Energiewende:Pöcking plant zwei Photovoltaikanlagen auf Freiflächen

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Die Photovoltaikanlage an der Lindauer Autobahn auf der Höhe von Geisenbrunn ist die größte im Landkreis Starnberg. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Gemeinde will Grundstücke zur Verfügung stellen und an eine Betreibergesellschaft vermieten. Der Strom soll teuer an der Börse verkauft werden.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Die Gemeinde Pöcking plant zwei Freiflächenphotovoltaikanlagen, an denen sie sich selbst beteiligen will. Sie sollen in der Nähe der Maxhof-Kaserne sowie südlich des Ascheringer Brunnenhauses entstehen und könnten, wenn alles gut läuft, bereits in drei Jahren fertig sein. Einen entsprechenden Grundsatzbeschluss hat der Bauausschuss am Montag einstimmig getroffen. Die Planungen müssen allerdings noch in der kommenden Woche vom Gemeinderat abgesegnet werden.

Mit den Anlagen könnte die Gemeinde ihre Eigen-Stromproduktion mehr als verdreifachen

"Wir wollen etwas für die Energiewende tun, aber auch für uns", sagte Bürgermeister Rainer Schnitzler (PWG) vor dem Hintergrund, dass der Verkauf von Strom aus Photovoltaik-Anlagen derzeit finanziell attraktiv ist. Zudem könnten die Anlagen zur regionalen Energiewende beitragen. In Pöcking werden bislang nur sechs Prozent des Stromverbrauchs durch Photovoltaik abgedeckt. Sollten die Pläne umgesetzt werden, könnte die Eigen-Stromproduktion in der Gemeinde auf 28 Prozent erhöht und damit verdreifacht werden. "Wenn wir weiterhin so leben wollen, wie bisher, müssen wir etwas tun", ist der Rathauschef überzeugt. Die Standortentscheidung ist der erste Schritt. Konzept und Kostenkalkulation müssen erst noch ausgearbeitet werden.

Die Grundstücke sind vom Arbeitskreis Klimadialog ausgewählt worden. Das 4,2 Hektar große Areal an der Ortsverbindungsstraße zwischen Maising und Pöcking hält Schnitzler für besonders geeignet. Es handelt sich um Gemeindegrund, der bereits bei der Standortsuche für das Gewerbegebiet im Gespräch war. Nach Angaben des Rathauschefs hat das Areal den Vorteil, dass es sich um ein so genanntes Intensivgrünland handelt. Es geht also kein wertvoller Agrargrund verloren und es liegt auch nicht im Landschaftsschutzgebiet. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Anlage nicht schon von weitem sichtbar wäre, dass sie teilweise verdeckt wird durch die Bauten in der nahe gelegenen Maxhof-Kaserne. Das Genehmigungsverfahren und die Aufstellung eines Bebauungsplans könnten also zügig abgewickelt werden.

Der Bürgermeister hat "keine Angst vor Diskussionen"

Schnitzler könnte sich für die Umsetzung ein Bürgerbeteiligungsprojekt vorstellen, wie dies bei den Windrädern in Berg der Fall ist. Die Privateigentümer der benachbarten Grundstücke könnten ebenfalls eingebunden werden. Er sei offen für eine Vergrößerung, sagte er. Pöcking wird das Grundstück zur Verfügung stellen und es an eine Betreibergesellschaft verpachten. Laut den ersten Überlegungen will sich die Gemeinde ein Profiunternehmen als Partner suchen, das den produzierten Strom an der Börse verkauft. "Damit lässt sich viel Geld verdienen", erklärte Schnitzler. Während für eine Einspeisevergütung derzeit nur 55 Euro für die Megawattstunde bezahlt werde, könne man an der Börse etwa 350 Euro bekommen. Wenngleich die Preise zur Zeit stark schwankten, seien die Anlagen wirtschaftlich und die Gemeinde könne in finanziell schwierigen Zeiten ihre Einnahmen aufbessern. Eine weitere Möglichkeit der Vermarktung ist laut Schnitzler der vertraglich geregelte Direktverkauf an interessierte Abnehmer. Für die beste Lösung sind seiner Ansicht nach wirtschaftliche Berechnungen erforderlich, daher benötige man einen Profi.

Eine zweite Anlage könnte auf dem etwa fünf Hektar großen Grundstück südlich des Ascheringer Brunnens gebaut werden. Schnitzler zufolge sind aber nur etwa 50 Prozent des Areals für die Freiflächen-Photovoltaik geeignet. Das Grundstück, das dem Kommunalunternehmen zur Trinkwasserversorgung der Gemeinden Feldafing und Pöcking (gKU) gehört, hat aber den Nachteil, dass es nicht nur im Wasserschutzgebiet, sondern auch im Landschaftsschutzgebiet liegt. Schnitzler ist jedoch optimistisch, dass er Unterstützung für eine Herausnahme bekommt, da das Projekt einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leistet. Der Strom aus dieser Anlage könnte zum Teil selbst genutzt werden. "Die Pumpen laufen 24 Stunden am Tag." Der Rest werde ins Stromnetz eingespeist.

Dass sich Widerstände gegen die beiden Vorhaben formieren könnten, glaubt der Rathauschef nicht. "Ich habe keine Angst vor Diskussionen", erklärte Schnitzler.

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