Pöcking:Handwerker werden ungeduldig

Gewerbeverband Pöcking will endlich Informationen zum Schmalzhof. Simone Wurm führt den Verein kommissarisch

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Der Pöckinger Gewerbeverband ist ohne Vorsitzenden, aber nicht führungslos. Ende Mai war der Immobilienmakler Jürgen Heidinger mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Die langjährige Schriftführerin Ameli Erhard zieht sich aus Altersgründen ganz aus dem Verband zurück. Obwohl die Führungsriege nun stark reduziert ist, sollen Nachfolger erst bei den turnusmäßigen Neuwahlen im kommenden Jahr gewählt werden. So lange übernimmt die stellvertretende Vorsitzende Simone Wurm kommissarisch den Vorsitz, und Marion Maibach-Günsel springt als Schriftführerin ein.

Nähere Angaben, warum Heidinger das Amt hinwarf, das er erst 2015 von Florian Wiesler übernommen hatte, wurden nicht gemacht. Offiziell hieß es "aus persönlichen Gründen". Bislang hat sich noch niemand für die zwei vakanten Posten zur Verfügung gestellt. Simone Wurm, die sich seit etwa 15 Jahren im Vorstand engagiert, will den Vorsitz nicht übernehmen. Sie sei in ihrem Friseurgeschäft zu sehr eingespannt, sagte sie. Wie sie jedoch betonte, soll ein nahtloser Übergang gewährleistet werden. Daher werde sie als kommissarische Vorsitzende weitermachen, bis eine Lösung in Sicht ist. Und das macht sie mit viel Elan. Derzeit wird das Gewerbegebiet am Schmalzhof umgesetzt, für das sich der Gewerbeverband seit mehr als zehn Jahren stark macht. Wie die Handwerker bemängelten, hängen sie in der Luft, weil bislang zu wenig Details bekannt sind, so dass sie nicht planen können. Nun sollen die betroffenen Firmen vom Gewerbeverband unterstützt werden. Nach Angaben von Wurm hat der Verband schon kurz nach seiner Gründung eine Bedarfsermittlung für einen Handwerkerhof erstellt. Nun will die Führungsriege alle Handwerker an einen Tisch bringen und sie bei einem eventuellen Zusammenschluss unterstützen.

Bürgermeister Rainer Schnitzler sagte, dass die Umsetzung des Gewerbegebietes "sehr kompliziert und komplex" gewesen sei. Die Anforderungen würden ständig steigen; kleine Gemeinden seien damit oft personell und fachlich überfordert. Bei den zuständigen Behörden hat sich nach seinen Erfahrungen eine "Absicherungsmentalität" breitgemacht. Ständig würden Einsprüche erhoben, ohne eine Lösung aufzuzeigen. Das habe ihn frustriert, sagte der Rathauschef. Das Gewerbegebiet umfasst 17 000 Quadratmeter, davon gehören 8500 Quadratmeter der Gemeinde. Diese will sie vorwiegend an die einheimischen Betriebe verkaufen, die im Ort keine Möglichkeit mehr haben zu expandieren. Die Gemeinde hat ein Gutachten erstellen lassen, das den Quadratmeterpreis ermittelt. Es werde täglich erwartet, so Schnitzler. Dann beginne die Ausschreibung und Bewerbung. Der Bedarf im Landkreis sei enorm. Die Gemeinde könnte doppelt so viele Grundstücke vergeben, wie vorhanden seien.

Ebenso wie der Gewerbeverband wüscht sich auch die Gemeinde, dass sich mehrere Firmen zu einem Handwerkerhof zusammenschließen. Wie die Mitglieder aber bemängelten, ist das nicht so einfach. "Wir können nichts anleiern, wenn keine Zahlen vorliegen", monierte Ludwig Gansneder vom gleichnamigen Zimmererbetrieb. Er will sich mit dem Gartenbauunternehmen von Peter Haberzettl zusammenschließen. Doch auch dieser kritisierte: "Wir haben keine Richtwerte, wir wissen nicht, was wir uns leisten können." Auch wenn viele Details derzeit noch nicht öffentlich seien, könne die Gemeinde wenigstens ungefähre Vorgaben machen, forderte Florian Wiesler. "Die Betriebe können nicht ins Blaue hinein investieren," sagte er.

Zimmerer Ludwig Gansneder schlug deshalb vor, dass die Gemeinde eine Bündelung der Interessen in die Hand nehmen solle. Doch Bürgermeister Schnitzler meinte, dass dies die Aufgabe des Gewerbeverband sei.

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