Süddeutsche Zeitung

Strom sparen:Pöcking setzt auf LED-Beleuchtung

Unabhängig von den Unwägbarkeiten staatlicher Förderung will die wohlhabendste Gemeinde am Starnberger See auf stromsparende Straßenbeleuchtung umrüsten.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Der Staat verspricht hohe Fördermittel, wenn Kommunen Strom sparen und ihre Straßenbeleuchtung auf LED umstellen. Dafür muss die Gemeinde aber zunächst einmal viele bürokratischen Hürden überwinden, und am Ende ist es oftmals mehr als unsicher, ob tatsächlich Zuschüsse fließen. In der jüngsten Sitzung des Pöckinger Gemeinderats löste dies eine lange Debatte aus: Letztendlich war sich das Gremium einig, dass man umgehend mit der Umstellung beginnen müsse - auch, wenn man dadurch womöglich in Kauf nimmt, bei den Fördermitteln leer auszugehen.

Ob und wann ein Förderantrag befürwortet wird, ist eine Rechnung mit vielen Unbekannten. Zum einen ist der aktuelle Topf bereits leer, zum anderen dauert die Bearbeitung eines Zuschussantrags nach Angaben des Bayernwerk-Vertreters rund 18 Monate. So lange muss die Gemeinde abwarten, denn die Umstellung auf LED darf erst beauftragt werden, sobald die Zusage eintrifft. Auf einen weiteren Gesichtspunkt verwies Christian Schnorbusch (FDP): Schon 2021 hatte die Gemeinde einen entsprechenden Antrag gestellt. Bis heute wurde er nicht bearbeitet. Auf Nachfrage im vergangenen Jahr wurde die Gemeinde zunächst vertröstet mit der Begründung, die bundesweite Behörde, die laut Bürgermeister Rainer Schnitzler dem Umweltministerium untersteht, leide unter einer Antragsflut. Nach einer erneuten Nachfrage war der Antrag unauffindbar.

Wird nun ein neuer Antrag gestellt, ist nach einer Wartezeit von 18 Monaten offen, wie lange die Lieferzeiten für die Lampen sein werden. Schon jetzt liegt sie bei rund vier Monaten. Zudem sind Preissteigerungen nicht auszuschließen. Realistisch geschätzt könnte das Projekt dann erst bis 2025 umgesetzt werden. Ob dann überhaupt noch Fördergelder vorhanden sind, ist unsicher. Und falls der Topf leer sein sollte, bekäme die Gemeinde trotz Zusage nichts.

Mit Blick darauf, dass bei LED-Beleuchtung jährliche Einsparungen von bis zu 85 Prozent möglich sind, entschied sich das Gremium für den "Spatz in der Hand": Die Pöckinger gehen das Risiko ein und verzichten auf einen theoretisch möglichen Zuschuss in Höhe von rund 35 000 Euro. Im Gegenzug spart sie aber schon in diesem Jahr teuren Strom. Gleichzeitig will man erneut bei der Behörde anfragen, damit der alte Antrag reaktiviert und eventuell zeitlich nach vorn geschoben wird. Viel Hoffnung, dass die Gemeinde jemals Geld sieht, macht sich der Rathauschef allerdings nicht.

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