Kultur:"Große Nummer"

Mit ihren Stadlfesten hat sich die Burschenschaft in Perchting seit 2014 überregional einen Namen gemacht. Nach "Haindling" und "Erste Allgemeine Verunsicherung" erwartet Organisator Christoph Kammerlander an diesem Freitag "Die Prinzen"

Interview von Astrid Becker, Perchting

Normalerweise stehen im Stadl des Landwirts Thomas Dosch ein paar Traktoren. Heu und Stroh werden dort gelagert. Einmal im Jahr jedoch verwandelt sich der Stadl in einen Konzertsaal - immer dann, wenn die Burschenschaft des Starnberger Ortsteils Perchting für ihr Festwochenende im Juli eine bekannte Band engagiert hat. Diesmal werden dort Die Prinzen zu hören sein - und zwar bereits diesen Freitag um 20.30 Uhr. Die SZ sprach mit dem Initiator, dem 28 Jahre alten Christoph Kammerlander.

SZ: Hallo Herr Kammerlander, erst Haindling, dann die Erste Allgemeine Verunsicherung und nun auch noch die Prinzen. Wie schaffen Sie es, so berühmte Bands in ein so kleines Dorf wie Perchting zu locken?

Christoph Kammerlander: Ich habe mein langjähriges Vorstands-Hobby zum Beruf gemacht und bin mittlerweile für Veranstaltungen in zwei Münchner Hallen zuständig. Da hat man mit der Zeit die richtigen Kontakte. Allerdings muss man schon recht hartnäckig sein - vor allem am Anfang. Wir waren in Perchting ja weder als Veranstalter noch als Veranstaltungsort irgendwie bekannt. Na ja, und wenn man den Stadl im "Normalzustand" so sieht, glaubt man auch nicht recht, dass dort tatsächlich Konzerte stattfinden und funktionieren könnten.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen?

Ich bin vor knapp zwei Jahren zurückgetreten, war davor acht Jahre lang Vorstand der Burschenschaft. Wir haben für unsere Stadlfeste jahrelang einen riesigen Aufwand betrieben, also für nur einen einzigen Abend Monate vorher geplant, die gesamte Infrastruktur organisiert und schließlich vor Ort mehr als zwei Wochen lang mit Auf- und Abbauarbeiten verbracht. Da kam mir dann die Idee, die ohnehin vorhandene Logistik auch noch für einen zweiten Abend, also für ein Konzert am Freitag vor dem Stadlfest, zu nutzen und somit nicht nur die Fixkosten zu halbieren, sondern auch das Gefühl zu haben, dass sich die ganzen Mühen und der Stress doppelt lohnen. Vor allem aber wollten wir einen Mehrwert für die Menschen in unserem Landkreis schaffen. Deshalb sollte da dann schon auch eine Band auftreten, die man überregional kennt. Eine möglichst große Nummer also.

Kultur: Sie sind die Stars des Konzertabends in Perchting: "Die Prinzen". Die A-Cappella-Truppe aus Leipzig hat mehr als sechs Millionen Tonträger verkauft.

Sie sind die Stars des Konzertabends in Perchting: "Die Prinzen". Die A-Cappella-Truppe aus Leipzig hat mehr als sechs Millionen Tonträger verkauft.

(Foto: Sony Music)

Ihre Wahl fiel bei der "Konzert-Premiere" auf Haindling. Warum?

Diese Band habe ich schon als Bub gehört. Sie war meine erste Wahl, und auch im Vorstand waren wir geschlossen der Meinung, dass Haindling einfach zu uns passte. Die Band hat eine große Tradition in der deutschen Musikgeschichte, sie hat ungewöhnliche Texte und sie ist nicht Schlager. Letzteres wollten wir nicht. Das Konzert wurde dann auch ein sensationeller Erfolg, eine klasse Geschichte.

Aber kriegt man eine Band wie Haindling denn so leicht?

Nein, in den ersten Jahren habe ich mir schon einige Absagen eingefangen. Aber nachdem ich mich so oft gemeldet habe, kannten die mich irgendwann und kamen mir wohl einfach nicht mehr aus. Der Tourmanager war zunächst einmal skeptisch, ob das alles in so einem Stadl funktionieren kann - dort gibt's ja nicht die Infrastruktur wie in einer klassischen Konzerthalle: Keine Toiletten, keinen Strom, keine Parkplätze. Trotzdem sind Haindling 2014 hier aufgetreten, und es lief, wie gesagt, super. Sogar so sehr, dass die Agentur uns im Jahr darauf auch für die Erste Allgemeine Verunsicherung zusagte, die sie ebenfalls betreut.

2016 war dann für ein Jahr Schluss mit einem Konzertabend. Warum?

Zum einen hatte die Agentur keine weitere Band im Portfolio, die zu uns passte. Zum anderen wollten wir es als Verein mit neuem Vorstand ein Jahr lang etwas ruhiger angehen lassen. Als wir dann für dieses Jahr wieder aktiv wurden, konnten wir die Prinzen ergattern, die zwar nicht aus Bayern kommen, aber trotzdem voll das verkörpern, worauf es uns ankommt. Das wird übrigens unser erstes reines Stehkonzert.

Kultur: Christoph Kammerlander hatte die Idee zu den Konzertabenden.

Christoph Kammerlander hatte die Idee zu den Konzertabenden.

(Foto: Privat)

Wie?

Bands wie Haindling oder die Erste Allgemeine Verunsicherung geben vor, was sie gerne hätten: Bestuhlung oder Stehkonzert. Für unsere beiden ersten Konzerte haben wir aus diesem Grund Bierbänke aufgestellt, das wirkt in so einem Stadl authentischer als herkömmliche Stuhlreihen. Haindling und die EAV gibt es ja schon lange, sie haben auch älteres Publikum, dem sie so langes Stehen nicht zumuten wollten. Die Prinzen haben uns keine Vorgaben gemacht. Außerdem haben wir bei einem Stehkonzert eine größere Kapazität, etwa 1200 Leute statt 1000. Finanziell macht das dann auch einen Unterschied.

Apropos Finanzen. Ist Ihr Verein so reich?

Nein, absolut nicht. Wir als Verein sind nicht auf Gewinnmaximierung aus. Man arbeitet ja nicht kommerziell, sondern rein ehrenamtlich. Natürlich gehen wir mit einem solchen Festwochenende stets ein kleines, aber noch vertretbares finanzielles Risiko ein. Glücklicherweise haben wir auch Sponsoren und einige Privatleute, die es einfach toll finden, wie wir uns kulturell engagieren und uns unterstützen. Man denke nur mal an Thomas Dosch, der uns den Stadl immer für mehr als zwei Wochen zur Verfügung stellt. Das macht bei weitem nicht jeder Landwirt.

Aber so eine Band bekommt eine sicher nicht geringe Gage, die Technik kostet Geld - da kommt schon was zusammen.

Ja, da müssen wir in Vorkasse gehen. Die Gage zum Beispiel wird innerhalb einer vereinbarten Frist vor dem Konzert fällig. Das Geld dafür nehmen wir von unseren Rücklagen, auch Privatleute unterstützen uns da vorübergehend - eben so lange, bis es über den Ticketverkauf wieder an uns zurückfließt. Hier versuchen wir immer, unter 40 Euro für den Eintritt zu bleiben, bei den Prinzen zum Beispiel waren es 37 Euro pro Ticket im Vorverkauf.

Gibt es denn überhaupt noch Karten für den Freitag?

Ein paar gibt es noch an der Abendkasse, diese können von 18 Uhr an für 39 Euro vor Ort erstanden werden.

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