SZ-Kolumne: Nepomuk:Müllern statt meckern

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Die Hände zum Himmel, die Freude ist groß: In seinem Heimatdorf Pähl unterhält Thomas Müller längst seinen Fanklub – so wie hier 2014 bei der WM.
Die Hände zum Himmel, die Freude ist groß: In seinem Heimatdorf Pähl unterhält Thomas Müller längst seinen Fanklub – so wie hier 2014 bei der WM. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Der Zankgemeinde Pähl fehlt demnächst mal wieder ein Bürgermeister. Da fällt dem Seegeist Nepomuk doch gleich ein geeigneter Kandidat ein.

Von eurem Nepomuk, Pähl

Bei dem flachen Wasserpegel im Ammersee komme ich im Moment nicht umhin, gelegentlich ans Ufer zu schwimmen und einen Landgang zu unternehmen. Und was kommt mir da zu Ohren? Das streitgeplagte Pähl muss schon wieder Ausschau nach einem neuen Bürgermeister halten. Gerade mal ein halbes Jahr im Amt, da weiß der jetzige bereits: Nochmal antreten? Auf keinen Fall! Der Schleudersitz im Pfaffenwinkel scheint die Bürgerinnen und Bürger vor eine unlösbare Aufgabe zu stellen. Aber: nicht verzagen, Nepomuk fragen!

Offen und ehrlich: Auch, wenn ich meinen Seegeist-Waschbrettbauch natürlich dem Wassersport verdanke, erstreckt sich mein sportliches Interesse bis in die Profiwellen, äh, -welten. Und so hab’ ich einen wertvollen Tipp für die oberbayerische Hochburg der Zankerei: Ihr mögt keine Bürgermeister mehr auf der Ersatzbank haben, aber vielleicht könnte der FC Bayern München euch mit einem Transfer unter die Arme greifen. Denn dort wird im Sommer niemand Geringeres als der berühmteste Sohn der Gemeinde Pähl beschäftigungslos: Thomas Müller!

Die Fußballlegende aus dem Pfaffenwinkel wäre doch die Idealbesetzung für das Rathaus: ein mannschaftsdienlicher Typ, der dorthin läuft, wo’s weh tut und auch die nötige Puste für Gemeinderatssitzungen bis nach Mitternacht mitbringt. Ja, ich sehe ihn schon klar vor meinem geistigen Auge, unseren Raumdeuter in seiner neuen Paraderolle: Wie er im Trainingsanzug in den Gemeinderat stakst und gleich mal eine Kabinenansage macht: „Raumdeuten statt rumsitzen! Müllern statt meckern!“ Wer will sich denn schon mit dem beliebtesten Mann des Dorfes anlegen? Demjenigen, dem Turnier für Turnier seit Jahren Heerscharen an Journalisten in sein Heimatnest hinterhergepilgert sind?

Immer am Ball: Verrenkungskünstler Thomas Müller.
Immer am Ball: Verrenkungskünstler Thomas Müller. (Foto: IMAGO/STUDIO FOTOGRAFICO BUZZI SRL/IMAGO/Buzzi)

Müller wäre ein Kapitän der Bürokratie, ein Verwaltungstraum in Lederhosen – und eine Spitze gegen Querschüsse. Störenfrieden zeigt er einfach mal die rote Karte, Zankereien zerkocht er mit einer Weißwurstrunde für alle. Das nötige Kleingeld für stimmungsaufhellende Großzügigkeiten dürfte er ja parat haben – vorausgesetzt, er hat sein Kickersalär nicht in den USA angelegt. Und ist es nicht auch ein Zeichen des Polit-Gottes, dass die Pähler Verwaltung aus exakt elf Köpfen besteht? In meinen seetanggereinigten Ohren höre ich ihn förmlich seine Mannschaft anbaiern: „Ihr sollts zamhockn wia echte Freind, zefix!“

Ein Vorschlag des Wassergeistes: Vielleicht könnte der FC Bayern der Gemeinde Pähl mit einem Transfer aushelfen.
Ein Vorschlag des Wassergeistes: Vielleicht könnte der FC Bayern der Gemeinde Pähl mit einem Transfer aushelfen. (Foto: Grafik: Bernd Schifferdecker)

Vorbilder gibt es genug. Arnold Schwarzenegger mutierte vom Terminator zum obersten kalifornischen Klimaschützer. Rodellegende Georg Hackl, der „Hackl-Schorsch“, ist mittlerweile Biogas-Botschafter. Und Vitali Klitschko haute erst anderen Muskelpaketen in die Fresse, und jetzt zeigt er als Bürgermeister von Kiew dem Putin, wo die Boxhandschuhe hängen. Und falls der Müller als Rathauschef doch mal über Gehwegbeschilderungen und Parkraumbewirtschaftungsverordnung verzweifeln sollte, gibt ihm Tutzings oberster Bürokratie-Dompteur Ludwig Horn bestimmt nachbarschaftliche Nachhilfe.

Eine gmahde Wiesn ist das Ganze. Vielleicht bliebe dem Müller ja neben dem lästigen Papierkram sogar noch Zeit, bei seinem Jugendverein TSV Pähl dem Nachwuchs ein paar Dribblings zu zeigen. Und sollten doch mal wieder destruktive Kräfte die Dorfidylle gefährden, könnte Mutter Klaudia Schützenhilfe leisten und ihren Sohn wieder zurück in die Spur bringen: Sie ist Mentaltrainerin.

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