Süddeutsche Zeitung

Penzberg:Das Programm im Museum

Ein Blütenmeer in Rot. Mehr als 3000 Mohnblumen aus Kunstseide zierten den Königsplatz in München im Herbst 2018. Mit dieser Aktion machte der Künstler Walter Kuhn auf die Schrecken des Krieges aufmerksam. Seine Installation soll im nächsten Jahr nach Penzberg kommen - in abgespeckter Form als Erinnerung an die "Penzberger Mordnacht" vom 28. April 1945, die sich zum 75. Mal jährt.

Die beiden Penzberger Museumsleiterinnen Diana Oesterle und Freia Oliv haben sich viel vorgenommen. Der Besuch des Aktionskünstlers Kühn ist nicht der einzige Programmpunkt rund um das Campendonk-Museum. Mohnblumen, sagt Oliv, würden im englischsprachigem Raum als Friedensblumen gelten, da es die ersten Blumen waren, die auf den Schlachtfeldern gewachsen seien. Mit dem künstlichen Blumenmeer erinnerte Kuhn 100 Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs an dessen Schrecken. "Never Again" lautete denn auch der Titel der Kunstaktion, die ein Plädoyer gegen Krieg und für den Frieden ist. Sie soll 2020 in Penzberg wiederholt werden - außerhalb der Museumsmauern mit 300 Mohnblumen aus Kunstseide. Die Zusage des Künstlers liege vor, sagt Oliv. Kuhn sei bereits dreimal in Penzberg gewesen, um sich ein Bild von der Örtlichkeit zu machen. Standorte könnten am Friedhof oder auf dem Stadtplatz und anderen Gedenkorten sein. Im Museum selbst soll die Kunstaktion Interessierten erklärt werden. Im Gespräch sei, dass Bürger Patenschaften für die Blumen übernehmen, so Oliv. Nach sechs oder acht Wochen könnten sie ihre Blume mit nach Hause nehmen. Die Stadt Penzberg wiederum könne sich mit dieser Aktion, die in München für Furore gesorgt hat, als "sehr politisch bewusste Stadt" etablieren, so Oliv.

Sportlich geht es im Laufe des Jahres im Museum zu. Eine Ausstellung erinnert an den Penzberger Karl Wald. Er ist der Erfinder des Elfmeterschießens. "Das jährt sich 2020 zum 50. Mal", sagt Oesterle. 2011 starb Karl Wald im Alter von 95 Jahren. Er hatte das Elfmeterschießen als Alternative zum Münzwurf vorgeschlagen. Denn Pokalspiele wurden damals noch auf diese Weise entschieden, wenn es unentschieden stand. Erst 1970 entschied sich der Bayerische Fußballverband, die Regelung einzuführen. Da 2020 das Jahr der Fußball-WM sei, wolle man Karl Wald und seine heute weltweit gültige Idee würdigen, sagt Oesterle. Zu sehen ist eine Ausstellung über Sportgeschichte und Fußballfotografie. Mit dabei ist der FC Penzberg, der sein 100-jähriges Bestehen nächstes Jahr feiert.

Von Ende November 2019 bis Anfang März 2020 ist im Museum eine Ausstellung geplant mit 70 Werken aus einer Privatsammlung, die noch nie öffentlich gezeigt wurden. Im Mittelpunkt steht die Gruppe "Zen 49". Es folgt die Präsentation des Forschungsprojekts über Hinterglasmalerei der Moderne.

Ende 2020 schließt das Ausstellungsjahr mit der Werkschau "Farbe! Form! Gerhard Fietz". Etwa 70 Kunstwerke Fietz' befinden sich in den Beständen des Penzberger Museums. Sie sollen in Gänze gezeigt werden. Fietz war Mitbegründer von "Zen 49".

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SZ vom 31.08.2019 / Veca
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