Planungen der Bahn:Station mit Show-Effekt

Gleisanlagen werden nun endlich barrierefrei

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Bernried

Mit dem barrierefreien Ausbau der Gleisanlagen in Bernried scheint es endlich voranzugehen. In seiner jüngsten Sitzung befürwortete der Gemeinderat die Planungen der Bahn einstimmig. Es gab zwar durchaus Kritikpunkte, auf die das Gremium gerne hingewiesen hätte. Doch mit Blick auf die jahrelangen Verzögerungen wurde auf Anmerkungen weitgehend verzichtet. "Wir wollen der Bahn nicht mehr groß dreinreden, damit wir endlich weiterkommen", stellte Bürgermeister Josef Steigenberger fest. "Es pressiert und wir hoffen auf eine zeitnahe Umsetzung." In der Stellungnahme der Gemeinde wird nun lediglich darum gebeten, eine größere Unterstellmöglichkeit zu berücksichtigen, da die geplanten für die Pendler unzureichend seien.

Bernried ist die einzige Gemeinde auf der Strecke nach Kochel, in der es keinen barrierefreien Einstieg gibt. Im Jahr 2013 war die Haltestelle aus dem Programm zum barrierefreien Ausbau der Gleisanlagen herausgefallen. Der Grund für die Verzögerung ist, dass der private Eigentümer des denkmalgeschützten Bahnhofsgebäudes, Jürgen Kindervater, nicht mit den Planungen einverstanden war. Er befürchtete eine massive Beeinträchtigung des historischen Gebäudes, aus dem er mit hohem Sanierungsaufwand ein Kleinod gemacht hatte. Herzstück ist eine große Glaswand auf der Bahnsteigseite, durch die die Zugreisenden die Arbeit in der Schokoladenmanufaktur des Pralinenherstellers Clement im Erdgeschoss beobachten können.

Wenn die Bahnsteige an dieser Stelle um rund 50 Zentimeter angehoben würden, wäre dieser Showeffekt dahin, monierte damals der Bahnhofseigentümer. Die Konsequenz war, dass in Bernried nichts mehr vorwärts ging. Die Bahnreisenden protestierten und sammelten Unterschriften. Die Gemeinde versuchte zu vermitteln, saß dabei aber zwischen allen Stühlen. Im Herbst vergangenen Jahres konnte zwischen Bahn und Bahnhofseigentümer endlich eine Einigung erzielt werden. Der Bahnsteig soll an dieser Stelle etwas verschmälert werden. Dadurch kann der tiefere Bereich vor dem Gebäude etwas großzügiger gestaltet werden. Darüber hinaus soll das Geländer an der Stufe zum Gebäude aus filigranem Glas gebaut werden, so dass auch künftig eine Durchsicht zur Werkstatt des Pralinenherstellers möglich ist.

Im Zugangsbereich zu den höher gelegten Bahnsteigen soll eine Rampe gebaut werden, mit einer Hecke davor. So lange es kein öffentliches WC am Bahnhof gebe, werde diese Hecke sicherlich anderweitig genutzt, befürchtete Ingrid Klemm-Beyer (ÜFW). Zudem mahnte sie einen fehlenden Fahrradständer an. Doch das ist nach Angaben des Rathauschefs Aufgabe der Gemeinde.

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