Pähl:Konversation im Nato-Alphabet

Fischen Amateurfunken

Christian Ganser (rechts) versucht eine Verbindung herzustellen, während Manfred Fuchs konzentriert auf die Landkarte schaut.

(Foto: Nila Thiel)

Funkamateure aus Herrsching kontaktieren beim Fieldday internationale Kollegen. Bei Katastrophen ist ihr Können gefragt

Von Simon Ax, Pähl

Drei Zelte auf einem Hügel, dazwischen ragen Antennen bis zu 18 Meter in den Himmel. So manch Unwissender mag an eine Wetterstation oder eine mobile Radiostation denken. Nicht ganz! Zwischen Fischen und Pähl haben sich am Wochenende Funkamateure zum Fieldday getroffen, den der Ortsverband Herrsching des Deutschen Radio Amateur Clubs (DARC) alljährlich veranstaltet. Es geht darum, ohne fest angebundenes Stromnetz weltweite Funkverbindungen aufzubauen.

Zu der brütenden Hitze, die an diesem Samstag herrscht, sagt Christian Ganser bloß: "Kein Problem. Wir würden auch bei Sturm und Hagel funken." Christian Ganser ist Vorsitzender und schon seit über 22 Jahren dabei. Mit zwölf Jahren hatte er sich einen Chemiebaukasten gewünscht. Der Bub bekam aber, weil der Vater befürchtete, der Sohn würde womöglich das Haus in die Luft jagen, einen Elektrobaukasten. Damit begann seine Leidenschaft für's Funken. Voll dabei ist auch Manfred Fuchs, der in einem der Zelte, umgeben von diversen Funkgeräten sitzt. Schnell wird klar, dass es sich nicht nur um ein sehr komplexes, sondern auch ein internationales Hobby handelt. Links an der Zeltwand hängt eine große, mit Funkrufnamen gekennzeichnete Landkarte, die Europa zeigt. Rechts eine komplette Weltkarte.

Wie weit man beim Funken kommt, hängt von vielen Faktoren ab, erklärt Fuchs. Inversionswetterlagen - wenn heiße auf kalte Luft trifft - sind von Vorteil. Funkwellen können sich dann weiter ausbreiten. Auch Polarlichter oder sogar der Mond können als Reflektor dienen. Fuchs versucht, eine Verbindung herzustellen. "Um die Uhrzeit kommen wir aber bloß nach Italien. Die Luft ist zu aufgeheizt". Er gibt die entsprechende Frequenz in das UKW-Gerät ein, es fängt an zu surren und zu rauschen. Plötzlich spricht jemand mit unverkennbar italienischem Akzent: "This is Walter. Whiskey, Alpha, Lima, Tango, Echo, Romeo." Fuchs meldet sich mit seinem offiziellen Funkrufnamen dl8mfl, dann sagt auch er in dem für das Funken typische Nato Alphabet: "My name is Manfred. Mike, Alpha, November, Foxtrot, Romeo, Echo, Delta". Mit "Roger" signalisiert ihm der Italiener, dass er ihn verstanden hat. Sie tauschen sich über technische Details aus. Fuchs Gesprächspartner verabschiedet sich mit "mille grazie, arrivederci". Kontaktende. Wenn die Bedingungen besser sind, seien auch viel größere Entfernungen möglich. Fuchs selbst hat schon von Herrsching aus Verbindungen bis nach Gran Canaria und sogar bis nach Moskau hergestellt. Neben dem Freizeitvergnügen hat der sogenannte Amateurfunk aber auch einen ernsten Hintergrund. Bei Not- und Katastropheneinsätzen kann man auf das Funksystem zurückgreifen, wenn durch wegfallende Stromversorgung Mobil- und Telefonnetze zusammenbrechen. Eine Funkverbindung ist insofern von Vorteil, weil man nicht auf Dutzende von Relaisstationen und Antennen angewiesen ist, die für die Bildung eines Mobilfunknetzes nötig wären. Es reichen ein Sender und ein Empfänger, die jeweils mit Funkgerät und Antenne ausgestattet sind.

Etwa 60 000 Amateurfunker gibt es in Deutschland. Knapp 35 000 sind Mitglied im DARC, 35 hat der Ortsverband Herrsching. Mitglieder brauchen eine Amateurfunklizenz von der Bundesnetzagentur. Diese erlaubt es , Funkgeräte selber zu bauen und zu benutzen. Wer Freude an Technik, am Bauen von Antennen und elektrischen Schaltungen hat, ist hier goldrichtig. Auch die internationale Völkerverständigung wird großgeschrieben. Ein Mitglied hebt hervor, es spiele beim Funken keine Rolle, wo der Empfänger herkomme oder welcher Religion er angehöre. Nicht umsonst lautete das Motto des Fielddays "Unser Nachbar ist die Welt". Roger.

Kontakt für Interessierte: Christian Ganser, dl8chr@darc.de

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