Pöcking:Gasthof Schauer für alle

Gemeinderat Luppart denkt über eine Bürgergenossenschaft nach

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Seit 2005 befindet sich das Schauer-Anwesen in Possenhofen im Besitz der Gemeinde. Die damals über 90-jährige und inzwischen verstorbene Eigentümerin Philippine Schauer hatte das 7000 Quadratmeter große Areal an der S-Kurve vor dem Schloss Possenhofen in Erbpacht verkauft. Ihr großes Anliegen war, dieses ortsprägende Ensemble zu erhalten. Zu dem Anwesen gehört der geschichtsträchtige Gasthof, der schon seit Jahrzehnten leer steht, Nebengebäude sowie ein Mehrfamilienhaus. Im Jahr 2014 hat der Gemeinderat beschlossen, die Planungen voranzutreiben und das Projekt beschränkt auszuschreiben. Der Gasthof sollte wiederbelebt werden, doch die Gemeinde selbst will nicht in die Immobilienentwicklung gehen. Weil es seither ruhig geworden ist um das Projekt, ergriffen einige Gemeinderätinnen von CSU, FDP, Grüne und PWG im Mai 2016 die Initiative und entrümpelten den 200 Jahre alten Gasthof. Gegenstände, die noch gut erhalten waren, wurden gesammelt, um sie wiederzuverwenden, weniger wertvolle wurden auf einem Flohmarkt verkauft.

Nun haben CSU und Grüne eine gemeinsame Anfrage gestartet, was die Gemeinde unternimmt, um den historischen Gasthof zu erhalten. Den Anstoß hatte die Aussage von PWG-Chef Albert Luppart auf der Jahresversammlung gegeben, dass seine Gruppierung das Projekt vorantreiben werde. Für den Betrieb könne er sich eine Genossenschaft unter der Beteiligung der Bürger vorstellen, sagte er damals. Das sorgte für Ärger bei den anderen Fraktionen; sie fühlten sich übergangen. "Bislang zogen alle an einem Strang", monierte Ute Nicolaisen-März (CSU) auf der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. "Aufgrund welcher Fakten steht nun der Betrieb einer Bürgergenossenschaft zu Debatte?", heißt es in der Anfrage. Darüber hinaus befürchte man, dass das Haus verfällt. Bürgermeister Rainer Schnitzler, der die Fragen zuvor schon schriftlich beantwortet hatte, lobte in der Sitzung das Engagement der Räte, die sich an der Entrümpelungsaktion beteiligt hatten. Dennoch stellte er klar, dass die Gemeindeverwaltung derzeit keine Kapazitäten frei habe, um die Planungen in Angriff zu nehmen. Wie er ferner betonte, ist das Genossenschaftsprojekt eine private Idee Lupparts. "Es ist selbstverständlich erlaubt, Ideen zu äußern", so der Rathauschef. Die Verwaltung habe sich noch nicht damit befasst, weil Luppart bislang keinen Antrag gestellt habe. "Wir sollten nicht warten bis zum Antrag", konterte Simone Greve (Grüne). Schließlich gebe es einen Gemeinderatsbeschluss, dass die Planungen generell weiterverfolgt würden. Nach Schnitzlers Angaben hatte die Gemeinde bereits Gespräche zu Themen wie etwa Denkmalschutz, Sanierungskosten oder Wirtschaftlichkeit geführt. Bislang hätte jedoch noch kein Projektentwickler Interesse gezeigt.

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