Pöcking:Die Millionen-Jongleurin

Pöcking: Die neue Kämmerin Anja Liebenthal hat ihren Arbeitsplatz im Dachgeschoss des Pöckinger Rathauses.

Die neue Kämmerin Anja Liebenthal hat ihren Arbeitsplatz im Dachgeschoss des Pöckinger Rathauses.

(Foto: Arlet Ulfers)

Anja Liebenthal übernimmt die Finanzgewalt in Pöcking, der reichsten Gemeinde des Landkreises

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Onkel Dagobert bewahrt seine Millionen in einem großen Geldspeicher auf. In Anlehnung an die reichste Ente der Welt, hieße das: Die dicken Geldsäckel der Gemeinde Pöcking, die Altbürgermeister Konrad Krabler während seiner Amtszeit angespart hat, lagerten in einem "Konny-Turm". Einen Turm diesen Namens gibt es in Pöcking zwar nicht, doch zumindest wird das Millionenvermögen der Gemeinde vom obersten Stockwerk des Rathauses aus verwaltet, wo die Abteilung Steuern und Finanzen untergebracht ist. Und die neue Abteilungsleiterin Anja Liebenthal ist begeistert von ihrem Arbeitsplatz. Endlich habe sie ein Büro für sich alleine, sagt die Diplom-Verwaltungswirtin. An ihrem früheren Arbeitsplatz in der Kämmerei der Stadt Starnberg habe drängende Enge geherrscht. Darüber hinaus seien die Aufgaben in einer kleinen Gemeinde nicht so eng begrenzt und die Entscheidungswege kürzer. Hier habe sie Gestaltungsspielraum, freut sie sich. Dass sie jetzt Frau über ein Millionenvermögen ist, sieht sie gelassen. Erstens sei Kämmerer Michael Schmid der Herr der Finanzen, erklärt sie. Zudem ist der Umgang mit Geld ihrer Erfahrung nach immer gleich, egal ob eine Kommune reich sei oder finanziell klamm. "Man prüft die Maßnahmen und schaut, was sinnvoll ist." Kürzlich wurde Liebenthal offiziell dem Gemeinderat vorgestellt.

Als Schülerin konnte sich Anja Liebenthal nicht vorstellen, einmal einen Beruf zu ergreifen, der mit Kosten und Finanzen zu tun hat. Sie ergriff die Beamtenlaufbahn, weil die Vergütung während der Ausbildung für sie verlockend war. Anschließend arbeitete sie als Standesbeamtin und das machte ihr großen Spaß. Als sie Mutter wurde, suchte sie einen Teilzeitjob, den sie in Starnberg im Bereich Finanzverwaltung fand. "Ich kann gut mit Zahlen und bin sehr genau - man wächst da rein", sagt die 38-Jährige. Sie sattelte um und zog von Mittelfranken an den Starnberger See. Doch der Job als Sachbearbeiterin war ihr bald zu wenig. Die Stellenausschreibung der Gemeinde Pöcking, in der eine neue Teilzeit-Mitarbeiterin in leitender Stellung gesucht wurde, kam für sie wie gerufen. Ausgerechnet in der reichsten Gemeinde im Landkreis ist der Kämmerer und eine Sachbearbeiterin krankheitsbedingt für längere Zeit ausgefallen und die Arbeit bleib liegen. "Es wurde jemand zur Entlastung des Kämmerers gesucht", erklärt Liebenthal. Sie soll nun die Personalverantwortung für sechs Mitarbeiter sowie den Bereich Kindergarten übernehmen. Zunächst hatte sie Bedenken, weil der langjährige Kämmerer unter ihr arbeiten sollte. Doch das sei von Anfang an kein Problem gewesen. "Es ist ein gutes Team. Alle sind daran interessiert, dass die Gemeindeverwaltung gut funktioniert."

Zunächst muss alles liegen Gebliebene aufgearbeitet werden, was den Vorteil hat, dass sie sich einen Überblick verschaffen und die ohnehin notwendige Datensammlung für das neue Umsatzsteuergesetz gleich mit einbeziehen kann. Erst wenn sie damit fertig ist, kann sie sich Gedanken machen, wie die Arbeitsabläufe in der Abteilung optimiert werden können. "Es kommen spannende Aufgaben auf mich zu", freut sie sich.

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