Süddeutsche Zeitung

Pädagogik:Ein Aushängeschild

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Der Fröbel-Kindergarten in Hechendorf ist der einzige seiner Art in Bayern

Von Marcella Rau, Hechendorf

Warum denn heute ein besonderer Tag sei, fragt Sonja Ruck, die Leiterin des Fröbelkindergartens beim morgendlichen Singkreis. Ganz klar: "Weil Herr Gum da ist!" antwortet die kleine Anna Sophia. Dabei ist Bürgermeister Wolfram Gum nicht der einzige ungewöhnliche Gast, der sich am Freitag unter die Kinder gemischt hat. Auch Kindergartengründerin Heinrike Schauwecker-Zimmer und einige Eltern ließen es sich nicht nehmen, mit den Kindern das 15. Jubiläum des Fröbelkindergartens zu feiern.

Als die Einrichtung am 22. April 2002, dem 220. Geburtstag des visionären Pädagogen Friedrich Fröbel, gegründet wurde, forderte die Unterbringung im "Bürgerstadl" noch einiges Improvisationstalent von den Erziehern. Seit nunmehr sieben Jahren jedoch hat der Kindergarten im modern ausgestatteten Kinderhaus eine Heimat und damit auch endgültig seinen festen Platz in der Gemeinde gefunden. Denn Anfangs hatte das besondere pädagogische Konzept noch Misstrauen ausgelöst. Das war für Schauwecker-Zimmer jedoch nie ein Grund aufzugeben. Sie hatte 1966 bereits den örtlichen Gemeindekindergarten ins Leben gerufen, zu einer Zeit, zu der eine solche Einrichtung von vielen noch als unnütz angesehen wurde. Der Fröbel-Kindergarten Hechendorf ist der einzige in Bayern, der sich streng an den pädagogischen Ideen Fröbels orientiert und mittlerweile zu einem der Aushängeschilder der Gemeinde geworden.

Sonja Ruck, die die Leitung des Kindergartens vor sieben Jahren übernommen hat, wurde während ihrer Ausbildung auf Schauwecker-Zimmer und die Fröbelpädagogik aufmerksam. Sie war sofort begeistert und absolvierte die Zusatzausbildung, um sich als Fröbel-Pädagogin zu qualifizieren. Seit 14 Jahren ist sie nun in Hechendorf und dafür noch immer gerne bereit, jeden Tag eine längere Anfahrt auf sich zu nehmen. Das sei es ja gerade, was den Kindergarten ausmacht, findet Schauwecker-Zimmer, dass eben alle, Mitarbeiter und Eltern mit voller Überzeugung hinter dem Konzept stünden. Sie selbst ist dafür das beste Beispiel. Auch heute noch, mit 84 Jahren, arbeite sie praktisch Vollzeit, erzählt sie ohne Bedauern. Kürzlich erst hat die Initiatorin der "International Froebel-Society Deutschland e.V." in Peking einen Vortrag über Fröbelpädagogik gehalten. In diesem Jahr gründete sie das Fröbelzentrum für Bayern. Damit die Idee fortlebt, jedes Kind so wie es ist wertzuschätzen und ihm den Raum zu geben, den es zur freien Entfaltung brauche.

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Quelle:
SZ vom 02.10.2017
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