Irgendwas mit Input und Output im Fokus ist auf die Leinwand projiziert. Wer daran vorbei schaut und seinen Fokus mehr in die Ferne richtet, sieht durchs große Panoramafenster stattliche Buchen mit rot gefärbtem Laub im Park, in der Herbstsonne glitzernde Wellen auf dem Starnberger See, ein Segelschiff, das vorbeizieht und drüben am anderen Ufer ist die Votivkapelle bei Berg zu erkennen. Es ist schon ein schönes Plätzchen, das sich die Steinbeis Augsburg Business School für ihr „Starnberger See Gespräch“ mit Come together auf der Terrasse, Vorträgen und gemeinsamem Abendessen ausgesucht hat. Etwa hundert Geschäftsführer, Vorstände und Unternehmer nehmen an diesem Meeting im Tagungshotel La Villa in Niederpöcking teil.
Einen Nachmittag lang gibt es Vorträge zu schwergewichtigen Themen mit einer enormen Bandbreite: Von Künstlicher Intelligenz und globalen Megatrends bis hin zu Klimaschutz und der internationalen Sicherheitslage. Die Referenten sind zumeist Männer, die einmal Führungspositionen bei großen Unternehmen innehatten. Bernhard Maier etwa, der Vorstandsvorsitzender bei Skoda war, oder Ralf Kleber, der 23 Jahre CEO bei Amazon in Deutschland war und den Gründer des Onlinehandels immer noch „Jeff“ nenn. Und auch Erich Vad ist hier, Brigadegeneral a.D., der militärischer Berater von Kanzlerin Angela Merkel war und sich nun mit eigenwilligen Aussagen in Talkshows und Interviews zum Ukraine-Krieg etwas exponiert.
Die Schule, die Kursteilnehmer zu einem Nachmittag mit einem dicht gepackten Programm versammelt hat, bietet vor allem Weiterbildung für Führungskräfte in der Wirtschaft an. Dazu gehören Schulungen für Beiräte und Aufsichtsräte, ein Management-Forum oder auch Gelegenheiten, ein Netzwerk aufzubauen. Zu diesen Gelegenheiten darf wohl auch diese Zusammenkunft mit Blick auf den See am Mittwoch zählen. Michael Kieppe, der Leiter der Seegespräche, nennt es „die größte Wirtschaftskonferenz am Starnberger See“.
In diesen Kreisen heißt ein Vortrag „Speech“ oder „Keynote“. Einen Referenten kündigt die Moderatorin Angela Barzen schon mal an als „Schwergewicht, der einen Mega-Job gemacht hat“. Hier geht es um Unternehmertum, eine erfolgreiche Zukunft und Lösungen, hier ist von „Lust auf Leistung“ die Rede und davon „eine Situation entschlossen nach vorne zu verändern“. Man müsse mehr arbeiten und „raus aus unserer Komfortzone“, so Ex-Skoda-Chef Maier. So viel Motivation hat ihren Preis. Der Nachmittag im La Villa kostet die Teilnehmer 250 Euro, erzählt der Schulleiter Andreas Renner beim Plausch auf der Terrasse.
Der 45-Jährige leitet nun seit zehn Jahren das Weiterbildungszentrum mit Hauptsitz in Augsburg. Dass er mit der Tagung, die nun zum zweiten Mal stattgefunden hat und zu einer festen Einrichtung werden könnte, gerne in den Landkreis Starnberg kommt, ist kein Zufall. Renner ist in Gilching aufgewachsen und hat dort das Christoph-Probst-Gymnasium besucht. Als junger Mann hatte er einen seiner Lehrer auf einer Reise nach Tansania begleitet. „Da hatte ich noch Flausen im Kopf. Die werden einem dort schnell ausgetrieben. Da kann man froh sein, dass wir hier sein dürfen“, sagt Renner rückblickend. Zum Studiendirektor in Rente Ludwig Gernhardt, der heute die Afrikahilfe in Schondorf leitet, pflegt er immer noch einen guten Kontakt. Im Rahmen der Tagung erhielt Gernhardt von seinem ehemaligen Schüler eine Spende von 10 000 Euro; damit sollen besonders sparsame Kocher finanziert werden.
Im nächsten Jahr im September will die Business School in Niederpöcking wieder ihre Starnberger Seegespräche veranstalten; das wäre dann die dritte Auflage. Erste Referenten hätten schon zugesagt, kündigt Kieppe als Ausblick an. Dazu zählen der ehemalige Kulturstaatssekretär Julian Nida-Rümelin (SPD) aus Pöcking und der ehemalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), der sich vor zwölf Jahren wegen Plagiaten in seiner Dissertation weitgehend aus der Politik zurückzog und heute als Lobbyist und Unternehmensberater tätig ist.