Süddeutsche Zeitung

Ortsentwicklung:Mit Plan voran

"Zukunft Gauting" fordert bezahlbaren Wohnraum und ein Konzept für den Ortskern

Von Blanche Mamer, Gauting

Wie geht es weiter mit der Villa "Am Krapfberg 5"? Seit etlichen Wochen wird die Zukunft des sanierungsbedürftigen Gebäudes diskutiert, das in Sichtweite des Rathauses und seit gut 50 Jahren im Besitz der Gemeinde ist. Jetzt hat sich die Gruppierung "Zukunft Gauting" zu Wort gemeldet und einen Zukunfts-Plan gefordert.

"Natürlich wäre es schön, wenn sich ein vermögender Liebhaber fände, der das Gebäude erwerben und sanieren würde", erklärte der Vereinsvorsitzende Andreas Albath in einem Pressegespräch. Doch es gehe nicht nur um den Krapfberg, sondern vielmehr um einen tragfähigen Plan für den Ortskern und das Bahnhofsumfeld. Er appellierte an Bürgermeisterin Brigitte Kössinger (CSU) und den Gemeinderat, einen Zukunftsplan für Gauting für die Zeit nach Corona zu entwickeln.

Auslöser war, dass in den vergangenen Wochen viel über die Villa diskutiert worden sei, so Albath. Stellungnahmen, Flyer, Leserbriefe und Vorschläge seien auf die Bürger hereingeprasselt, meist verbunden mit massiven Vorwürfen gegen das Rathaus und die Bürgermeisterin. Darum solle sich die Gemeinde nun darauf konzentrieren, für den Herbst, sprich die Zeit nach der hoffentlich überwundenen Pandemie, konkrete Vorhaben vorzulegen. Zunächst sei es aber notwendig, den Grundstückswert in Abhängigkeit vom Baurecht zu ermitteln, um eine Basis für den möglichen Verkauf der Villa zu finden. Schließlich müsse ungenutztes Vermögen mobilisiert werden, damit die Kommune ihren Aufgaben gerecht werden könne.

Zum Zukunftsplan gehöre zudem die Umgestaltung des Bahnhofsumfeldes und des Bahnhofgebäudes, die Entwicklung der Bahnhofstraße sowie eine angemessene Verdichtung im Ortskern, findet Albath. Wenn die Fertigstellung und der Bezug des Sontowski-Neubaus im Herbst abgeschlossen seien, solle mit einem großen Bürgerfest gefeiert werden, um das Leben im neuen Quartier zu demonstrieren. Besonders wichtig sei es der parteiübergreifenden Gruppierung "Zukunft Gauting", bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und das Einkaufen im Ort zu stärken. Albath betonte, es gehe nicht darum, neue Gutachter zu beauftragen, sondern die bestehenden umzusetzen, wie den Siegerentwurf zum Bahnhofsumfeld oder das Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept (Isek) für den Ortskern. "Wildwuchs muss unbedingt vermieden werden. Es braucht eine Bauleitplanung für den Gautinger Ortskern, ein verbessertes Baurecht und eine Zusammenarbeit mit den heutigen und zukünftigen Eigentümern des Hotels Simon und den Besitzern der niedrigen Gebäude neben der Bank. Die Rahmenbedingungen sind wichtig für potentielle Investoren," so Albath.

Für den Zukunftsplan sei auch ein ehrlicher Kassensturz als Grundlage nötig, um allen Bürgern Klarheit zu vermitteln, wie viel Spielraum es für freiwillige Aufgaben wie das Sommerbad oder das Kulturhaus Bosco gebe. "Gauting wird seine Finanzmisere nur lösen können, wenn die Gewerbesteuereinnahmen strukturell erhöht werden", glaubt Albath. Darum sei das Gewerbegebiet Asto-Eco-Park mit Betrieben der Zukunftsindustrien am Rand des Gilchinger Gewerbegebietes so wichtig. "Zukunft Gauting" setze große Erwartungen in eine konstruktive Zusammenarbeit insbesondere von CSU und Grünen im Gemeinderat, sagte der Vorsitzende. Bei der geplanten Bebauung des AOA-Areals mit geförderten Mietwohnungen hätten beide Seiten gezeigt, dass Kompromisse möglich seien: "Es besteht die Bereitschaft zuzuhören". Der Aufruf geht nun an alle Fraktionen im Gemeinderat.

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Quelle:
SZ vom 13.04.2021
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