Bürgermeister Rainer Schnitzler dieses Szenario nicht so negativ, wie es scheint. "Die schlechten Jahre - wenn sie kommen - kommen sie erst später", sagte er in der Bürgerversammlung am Donnerstag. "Wir werden nicht am Hungertuch nagen". Denn trotz hoher Ausgaben für Projekte, wie das Haus der Bürger und Vereine oder die Erschließung des Gewerbegebiets Schmalzhof, wird die Gemeinde weiterhin schuldenfrei sein und das Vermögen wird im Jahr 2019 immer noch 30 Millionen Euro betragen.

Mit knapp 200 Besuchern waren weniger Pöckinger in die Turnhalle gekommen als in den Jahren zuvor. Offenbar sind die Bürger rundum zufrieden mit der Rathauspolitik; denn rund die Hälfte von ihnen verließ die Versammlung schon vorzeitig. Auch die Diskussion zeigte, dass die Pöckinger lediglich Kleinigkeiten zu bemängeln haben, wie etwa zugeparkte Gehwege oder zu wenige Wasserstellen auf dem Friedhof. Eine längere Debatte mit Schnitzler führte lediglich Martin Erhard. Der Pöckinger hatte schon vor Wochen darauf hingewiesen, dass ein Bauernhof in der Nähe des Rathauses verkauft werden soll. Die Gemeinde sollte seiner Meinung nach das Anwesen erwerben, da die Scheunen für einen Bürgersaal bestens geeignet seien und darüber hinaus im Jahrhunderte alten Hof bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden könnte. Vor dem Hintergrund, dass die Geldanlagen der Gemeinde auslaufen und, wie Schnitzler betonte, die Angebote der Banken für Neuanlagen "zum Weinen" seien, wäre ein Immobilienerwerb in der Dorfmitte sicherlich eine Option, um die Rücklagen gewinnbringend anzulegen. Doch der Rathauschef erteilte er dem Vorschlag eine Absage.

Abgesehen vom hohen Emissionsschutz mitten im Dorf, sei der Zug für eine Änderung der Bürgersaal-Planungen längst abgefahren, erklärte er. Zwar findet es auch Schnitzler schade, wenn anstelle des Bauernhofs Wohnblöcke entstünden. Bei Grundstückspreisen pro Quadratmeter von 1000 Euro und mehr hielt er den Erwerb des Anwesens durch die Gemeinde für zu teuer. In seinem Rechenschaftsbericht indes bezeichnete er die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum als "eine der größten Herausforderungen der nächsten Jahre". Nicht einmal Gutverdiener könnten sich noch Grund und Boden in der Region leisten. Auch die Mieten seien zu hoch für normalverdienende Fachkräfte. Dadurch könnte es zu einer Einschränkung von zentralen Dienstleistungen kommen, auch Vereine, wie die Freiwillige Feuerwehr fänden keine Mitglieder mehr.

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