Pähl: Fan-Skulptur für Kicker:Alles Müller, oder was?

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Pähl im Thomas-Müller-Fieber: In der Dorfmitte steht ein platter Fußball aus Stein und der Tourismusverband wirbt mit dem Namen des Nationalkickers. Müllers Familie hat vom Trubel derweil genug.

Christian Deussing

Nein, ein Goldener Schuh ist dieser Findling nicht, sondern ein platter Ball, der nun in der Dorfmitte gegenüber dem Gasthof "Alte Post" aufgestellt ist. Platt, aber glücklich fühlt sich dieser Tage vor allem der berühmteste Sohn der Gemeinde Pähl. Thomas Müller, der Torschützenkönig der Fußball-WM, will erstmal in Ruhe den Trubel verkraften und mit seiner Ehefrau in Österreich einige Wochen entspannen. Erst danach wird der 20-jährige Fußballstar die 2,5 Tonnen schwere Skulptur anfassen und bewundern, die der Dießener Bildhauer Christian Tobin bereits vor Monaten geschaffen hatte.

Der Findling war "eben da" - und Künstler Christian Tobin (rechts, mit Pähls Bürgermeister Klaus Pfeiffer) hat eine Fußballskulptur daraus gemacht. (Foto: Georgine Treybal)

"Ich wollte mich mit der Aktion nicht in den Vordergrund spielen", sagte der Künstler der SZ. Den Ball habe er in einmonatiger Arbeit geformt, und der Findling sei "eben da gewesen". Davon erfuhr der Münchner Galerist Bernhard Melian - und fädelte das Ding jetzt ganz spontan mit der Gemeinde ein, die längst von dem Medien-Wirbel um Thomas Müller profitiert und nun bundesweit als "Perle des Pfaffenwinkels " bekannt geworden ist.

Während der Fußball-WM fielen die Reporter in Scharen in das kleine Dorf ein, darunter etliche Fernsehteams. Und kein Kommentator aus Südafrika vergaß zu erwähnen, wo eigentlich dieser neue Wunderstürmer seine heimatlichen Wurzeln hat - nämlich in "Pähl am Ammersee". Da stört es auch nicht, dass dieser Ort keineswegs an diesem See liegt. Doch der neue Sympathieträger des deutschen Fußballs ist immerhin in dieser Region aufgewachsen.

Nach den turbulenten Tagen wirkt auch Müllers Mutter ein wenig geschafft: Sie wagte zuletzt kaum noch, ans Telefon zu gehen, meist schaltete sie den Anrufbeantworter an. "Wir sind von den Ereignissen noch so überwältigt", sagt sie der SZ. Die Reporter seien zwar nett gewesen, "aber auch oft bedrängend". Deshalb werde sie auch nicht verraten, wann ihr Sohn zur "Grillsause" in Pähl erscheine. Aber vom Fußball-Denkmal mitten im Ort sei sie überrascht gewesen, eine gute Idee sei das.

Andrang beim Tourismusverband

Pähls Bürgermeister Klaus Pfeiffer ist ebenso froh, dass der Trubel erstmal vorbei ist. Vermutlich wird die Gemeinde dem oberbayerischen Nationalspieler erst im Herbst einen richtig zünftigen Empfang mit Blasmusik bieten. Pfeiffer freut sich aber schon jetzt, dass die Müller-Euphorie die Gastronomie und den Tourismus in seiner einst eher verschlafenen Gemeinde ankurbelt.

Das spürt bereits der Tourismusverband Pfaffenwinkel, wo das Telefon immer häufiger klingelt. So wollte ein Ehepaar aus dem Sauerland unbedingt das Finale in Pähl sehen und danach den "Weltmeister" mitbegrüßen. Die Teenager-Töchter der Sauerländer waren zudem ganz heiß auf ein Autogramm ihres Fußballlieblings. Bekanntlich wurde aber nichts aus dem Traum. Die Familie sei trotzdem angereist, berichtet Andreas Schmid vom Tourismusverband ganz freudig.

Der Dachverband München Oberbayern war schneller. Es wirbt schon unter: "Ein Urlaubsziel mit dem gewissen Kick - Die Ammersee-Region ist die Heimat von WM-Star Thomas Müller."

© SZ vom 15.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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