Flüchtlingspolitik:Pöcking plant zweite Asylunterkunft

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Die neuen Asylunterkünfte sollen wegen ihrer Holzbauweise optisch ansprechender wirken als die bisherigen Containeranlagen. (Foto: Arlet Ulfers)

Die Anlage soll zwischen Maisinger- und Ascheringer Weg entstehen und bis zu 96 Geflüchtete beherbergen. Die Gebäude sind in modularer Holzbauweise vorgesehen.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Vor zehn Jahren war Pöcking eine der ersten Gemeinden im Landkreis, in der eine Unterkunft für Asylbewerber gebaut worden ist. Nun wird das Dorf eines der ersten im Landkreis sein, in der eine zweite Einrichtung entsteht. Nach sehr ruhiger und sachlicher Diskussion entschied der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung, dass zwischen Maisinger- und Ascheringer Weg eine neue Gemeinschaftsunterkunft für insgesamt 96 Geflüchtete entstehen soll. Dennoch verhehlte das Gremium nicht, dass es sich nur den Notwendigkeiten beugt. „Keiner von uns hat Juchhe geschrien, aber wir müssen aus der Realität das Beste machen“, brachte Christian Hörndl (SPD) die Problematik auf den Punkt. Jan Linnemann (PWG) wies darauf hin, dass die Gemeinde damit ihren Beitrag geleistet habe. „Dann muss es das auch gewesen sein.“

Albert Luppart (PWG) erinnerte daran, dass es „Riesenangst und Riesenwirbel“ im Dorf gegeben hatte, als vor zehn Jahren die Containeranlage an der Maisinger Straße gebaut wurde. Nun könnte mit der zweiten Anlage aber sogar eine „Win-win-Situation“ entstehen. Denn sobald sich die Flüchtlingssituation entspannt habe, könnten die Unterkünfte beispielsweise für junge Bürger verwendet werden, die am angespannten Wohnungsmarkt keine Bleibe fänden.

Pöcking hatte vor zehn Jahren mit Dimitra Trottmann eine eigene Koordinatorin Asyl eingestellt. Daher hat die Integration bislang nach Angaben von Bürgermeister Rainer Schnitzler gut funktioniert. Und wie Trottmann berichtete, wäre beispielsweise die Pöckinger Gastronomie ohne die Geflüchteten nicht mehr leistungsfähig.

Die Gemeinde wollte jedoch die Anwohner der bestehenden Anlage nicht überbelasten. Im Gegensatz zu Starnberg hatte sich die Kommune deshalb gegen eine Erweiterung und für einen Neubau an anderer Stelle entschieden. Ein eigens gegründeter Arbeitskreis Asyl wurde mit der Standortsuche für eine zweite Einrichtung beauftragt. Von 15 vorgeschlagenen Standorten blieb das Areal zwischen Maisinger und Ascheringer Weg übrig. Denn es liegt zentral. Bushaltestellen und Lebensmittelmärkte sind zu Fuß erreichbar.

Im Gegensatz zur bestehenden Containeranlage, in der jeweils drei Personen in zwei Zimmern pro Wohneinheit untergebracht sind, sind in der neuen Unterkunft drei Zimmer pro Wohneinheit geplant, die mit jeweils nur zwei Personen belegt werden. Zudem gibt es Platz für Verwaltung und Büros. Die Anlage soll ebenso wie in Feldafing oder Tutzing in Holzbauweise entstehen. Mit Blick darauf, dass das Areal an einer schmalen Straße im Außenbereich ohne Straßenbeleuchtung liegt, regte Hörndl an, einen Fußweg zu bauen. Dies konnte Landrat Stefan Frey (CSU) aber nicht versprechen. Der finanziell klamme Landkreis könne das nicht bezahlen, sagte er. Aber er werde die Anregung an die Regierung von Oberbayern weitergeben.

4200 Flüchtlinge sind derzeit im Landkreis untergebracht

Schnitzler hatte zuvor darauf hinwiesen, dass die Kommunen nach zehn Jahren Flüchtlingsaufnahme auf Dauer überfordert sind. „Wenn es zu viele sind, funktioniert Integration nicht“, mahnte er. Wie der Landrat erläuterte, ist der Landkreis bisher gut damit gefahren, dass alle Gemeinden in die Planungen einbezogen und die Geflüchteten gleichmäßig verteilt worden seien. Nun sei man in der zweiten Runde wieder in Pöcking angelangt. „Es ist uns bewusst, dass wir kein Hurra bekommen“, sagte Frey. „Aber die Busse stehen einfach vor der Türe – Punkt aus.“ Daher müsse man sich auf die Problematik einstellen. Nach seinen Erfahrungen bilden Flüchtlinge den Querschnitt der Gesellschaft. Es gebe viele Fleißige, aber auch Problematische, wenngleich es im Landkreis keine sozialen Brennpunkte gebe. Insgesamt 4200 Flüchtlinge sind Frey zufolge derzeit im Landkreis untergebracht, darunter 2400 aus Drittstaaten. Die restlichen 1800 kommen aus der Ukraine. Davon seien 1400 in Privatunterkünften untergekommnen.

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