Süddeutsche Zeitung

Pöcking:Auf Nummer sicher

Pöcking plant Schmalzhof nur noch als eingeschränktes Gewerbegebiet

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

In Sachen Gewerbegebiet am Gut Schmalzhof will die Gemeinde Pöcking auf Nummer sicher gehen. Zunächst sollten die Planungen zügig vorangetrieben werden, doch nun geht das Bebauungsplanverfahren in eine neue Runde. Dadurch will die Gemeinde eventuelle Verfahrensfehler schon vorher ausschließen. Wie Bürgermeister Rainer Schnitzler in der Bauausschusssitzung erklärte, verzögern sich dadurch die Planungen; vorrangig sei jedoch, dass sie verfahrensrechtlich nicht angreifbar seien.

Die Stadt Starnberg und die Initiative "Rettet den Schmalzhof" lehnen ein Gewerbegebiet an dieser Stelle ab und drohten bereits mehrmals ein Normenkontrollverfahren an. Das würde die Umsetzung eines Gewerbegebiets an der Flurgrenze zu Starnberg um Jahre verzögern, wenn nicht sogar ganz verhindern. Genau das will die Initiative, der rund 150 Anwohner auf Starnberger Seite angehören, erreichen. "Ich bin Optimist, wir werden es schaffen", ", sagte der Sprecher der Initiative, Viggo von Wietersheim zur SZ. "So schnell geben wir nicht auf, im Gegenteil, wir machen verstärkt weiter." Der Jurist, der in rund 300 Meter Entfernung von dem ehemaligen Hofgut wohnt, ist sogar übererzeugt davon, dass das Überleben von Bürgermeister Schnitzler davon abhängt, ob das Gewerbegebiet realisiert wird oder nicht. Die Gemeinde habe bereits Grundstücke für mehr als 800 000 Euro erworben, um das Projekt umzusetzen, sagte er. Die Gemeinde nahm zu Wietersheims Angaben zum städtebaulichen Vertrag mit den Hofgut-Eigentümern keine Stellung.

Laut der Grünen-Gemeinderätin Sabine Stolicka gibt es "großen Unmut", dass eine Fläche von knapp sieben Hektar aus dem Landschaftsschutzgebiet herausgenommen werden sollen, obwohl der Schmalzhof sowie die neue Gewerbefläche jeweils nur 1,7 Hektar groß sind. Von Seiten der Gemeinde heißt es, dass der Rest für Eingrünung, Entwässerung, Ausgleichs- oder Denkmalsverdachtsflächen vorgesehen seien. Andere Einwände, wie eine zu hohe Emissionsbelastung für das reine Wohngebiet auf Starnberger Seite oder eine Zunahme des Verkehrs am Oberen Seeweg, wiederholen sich bei jedem Verfahrensschritt. Die Gemeinde hat dazu mehrere Gutachten eingeholt und die Planungen entsprechend angepasst.

Neu ist, dass nur noch ein Eingeschränktes Gewerbegebiet mit einem limitierten Lärmkontingent geplant ist. Eine Standortanalyse erläutert, warum andere Areale ausscheiden. Im Gegensatz zu anderen schützenswerten Arealen gibt es beim Schmalzhof bereits den Kreisel, die Kaserne und eine Sporteinrichtung in Starnberg. Auch einen Verstoß gegen das Anbindungsgebot sieht die Gemeinde nicht. Es sei kein neues Gewerbegebiet, es werde nur das bereits bestehende im Hofgut erweitert, heißt es. Das Gremium segnete die Einwände zu dem auf 60 Seiten angewachsenen Papier ohne Diskussion ab. Nun muss noch der Gemeinderat zustimmen, bevor die Planungen in die nächste Auslegung gehen.

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Quelle:
SZ vom 13.05.2015
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