Eines gleich vorweg: Bier wird es künftig im Klostergasthof Andechs nur mehr frisch gezapft geben. Nicht aus einer Schankanlage, sondern aus dem Fass. In Gläser und Krüge gefüllt von einer Institution, die es früher in allen bayerischen Wirtschaften gegeben hat - einem echten Schankkellner. Das haben die neuen Wirte des Traditionslokals am Heiligen Berg am Dienstag in einer Pressekonferenz bekanntgeben und dazu noch so einiges anderes verraten, was ihre Gäste von kommenden Jahr an erwarten wird. Die beiden Gastronomen Ralf Sanktjohanser und Manfred Heissig sind von 1. Januar an neue Pächter des Klostergasthofs, den sie dann, nach einer dreimonatigen Renovierungsphase, am 1. April 2019, wieder eröffnen wollen.
Wenn ihnen das gelingt und sich die Arbeiten nicht verzögern, hat eine Eröffnung unter neuer Leitung im Klostergasthof an diesem Tag bereits Tradition: Am 1. April 1994 hatte der bisherige Wirt, Alexander Urban, den Betrieb dieses Gasthauses übernommen. Sein Silberjubiläum jedoch wird er dort nicht mehr feiern: Er hat den Pachtvertrag zum Jahresende gekündigt. "Dem Klostergasthof zuliebe", wie er auf Anfrage der SZ am Dienstag sagt. Zuvor bereits hatte er davon geredet, dass es wie es in einer Beziehung sei, in der man sich nach so vielen Jahren auseinandergelebt habe. Fakt allerdings ist, dass es in dem Lokal mittlerweile einen Renovierungsstau gibt, der nun mit dem Pächterwechsel behoben werden soll. "Vieles davon wäre nicht im laufenden Betrieb möglich", sagt denn auch der kaufmännische Leiter der klösterlichen Wirtschaftsbetriebe, Christian Rieger. So soll beispielsweise der Boden in der Küche komplett erneuert werden, die Lüftung überarbeitet und womöglich auch die Fenster ausgetauscht werden: "Dies alles natürlich in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz", sagt Rieger. Der Klostergasthof sei schließlich eines der ältesten Gebäude am Heiligen Berg.
Auch der Gast soll offenbar den Pächterwechsel nicht nur in neuen Gesichtern zu spüren bekommen: "Auch wir werden einiges anders visualisieren", meint etwa Manfred Heissig und spricht damit nicht nur das Bilderkonzept im Lokal an, über das, laut Rieger, ebenfalls noch gründlich nachgedacht werden soll. Der 52-jährige Heissig ist der kulinarische Kopf der beiden neuen Wirte. Er hat sich vor etwa vier Jahren mit einem Catering-Unternehmen selbständig gemacht. Davor allerdings hat der gebürtige Münchner bei Sterne- und Fernsehkoch Otto Koch gearbeitet, als Sous Chef im Mandarin Oriental in München oder auch als Küchendirektor im bekannten "Borchardt" in Berlin. Den gelernten Restaurantfachmann und Seefelder Sanktjohanser kennt er von gemeinsamen Aktivitäten bei der "Haberl"-Gastronomie (Olympiapark, Oktoberfest, Spatenhaus) und beim deutschen Stadien-Caterer Arena One. Gemeinsam haben die beiden das Seerestaurant im Münchner Olympiapark neu konzipiert, bei den beiden Fußball-Weltmeisterschaften 2006 in Deutschland und 2010 in Südafrika zigtausend Menschen bewirtet. "Ich habe immer gedacht: Wenn ich mich noch mal als Wirt selbständig mache, dann nur im Klostergasthof Andechs", sagt Sanktjohanser. Das ist ihm und seinem Geschäftspartner nun geglückt. Unter mehr als einem Dutzend Bewerbern wurden sie nun als neue Wirte ausgewählt. "Ihr Konzept hat uns überzeugt." Traditionell mit modernen, frischen Akzenten soll es sein und künftig auch bei den Veranstaltungen des Klosters sowie im Selbstbedienungsbereich direkt gegenüber des Gasthofes zu erleben sein.