Energiewende:Flächen für Photovoltaik sind gefragt

Energiewende: An der Lindauer Autobahn steht die Photovoltaikanlage im Landkreis Starnberg. Für den Bau bei Geisenbrunn war noch ein aufwendiges Genehmigungsverfahren nötig, mittlerweile geht das leichter.

An der Lindauer Autobahn steht die Photovoltaikanlage im Landkreis Starnberg. Für den Bau bei Geisenbrunn war noch ein aufwendiges Genehmigungsverfahren nötig, mittlerweile geht das leichter.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

In den Rathäusern gehen besonders viele Anfragen und Anträge zum Bau von Anlagen ein. Die Gautinger Bürgermeisterin spricht von "Goldgräberstimmung". Wie Gemeinden im Landkreis auf den neuen Boom reagieren.

Von Sabine Bader, Michael Berzl, Sylvia Böhm-Haimerl und Christian Deussing, Gauting

Der Bau von Photovoltaikanlagen auf der freien Fläche erlebt offenbar gerade einen Boom. Von einer "Goldgräberstimmung" sprach am Dienstag im Bauausschuss die Gautinger Bürgemeisterin Brigitte Kössinger. Und da geht es ihr wie vielen Amtskollegen im Landkreis Starnberg. In den Rathäusern gehen jetzt mehr Anfragen ein, oft schon für bestimmte Grundstücke, auch Investoren von außerhalb suchen nach geeigneten Flächen. Gauting reagiert nun auf diesen neuen Andrang und gibt bei einem Fachbüro ein Standortkonzept in Auftrag, um herauszufinden, welche Flächen sich für die Produktion von Solarstrom eignen und welche nicht. Damit folgen die Gautinger dem Vorbild der Gemeinde Berg.

Dort ist man schon einen Schritt weiter. Das Rathaus will vorbereitet sein, wenn ein Grundstückseigentümer oder Investor auftaucht, der auf seinem Gelände eine Freiflächen-Photovoltaikanlage bauen möchte. Darum hat die Kommune von Sachverständigen untersuchen lassen, welche Flächen im Gemeindegebiet sich überhaupt für Anlagen dieser Art eignen. Standorte mit einem Abstand von bis zu 200 Meter von einer Autobahn sind privilegiert. Diese Regelung spielt in Berg öfter eine Rolle, weil die Gemeinde an der Garmischer Autobahn liegt. Insgesamt betrifft das eine Fläche von elf Hektar. Auch im Bereich bis 500 Meter Entfernung gelten sie noch als gesetzlich und politisch bevorzugte Standorte; in Berg sind das 29 Hektar. Schwieriger wird es auf den Grundstücken, die bislang überwiegend landwirtschaftlich genutzt werden. 311 Hektar Fläche gelten laut der Studie immer noch als "generell geeignet", sollten die Anlagen das Landschaftsbild nicht beeinträchtigen. Darüber wird man im Falle des Falles trotz Studie debattieren müssen.

In Gilching gibt es ein gutes Beispiel, wie neue Regeln den Bau von Anlagen einfacher machen. Seit fast einem Jahr ist bei Geisenbrunn auf 14 Hektar die mit Abstand größte Freiflächen-Photovoltaikanlage im Landkreis Starnberg am Netz. Sie befindet sich in einem 200 Meter breiten Korridor südlich der Lindauer Autobahn und soll jährlich etwa 18 Millionen Kilowattstunden Solarstrom erzeugen, was dem Jahresverbrauch von knapp 4500 Haushalten entspreche, wie die Betreibergesellschaft "Sonnenenergie Gilching GmbH & Co. KG" angibt. Dafür musste die Gemeinde zeitaufwendig den Flächennutzungsplan ändern und einen Bebauungsplan aufstellen. Doch nun sind nach neuer Gesetzeslage derartige Flächen im Außenbereich privilegiert. Das bedeutet: Die Module auf bestimmten Freiflächen könnten schneller installiert werden. Ein Bauleitplanverfahren ist nicht mehr nötig.

Bei Geisenbrunn sind auf beiden Seiten der Autobahn weitere Sonderflächen für Ökostrom ausgewiesen. Derzeit prüfen die Behörden außerdem, inwieweit Flächen an der S-Bahnlinie zwischen Argelsried und Geisenbrunn dafür privilegiert sind. Zudem liegen dem Gilchinger Rathaus inzwischen zwei private Anträge für die Errichtung von PV-Anlagen vor, die aber teilweise außerhalb privilegierter Bereiche liegen. Der Gemeinderat hat am Dienstag beschlossen, in einem Workshop konkrete Kriterien und ein Konzept zu diesem Thema zu erarbeiten.

Pöcking plant zwei Anlagen beim Ascheringer Brunnen und bei der Maxhof-Kaserne

Mit zwei Freiflächenphotovoltaik-Anlagen will die Gemeinde Pöcking nicht nur die Eigenstromproduktion verdreifachen, sondern nach Möglichkeit auch daran verdienen. Im Januar hat der Gemeinderat einen entsprechenden Grundsatzbeschluss gefällt, wonach ein Grundstück südlich des Ascheringer Brunnens und ein gemeindeeigenes Areal im Bereich der Maxhof-Kaserne überplant werden sollen. Für das Grundstück bei der Kaserne will sich die Gemeinde eine Betreibergesellschaft als professionellen Partner suchen und den Strom über Direktverkauf und an der Börse vermarkten.

Für die Errichtung eines Solarparks sucht die Gemeinde Tutzing geeignete Flächen ab einer Größe von etwa fünf Hektar. Wie das Rathaus mitteilt, soll die Anlage in Zusammenarbeit mit der Energiegenossenschaft Fünfseenland gebaut und in erster Linie Eigentum von Tutzinger Bürgern werden, um die Wertschöpfung in der Gemeinde zu halten.

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