Süddeutsche Zeitung

Pferdehaltung:Baugruben schrecken Anwohner auf

Landwirt aus Buchendorf plant Maschinenhalle und Paddockstall mit Reitplatz

Von Blanche Mamer, Gauting

Zwischen Gauting und Buchendorf, wo sich bis jetzt eine weite Landschaft mit Feldern, Wiesen, Pferdekoppeln, Erdbeerplantagen, einzelnen Holzstadeln und ein paar Bäumen dehnte, sind jetzt zwei Baugruben und meterhohe Erdhügel zu sehen. Während der Pfingstferien hat dies Anwohner und Spaziergänger auf den Plan gerufen. Die historische Römerstraße, ein Feldweg in Verlängerung des Römerschanzwegs in Gauting zum nördlichen Ortsende von Buchendorf ist ein sehr beliebter Spazier- und Wanderweg. Am meisten irritierte die Bürger, dass ausgehend vom alten Römerweg ein breites Straßenbett ausgebaggert und mit Schotter aufgefüllt worden war. Es endet erst kurz vor der Ortsverbindungsstraße zwischen Gauting und Buchendorf.

Nachfragen im Gautinger Rathaus haben ergeben, dass der Bau einer Maschinenhalle und eines Paddockstalls mit Reitplatz geplant ist und der Aushub bereits begonnen hat. Der Antrag eines Buchendorfer Landwirts war schon im Februar vergangenen Jahres einstimmig vom Gautinger Bauausschuss angenommen und zur Prüfung ans Landratsamt verwiesen worden. Dort wurde die Privilegierung festgestellt und damit der Bau im Außenbereich genehmigt. Der Reitstall soll 520 Quadratmeter groß werden, für die Maschinenhalle sind 419 Quadratmeter vorgesehen. Erschlossen werden soll die Reitanlage über die Ortsverbindung. Der neue, sechs Meter breite aufgekieste Weg sei privat und werde nur vom Landwirt selbst benutzt, sagte Rathaussprecher Maximilian Olberding der SZ. Das Projekt sei von allen Seiten geprüft worden. Da das Vorhaben archäologisch sensibles Gebiet berühre, müssten Bodenfunde gemeldet werden.

"Unseren alten Bauernhof mitten im Ort können wir nicht erweitern. Wir haben lange überlegt und in einem aufwendigen Prozedere alle Möglichkeiten geprüft", sagte der Bauherr, der Buchendorfer Landwirt Michele Tirabasso der SZ. Der Standort im Außenbereich sei auch weit genug entfernt von der Bebauung, der Misthaufen störe also niemanden. Durch die Erschließung der Anlage über die Straße nach Gauting werde auch Verkehr aus Buchendorf ferngehalten. "Ich wollte nicht, dass die Reiter in den Ort reinfahren und noch mehr Verkehr bringen. Es gibt ja bereits die Zufahrt zu den Erdbeerfeldern und einen Parkplatz."

Seit neun Jahren bewirtschaftet der 31-Jährige den alten Kellerhof seines Großonkels, gleich neben der Buchendorfer Kirche. Er vermietet Pferdeboxen und verkauft Eier aus dem mobilen Hühnerstall. Er habe zwei eigene Pferde und brauche Platz und Auslauf für 16 Pensionspferde. Die Halle benötige er für die großen Landmaschinen, für die er bisher keinen Unterstand habe, und als Scheune fürs Heu, erklärte er. Der neue Weg sei nicht öffentlich, er sei notwendig für die Bewirtschaftung. Tirabasso betonte, er sei seiner Informationspflicht nachgekommen und habe zwei Hinweise angebracht. "Ich habe nichts zu verbergen, habe meinen Namen und Adresse mitgeteilt", wehrt er sich gegen die Kritiker des Neubaus.

Doch die Anwohner sind skeptisch. Sie befürchten, dass "die landschaftlich einmalige kulturhistorische Rodungsinsel" zerstört werde und sich weitere Planungen anschließen. Diese Befürchtung ist nicht ganz unbegründet. Denn es gibt bereits einen neuen Antrag für eine Maschinenhalle von einem anderen Landwirt aus dem Ort. Der Gautinger Bauausschuss hat den Antrag am 30. April befürwortet und ans Landratsamt verwiesen. Die Entscheidung steht noch aus.

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Quelle:
SZ vom 26.06.2019
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