Op-Art:Grafiken von Vasarely in Seefeld

Seefeld: Galerie Stenzel: Victor Vasarely

Seefeld: Galerie Stenzel: Victor Vasarely Seefeld: Galerie Stenzel: Victor Vasarely Galerist Jürgen Stenzel 'Vega-octo-Pos' Foto: Nila Thiel

(Foto: Nila Thiel)
  • Die 14 Arbeiten stammen aus Privatsammlungen.
  • Wer ein Original kaufen will, muss zum Autohändler: Das Renault-Signet hat der Künstler entworfen.

Von Katja Sebald, Seefeld

Etwa um die Mitte der Fünfzigerjahre begannen einige Künstler, Bilder zu schaffen, die vom Vorgang des Sehens selbst ausgingen und den Betrachter optisch herausforderten. Der Begriff "Op-Art" entstand als Abkürzung für diese "Optical Art". Unter der historischen Op-Art versteht man Bilder, die mit Hilfe präziser abstrakter Formmuster und geometrischer Farbfiguren beim Betrachter überraschende oder irritierende optische Effekte erzeugen. Berühmtester Vertreter, wenn nicht gar Erfinder der Op-Art ist Victor Vasarely. Es gibt aber auch zeitgenössische Künstler, die sich mit optischen Täuschungen beschäftigen, erst im vergangenen Jahr hatte die Galerie im Fritz-Winter-Atelier in Dießen historische und gegenwärtige Op-Art unter dem Titel "Trauen Sie Ihren Augen nicht!" zu einer Ausstellung zusammengefasst. Jetzt legt die "Galerie Stenzel" in Seefeld mit "Op-Art at it's best" nach.

Galerist Jürgen Stenzel ist überzeugt davon, dass er mit der insgesamt 14 Druckgrafiken umfassenden Ausstellung ein großes Comeback für den ungarisch-französischen Künstler Victor Vasarely einläuten wird. Vasarely, 1906 in Pécs als Gyözö Vásárhelyi geboren, übersiedelte 1930 nach Paris und arbeitete dort bis 1940 als Grafiker. Angeregt durch die Lehre des Bauhauses und die konstruktivistische Kunst entwickelte er eine eigenständige geometrische Abstraktion, deren Variationen zu optischen Bildmustern mit kinetischen Effekten führen. Er verstand seine farbig-geometrischen Bilder als unmittelbar emotional erfahrbare Reflexionen über Energie, Raum, Körper, Bewegung und Zeit in einer zunehmend vom technischen Fortschritt und von immer abstrakter werdenden naturwissenschaftlichen Prämissen geprägten Welt.

Vasarely trug mit seinen kinetischen Bildern wesentlich zur Entstehung der "Op-Art" bei. Es folgte ein reges Engagement für Kunst im öffentlichen Raum, vor allem in Frankreich. Vasarely war Teilnehmer der documenta 1 bis 4. Im Jahr 1959 ließ er sich für seine "Unités plastiques" eine Art bildnerisches Alphabet aus Grundformen und Farbtonleitern patentieren. 1972 gehörte Vasarely zu den Künstlern, die für die Olympischen Spiele in München ein Plakat entwarfen, er befand sich damals auf dem Höhepunkt seines Ruhms. Im Gegensatz zum bis heute geliebten Friedensreich Hundertwasser sollte Vasarely in den Achtzigern jedoch über die sozialutopische Idee des für alle erschwinglichen Kunstwerks stolpern: Seine Werke wurden von Mitarbeitern in serieller Fertigung hergestellt, Grafiken und Poster erschienen in hohen Auflagen, jede Menge Fälschungen waren im Umlauf - ein Skandal, von dem sich seine Kunst auch zwanzig Jahre nach Vasarelys Tod nicht erholt hat. Im Internet kursieren heute Drucke des 1997 gestorbenen Künstlers zu inflationär günstigen Preisen.

Die meisten der in Seefeld gezeigten Blätter, vor allem Siebdrucke, stammen aus einer Privatsammlung und umfassen nach Angaben der Galerie den Zeitraum zwischen den Fünfziger- und Achtzigerjahren. Während in den frühen Arbeiten die optischen Effekte vor allem durch starke Kontraste erzielt werden und in den Sechzigern der Fokus auf den zeittypisch starken Farben liegt, tauchen von den Siebzigern an zunehmend dreidimensional wirkende Verformungen eines Gitters auf. Datiert sind die Blätter allerdings nicht, bei einigen fehlt auch die Signatur.

Wer einen "echten Vasarely" kaufen will, könnte auch zum Autohändler gehen: Das 1972 für die Firma Renault entworfene Signet findet bis heute Verwendung.

Die Ausstellung "Op-Art at it's best" ist noch bis zum 19. Februar jeweils donnerstags bis sonntags von 13 bis 18 Uhr in der Galerie Stenzel im Schloss Seefeld zu sehen.

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