Pandemiebekämpfung im Landkreis Starnberg:Vorteile durch Frischluft

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In Schulen in ganz Bayern bringt Christian Schwarzbauer kleine Messgeräte an, die ihm Daten über die Qualität der Raumluft übermitteln. (Foto: Viktoria Spinrad)

Professor Christian Schwarzbauer testet bayernweit Lüftungsgeräte, eine Grundschule in Gauting ist von Anfang an dabei

Von Michael Berzl, Gauting

Im Kampf gegen Coronaviren ist auch das Lüften von Räumen eine geeignete Waffe. Welche Methode aber am wirksamsten ist und welche Geräte am effektivsten sind, das beschäftigt gerade viele Schulleiter und Lehrer ebenso wie die Kommunen, die das Geld dafür aufbringen sollen. Ein besonders kompetenter Ratgeber in diesem Zusammenhang ist Professor Christian Schwarzbauer von der Fakultät für angewandte Naturwissenschaften und Mechatronik an der Hochschule München: Mit breit angelegten Testreihen untersucht der Forscher die Wirkung verschiedener Lüftungsanlagen. Seine kleinen Messgeräte stünden mittlerweile in 233 Klassenzimmern in 52 Schulen von Garmisch bis Mainburg, berichtete er am Dienstag im Gemeinderat in Gauting. Die dortige Grundschule war eine der ersten, die an seinen Versuchen teilgenommen hat.

Nun gibt es Zwischenergebnisse, und Bürgermeisterin Brigitte Kössinger (CSU) fühlt sich dadurch bestätigt in der Entscheidung für fest installierte, dezentrale Lüftungsanlagen. "Die sind zwar etwas teurer, werden aber auch gut gefördert", sagte die Bürgermeisterin. "Auf Dauer ist das für unsere Kinder eine gute Entscheidung." Allein in Gauting geht es um immerhin 83 Anlagen in fünf Schulhäusern und um eine Investitionssumme von mehr als zwei Millionen Euro. Drei Grundschulen in Gauting und Stockdorf sowie Gymnasium und Hauptschule sollen ausgestattet werden.

Bis zu 80 Prozent der Ausgaben erhält die Gemeinde aus Förderprogrammen zurück. Die Ausschreibung läuft gerade; am kommenden Dienstag kann sich die Rathausverwaltung anschauen, welche Angebote gekommen sind - und Schwarzbauers Studie kann nun wissenschaftliche Grundlagen liefern. "In Gauting haben wir lange nicht richtig gewusst, wie wir uns entscheiden sollen", sagte die Gemeinderätin und Landtagsabgeordnete der Grünen, Anne Franke, die die Arbeit des Universitätsprofessors ausdrücklich lobte.

Seit dem vergangenen Herbst laufen in mehreren Klassenzimmern im Schulhaus an der Ammerseestraße bereits verschiedene Fabrikate; minutengenau bekommt Schwarzbauer Daten zum CO2-Gehalt der Luft, über Temperatur und Feuchtigkeit. Über Wochen kann er zudem genau nachverfolgen, wann Fenster geöffnet wurden, oder auch, wenn einmal aus Versehen ein Lüfter ausgesteckt wurde.

Wichtige Erkenntnisse bis jetzt: Alle 20 Minuten die Fenster zu öffnen, wirkt gut, wird aber selten konsequent durchgehalten. "Da haben technische Lösungen schon Vorteile", sagt Schwarzbauer. Dabei hält er fest installierte Geräte, die Frischluft von außen ansaugen, für die nachhaltigere Lösung, also eine "Investition in die Zukunft", wie er sagt. Kleine, mobile Luftreiniger könnten sich dagegen nach dem Ende der Pandemie "erledigt haben. Die stehen dann nur rum."

© SZ vom 03.02.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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