Gerichtsprozess:Planegger Bluttat: Die heimliche Affäre

Ehefrau des Angeklagten traf sich mit ihrem mutmaßlichen Liebhaber wohl im Schönheitssalon, wie die Kripo ermittelt hat.

Von Christian Deussing, Planegg

Immer wieder schaut der angeklagte Familienvater aus Krailling zu Freunden, die im Landgericht München I den Prozess gegen ihn verfolgen. Es ist der dritte Tag, an dem außer Sanitätern und einem Rechtmediziner auch eine Kriminalbeamtin der Münchner Mordkommission aussagt. Es geht um einen versuchten Totschlag sowie eine schwere und gefährliche Körperverletzung, die der 48-jährige Naser K. (alle Namen geändert) am Pfingstmontag vergangenen Jahres in einem Planegger Schönheitssalon begangen haben soll. Dabei wurde der mutmaßliche Liebhaber seiner Ehefrau, Faruk M., durch wuchtige Faustschläge und mit einem laut Anklage bisher unbekannten Gegenstand lebensgefährlich am Kopf verletzt.

Man habe zuerst mit dem Ableben des niedergeschlagenen Mannes rechnen müssen, sagte die Kriminalpolizistin. Der Angeklagte habe nach seiner Festnahme behauptet, dass er das Opfer nicht kenne. In einer späteren Vernehmung habe er sich aber nach dessen Befinden erkundigt. Er sei froh gewesen, dass der Mann nicht gestorben sei, sagte die Ermittlerin. Sie berichtete zudem, dass die Ehefrau des Angeklagten von einer früheren Beziehung mit Faruk M. erzählt habe, aber keinen Kontakt mehr mit ihm gepflegt habe. Dagegen spricht jedoch einiges. Denn die Polizei hat ermittelt, dass die Frau in den fünf Monaten vor der Bluttat insgesamt 23 Mal bis zu 24 Minuten lang vom Telefon im Schönheitssalon aus Faruk M. in der Schweiz angerufen hatte. In dem Geschäft hatte die Kraillingerin als Friseurin gearbeitet. Dort soll die Frau am Tattag den Mann getroffen haben, dessen Familie sie nach eigenen Angaben seit ihrer Kindheit kenne.

Anhand von Handydaten und Funkzellen hat die Kripo rekonstruiert, dass sich die Kraillingerin an dem Pfingstmontag zwischen 8.55 und 10.30 Uhr im Bereich des Schönheitssalons aufgehalten und um 9.01 und 9.38 Uhr von dort aus je zwei bis vier Minuten mit dem Mann aus der Schweiz telefoniert habe. Faruk M. sei über die Lindauer Autobahn gefahren und um 9.46 Uhr in Planegg eingetroffen, berichtete die Ermittlerin. Die Kripo geht davon aus, dass die Friseurin mit dem Auto zum Geschäft in die Planegger Ortsmitte gekommen ist. Davor parkte der Wagen des Opfers. Die Staatsanwaltschaft vermutet, dass der Angeklagte inzwischen erfahren hatte, dass seine Frau sich mehrfach heimlich mit Faruk M. getroffen hatte und seinen Nebenbuhler deshalb aus Wut und Eifersucht niederschlug.

In der Verhandlung sagte auch ein Rechtsmediziner aus. Der Experte hatte die Blutspuren im Salon untersucht und festgestellt, dass die schweren Schädelverletzungen wohl kaum vom Aufprall auf einem eisernen Fußabtritt für Kunden stammen könnten, wie der Angeklagte behauptet. Auch dessen Wohnung war durchsucht worden: Die Kripo entdeckte dort einen Hammer, der aber offenkundig nicht bei der Tat verwendet wurde. Die Ermittler fanden zudem eine Jogginghose von Naser K. mit DNA-Spuren des Opfers. Der Prozess dauert an.

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