Schmalzhof:Als Verein gegen ein neues Gewerbegebiet

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Gegen Gewerbe beim Schmalzhof: Professor Viggo von Wietersheim (links) und Bernd A. Stecher wollen ihre Initiative als Verein organisieren. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Eine Starnberger Initiative organisiert den Widerstand gegen die Pläne für den Schmalzhof und will dabei Bündnispartner der Stadt werden. Währenddessen drängen Pöckinger Geschäftsleute auf Entscheidungen für die Schaffung eines Handwerkerhofs.

Im Streit um das Gewerbegebiet am Schmalzhof wächst der Druck auf die Gemeinde Pöcking. Die Handwerksbetriebe suchen seit Jahren nach Gewerbegrund und werden nun ungeduldig. Gleichzeitig nimmt der Widerstand gegen die Ausweisung von Gewerbe im Landschaftsschutzgebiet zu.

Die Kreisstadt Starnberg erhebt Einwände gegen das Gewerbegebiet an ihrer Flurgrenze und droht mit einer Normenkontrollklage. Weiterer Gegenwind kommt von Starnbergern, die in dem Gebiet zwischen dem Oberen Seeweg und dem Waldspielplatz wohnen. Vor einem Jahr haben sich Anwohner zusammengeschlossen, weil sie befürchten, dass der Verkehr in ihrem Wohngebiet stark zunimmt. Daraus ist die Initiative "Rettet den Schmalzhof" entstanden.

Nach Angaben von Mitinitiator Professor Bernd Stecher gehören der Interessengemeinschaft inzwischen rund 100 Familien an. "Was uns bewegt, ist die Zunahme von Gewerbegebieten in der freien Landschaft und im Landschaftsschutzgebiet", erklärt der Sprecher, Viggo von Wietersheim. Dieses Vorgehen sei richtiggehend zu einer Unsitte geworden. Die Interessengemeinschaft will aber noch mehr. Der Gutshof sei eine wunderbare Anlage, die nicht unter Denkmalschutz stehe, bedauern die Mitglieder. Dieses Ensemble sollte aber geschützt werden, findet Wietersheim.

Der Jurist hat die Entwicklung in den vergangenen Jahren genau verfolgt. Nach seinen Angaben war der Schmalzhof immer ein bäuerliches Anwesen, in dem erst Gewerbe zugelassen worden sei, als Maisinger Bürger gegen ein ursprünglich geplantes Areal in ihrer Nähe mobil machten. Laut Wietersheim war dieser Schritt erforderlich, um überhaupt das Verfahren zur Ausweisung eines Gewerbegebiets einleiten zu können. Wietersheim warnt: "Wenn das Schule macht, können Sie aus jeden aufgelassenen Bauernhof im Außenbereich ein Gewerbegebiet machen."

Damit verstößt die Gemeinde nach Meinung der Initiatoren gegen den Grundsatz "Innenverdichtung vor Außenverdichtung". Zudem liege der Verdacht nahe, dass bereits jetzt Reserveflächen geschaffen werden sollen, um das Gewerbegebiet später vergrößern zu können. Die Initiative will nun alle Entscheidungsträger wie Landratsamt, Kreisräte und die Regierung von Oberbayern mit detaillierten Informationen versorgen. Es soll ein Verein gegründet werden, der alle Maßnahmen der Stadt Starnberg, wie etwa ein Normenkontrollverfahren, aktiv unterstützt.

Pöckings Gewerbetreibende indes wünschen sich lieber heute als morgen einen Handwerkerhof. Auf der Mitgliederversammlung des Gewerbeverbands am Dienstag appellierte der bisherige Vorsitzende Florian Wiesler einmal mehr an Bürgermeister Rainer Schnitzler, endlich eine Entscheidung zu treffen, in welcher Form das Projekt umgesetzt werden soll. Ein entsprechender Antrag sei bislang nicht im Gemeinderat behandelt worden. Man könne nicht planen, solange wegen der drohenden Normenkontrollklage Rechtsunsicherheit herrsche, stellte Vize-Bürgermeister Albert Luppart klar. Bürgermeister Schnitzler räumte ein, dass im Bebauungsplanverfahren viele Hindernisse aufgetaucht seien, das größte sei das Veto aus Starnberg.

Laut Schnitzler hatte die Kreisstadt ihren eigenen Flächennutzungsplan geändert und bis zur Flurgrenze ein reines Wohngebiet ausgewiesen. Doch der Rathauschef ist optimistisch, dass der aktuelle Bebauungsplanentwurf mit Emissionsgutachten und entsprechenden Festsetzungen allen Einsprüchen standhält. "Mit den festgelegten Gewerbearten gibt es keine Probleme. Wir sind auf der sicheren Seite", glaubt er. Die Aktivitäten der Initiative gegen das Gewerbegebiet sieht er gelassen. Das Gewerbegebiet bekomme eine eigene Zufahrt am Maxhof-Kreisel und werde zudem eingegrünt, so dass es von Starnberger Seite aus nicht zu sehen sei.

© SZ vom 27.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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