Pöcking:Kinder, Kultur und Kirche

Lesezeit: 2 min

"Ich mag nicht mehr streiten": Elisabeth Stieler hört im Gemeinderat auf. (Foto: Nila Thiel)

Die Pöckinger Gemeinderätin Elisabeth Stieler gibt nach 20 Jahren das Amt auf

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Es war auf einer Weihnachtsfeier des Pöckinger Gemeinderats, als Elisabeth Stiehler dem damaligen Bürgermeister Konrad Krabler ein schweres, gewichtiges Päckchen überreichte. Es enthielt einen Stein, der von der Schlossmauer in Possenhofen gefallen war. Das Geschenk solle den Rathauschef stets daran erinnern, wie marode und dringend sanierungsbedürftig die Schlossmauer sei, sagte Stiehler. Vom Bürgermeister wünsche sie sich nun eine Schlossmauer, die nicht mehr bröckelt. Das war vor 20 Jahren. Stiehler war damals für die FDP in den Gemeinderat eingezogen. Und dass Stiehler ihre Kritik stets in eine freundliche Geste verpackt hat, ist typisch für die Gemeinderätin. Das machte sie so beliebt, dass sie bei den Kommunalwahlen 2008 vom letzten Platz auf der Liste nach ganz vorne gehäufelt wurde, und auch 2014 erneut um viele Plätze vorrückte, obwohl sie eigentlich nicht mehr ins Gremium wollte.

Stets hatte sich Stiehler für Dinge engagiert, die vielen Menschen gar nicht aufgefallen wären. Als die Religionslehrerin im Unterricht das Thema Wasser behandelte, wünschten sich ihre Schüler einen Dorfbrunnen. Sie hat einen entsprechenden Antrag im Gemeinderat gestellt und ihn mit einer Unterschriftenliste untermauert. Nicht immer hatte Stiehler ihre Herzensangelegenheiten durchsetzen können. Die Schlossmauer ist erst nach jahrelanger Diskussion repariert worden und auch einen Dorfbrunnen sucht man bis heute in Pöcking vergebens.

Doch meistens wurden ihre Vorstöße positiv beurteilt. Sie habe sich stets in allen Bereichen mit Leidenschaft und Hartnäckigkeit engagiert, würdigte sie Bürgermeister Rainer Schnitzler. In der jüngsten Gemeinderatssitzung ist Elisabeth Stiehler zurückgetreten. Ihre Nachfolgerin wird Melanie Grenzebach sein.Das Hauptengagement der ehemaligen Lehrerin galt den Kindern, aber auch Kirche und Kultur liegen ihr bis heute am Herzen. Sie wird weiterhin die Pöckinger Serenaden organisieren, die sie mit ihrem Mann, dem Cellisten Helmar Stiehler, ins Leben gerufen hat.

Als Gemeinderätin setzte sie eine Kinderkrippe durch in einer Zeit, als ihre Ratskollegen noch der Meinung waren, Mütter sollten in den ersten Lebensjahren des Kindes zuhause bleiben. In den vergangenen Monaten machte sich dafür stark, dass im geplanten Haus der Bürger und Vereine Verbesserungen für Kulturschaffende erreicht wurden. Warum sie zurücktritt? 20 Jahre seien genug, erklärt sie. "Ich mag nicht mehr streiten, auch wenn es ein positiver Streit ist." Irgendwann sei man in einem Alter, wo man das nicht mehr brauche, sagt sie, und fügt mit dem für sie typischen schelmischen Lächeln hinzu, dass sie keinesfalls ihren 75. Geburtstag im Gemeinderat feiern wolle.

© SZ vom 21.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: