Süddeutsche Zeitung

Ausflüge im Fünfseenland:Chaos am Maisinger See

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Die Idylle zieht seit jeher Ausflügler an. Durch die Pandemie ist der Ansturm allerdings so gewaltig geworden, dass parkende Autos Rettungsfahrzeugen den Weg versperren. Mit einer neuen Beschilderung kann das Problem aber kaum gelöst werden.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Zugeparkte Straßen und Wege, Wiesen und Felder: Der Maisinger See ist schon immer ein beliebtes Ausflugsziel, mittlerweile jedoch wird er bei schönem Wetter buchstäblich überrannt. Was früher auf wenige Sommerwochenenden beschränkt war, hat sich in Lockdown- Zeiten massiv zugespitzt. Für Anwohner in dem kleinen Pöckinger Ortsteil sowie für Feuerwehr, Polizei und Rettungssanitäter eine unhaltbare Situation. Regelmäßig versucht daher die Gemeinde Pöcking das Verkehrschaos zu entzerren. Bisher ziemlich erfolglos.

So wurde vor zwei Jahren die Zufahrtsstraße zum Maisinger See verbreitert. Dies hatte nun zur Folge, dass beide Fahrbahnen zugeparkt sind und es kein Durchkommen mehr für Rettungsfahrzeuge gibt. Also wurden Parkverbotsschilder aufgestellt. "Unser Ordnungsamt hat es gut gemeint", erklärte Gemeindeleiter Sven Neumann am Dienstag im Hauptausschuss vor dem Hintergrund, dass die Gemeinderäte dazu bislang keinen Entschluss gefasst hatten. Nach eingehender Diskussion war das Parkverbot an beiden Straßenseiten vom Tisch. Das Gremium befürwortete einstimmig ein einseitiges Halteverbot mit dem Zusatz "Gilt auch für den Seitenstreifen" sowie "Rettungsweg". Sollte keine Verbesserung eintreten, kann das Ordnungsamt aber bei Bedarf wieder auf das beidseitige Halteverbot zurückgreifen.

Michael Smolka, einer der Geschäftsführer des Maisinger Seehofs, ist nun zufrieden. "Das ist eine vernünftige Lösung", sagte er zur SZ. Er hatte bis Montag Gespräche mit Bürgermeister Rainer Schnitzler über die Verkehrsregelungen geführt. Seit die Straße um 1,50 Meter verbreitert worden sei, könne durchaus einseitig geparkt werden, ohne dass Rettungsdienste beeinträchtigt würden, meinte er. Der Seehof-Chef hatte Bedenken, dass durch das beidseitige Parkverbot die Problematik nur ins Dorf und auf seine beiden Parkplätze verlagert werden, die den Seehof-Gästen vorbehalten sind. Nach seinen Angaben sind seine Stellplätze sogar zugeparkt, wenn der Seehof geschlossen hat. Daher habe er sich schon überlegt, seine Parkplätze künftig für die Allgemeinheit zu sperren.

Auch wenn die Bereitstellung von Parkplätzen eine öffentliche Aufgabe sei, werde er sie nun aber, nach dem Beschluss, weiter offen halten. Dennoch ist das Problem nicht einfach zu lösen, wie Schnitzler am Dienstag betonte. Denn offenbar leidet auch die Landwirtschaft unter der Situation. Die Bäuerin und Maisinger Gemeinderätin Margarete Kaspar (CSU) verwies darauf, dass die Landwirte im Sommer oftmals nachts arbeiten müssten, um ihre Felder zu bestellen. Denn tagsüber kommen sie mit ihren Traktoren nicht durch; zudem parkten oft Autos in ihren Äckern und Wiesen. Da es sich um Privatgrund handelt, greift das öffentliche Recht laut Schnitzler nicht. Das bedeutet: Bei Verkehrskontrollen gebe es für diese Autofahrer keine Strafzettel. Der Rathauschef konnte nur einen kleinen Trost spenden. Werde künftig der Rettungsweg zugeparkt, "wird es deutlich teurer". Nach den Erfahrungen von Albert Luppart (PWG) werden Verbotsschilder ohnehin ignoriert. Es müsse deshalb verstärkt kontrolliert werden, betonte er. Seine Fraktionskollegin Barbara Baumer schlug vor, dass die Gemeinde eine Wiese von einem Bauern pachtet und dort Parkplätze zur Verfügung stellt.

Wegen des großen Ansturms hatte es schon vor ein paar Tagen Aufregung am Maisinger Seehof gegeben. Die Sitzbänke, die ganzjährig auf dem Damm stehen, wurden abgesperrt. Die Gaststätte hat normalerweise im Winter geschlossen, das Problem stellte sich bislang nicht. Doch der "Seehof" bekommt kein Überbrückungsgeld, weil sich die staatlichen Zuschüsse nach den Umsatz des Vorjahres richten. Für null Umsatz gibt es laut Smolka auch keine Zuschüsse. Um den drastischen Verdienstausfall abfedern zu können, bietet er nun Essen "to go" an. Da liege es nahe, dass man sich mit seinem Kaffee auf die Bänke setzt, so der Seehof-Chef.

Doch es kam zu Beschwerden. Die Polizei sei angerückt, habe jedoch keine Strafzettel verteilt. Denn es handle sich um öffentlichen Raum. Und die Nutzung öffentlicher Bänke sei nicht verboten. "Wenn die Polizei irgendeinen Handlungsbedarf gesehen hätte, wäre sie eingeschritten", sagte Smolka. Um weiteren Ärger zu vermeiden, habe er sich nun mit der Polizei abgestimmt und Absperrbänder an den Bänken angebracht.

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Quelle:
SZ vom 11.02.2021
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