Pöcking:Maisinger Schilderstreit

Turbulente Szenen im Gemeinderat: Die Befürworter des Kirchenwegs fordern ein Bürgerbegehren.

Sylvia Böhm-Haimerl

Maising- Der Streit um den Kirchenweg in Maising hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Die Gruppe von Bürgern, die die jahrhundertealte Wegeverbindung nach Pöcking erhalten wollen, strebt ein Bürgerbegehren an. CSU, Grüne, SPD sowie ÜWG unterstützen die Aktion. Derzeit werden Unterschriften gesammelt, am vorigen Samstag hatten sich bereits 350 wahlberechtigte Bürger in die Liste eingetragen.

Maising  Kirchenweg nach Pöcking

Maising Kirchenweg nach Pöcking Maising Der Kirchenweg zwischen Maising und Pöcking mit der gesperrten Brücke

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Zur Erinnerung: Der Kirchenweg war längst in Vergessenheit geraten und sollte vor drei Jahren entwidmet werden. Eine Nacht- und Nebel-Aktion, bei der Bäume mit Farbe besprüht wurden, um auf den historischen Weg hinzuweisen, ließ den Streit zwischen Befürwortern und Gegnern des Weges eskalieren und spaltete das Dorf in zwei Lager.

Stein des Anstoßes ist eine Bachbrücke im Bereich des Klostermeier-Weihers. Da sie baufällig ist, wurde sie gesperrt. Die Initiatoren zum Erhalt des Kirchenwegs zogen vor Gericht und die Sperrung musste im vergangenen Jahr wieder aufgehoben werden. Daraufhin hatte der Gemeinderat mit knapper Mehrheit entschieden, den Weg einzuziehen. Laut gesetzlichen Vorgaben muss diese Absicht drei Monate lang öffentlich bekannt gemacht werden. Nach Angaben des Geschäftsführenden Beamten Stefan Bäuerle hängt die Bekanntmachung derzeit aus.

Das hat den alten Streit offenbar wieder hochkochen lassen. Die Initiatoren pro Kirchenweg sammeln Unterschriften und die betroffenen Grundeigentümer haben Schilder aufgestellt, die Wanderern die Benutzung des Weges untersagen. In der jüngsten Bauausschusssitzung empörte sich Wolfram Staufenberg (CSU) über die seiner Meinung nach unzulässige Beschilderung. "Es ist einfach eine Frechheit, dass sich ein Privatmann hinstellt und einen öffentlichen Weg sperrt", monierte er und verteilte Fotos von den Schildern, die von den Grundstückseigentümern Peter Roventa sowie Anton Klostermeier unterzeichnet sind. Bürgermeister Rainer Schnitzler versprach, die Rechtmäßigkeit der Beschilderung prüfen zu lassen. Nach Auskunft von Anke Klostermeier wurden die Schilder auf Anraten ihres Anwalts aufgehängt, um eventuelle Haftungsansprüche bei Unfällen auszuschließen. Klostermeier hat in Archiven gewühlt und festgestellt, dass der Weg, der 1961 gewidmet wurde, über eine Brücke führte, die auf dem Grund eines anderen Maisingers stand und heute nicht mehr existiert. Die Klostermeier-Brücke wurde nach Angaben der Eigentümerin erst 1964 gebaut und sei nie gewidmet worden.

Doch solange der Weg gewidmet sei, müsse ihre Familie haften. Mit dem Beschluss zur Entwidmung des Weges habe die Gemeinde einen Kompromiss finden wollen, um die Haftung auszuschließen. Denn in der freien Natur könne sich jeder Bürger auf eigene Gefahr bewegen.

Die Prüfung auf Rechtmäßigkeit der Schilder dauert nach Auskunft des Geschäftsführenden Beamten noch an. Ein mögliches Bürgerbegehren lässt die Gemeinde auf sich zukommen. Nach Bäuerles Angaben sind dafür Unterschriften von mindestens zehn Prozent aller Bürger in Pöcking erforderlich, das sind derzeit mehr als 400.

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