Oktoberfest:In Fischertracht zur Wiesn

Oktoberfest: Die Starnberger Trachtler vor zwei Jahren vor dem Umzug in München: Hüte und Hauben sitzen, das mit Blumen und Fahnen dekorierte Boot ist einsatzbereit und der Nachwuchs auch mit von der Partie. Am Sonntag werden sie in ähnlicher Manier als Teil des Wiesn-Umzugs das Oktoberfest miteröffnen.

Die Starnberger Trachtler vor zwei Jahren vor dem Umzug in München: Hüte und Hauben sitzen, das mit Blumen und Fahnen dekorierte Boot ist einsatzbereit und der Nachwuchs auch mit von der Partie. Am Sonntag werden sie in ähnlicher Manier als Teil des Wiesn-Umzugs das Oktoberfest miteröffnen.

(Foto: privat)

Beim Trachten- und Schützenzug ziehen heuer der Starnberger Trachten- und Heimatverein sowie die Stadtkapelle auf das Oktoberfest. Dabei haben sie das im Original erhaltene Beiboot des geschichtsträchtigen Schiffs "Buzentaur", das Blumen und Buchsgirlanden zieren

Von Paul Healy, Starnberg

Bräuche aus Beruf, Kultur und Gemeindeleben zu bewahren, dafür setzt sich der Starnberger Trachten- und Heimatverein ein. Wenn sich am Sonntag, 22. September, etwa 40 Starnberger Trachtler auf der Münchner Maximilianstraße formieren, kommen sie diesem Auftrag im besten Sinne nach - weil ihr Brauchtum beim Oktoberfest präsent ist und weil der Trachten- und Schützenzug beim größten Volksfest der Welt an 1835 erinnert und damit selbst historischen Charakter hat.

Damals zogen anlässlich der Silberhochzeit von König Ludwig I. und Therese von Bayern und der Feier zum 25-jährigen Bestehen des Oktoberfestes erstmals Vereine aus benachbarten Städten und Gemeinden durch München. Die Tradition, dass alle bayerischen Landesgerichte, wie es von 1835 an üblich war, eine Trachtengruppe entsandten, bestand allerdings nicht fort.

Heute müssen die Trachtler in mehreren Punkten Klasse aufweisen und gegenüber der zunehmend auch internationalen Konkurrenz bestehen, um in den Zug mit aufgenommen zu werden. Da Gruppen etwa aus Österreich, Italien, Bosnien-Herzegowina oder Litauen um die Teilnahme wetteifern, ist dabei sein zu können für die Mitglieder des Starnberger Trachtenvereins ein besonderes Ereignis, das mit Vorfreude erwartet und vorbereitet wird, betont Vorsitzende Judith Bucher.

Für die Teilnahme der Starnberger dürfte die lebendige Vereinskultur wie auch die markante Fischertracht gesprochen haben. Seit der Gründung des Vereins im Jahr 1907 blieb diese nahezu unverändert. Zum typischen Gwand der Frau gehört ein knöchellanger Wollrock, der zumeist in schwarz gehalten ist, ein buntgemusterter Spenzer sowie die Otterfellhaube. Die ein wenig wie eine Uschanka anmutende Kopfbedeckung diente nicht primär dem Schutz vor Kälte, sondern sollte in ihrer Schönheit den zu Hofe beliebten Hochsteckfrisuren gleichen.

Die Männer tragen Röcke in allen Farben, wobei einst galt: je länger der Rock, desto reicher sein Träger. Breitkrempige Schlapphüte, besetzt mit Goldquasten, bedecken die Häupter. Die Tracht erzählt von der Nähe des Starnberger Lebens zur Fischerei und sagt auch etwas - man denke an die Rocklänge - über das damalige Selbstverständnis und Weltbild aus.

Mindestens ebenso bedeutend für Vereinsleben und in der Tradition der Fischer sind die Feste. Beim Prinzregent-Luitpold-Fischerstechen duellieren sich Wagemutige, alljährlich tanzt die Jugend um das Johannifeuer und werden beim Burghofsingen bodenständige Töne angestimmt.

Auch der Umzug am ersten Wiesn-Sonntag ist fester Bestandteil des Vereinsjahres.

Unter den rund 185 Gruppen, die am Umzug teilnehmen, sind mit der Hechendorfer Blasmusik und der Musikkapelle Seeshaupt noch zwei weitere Vereine aus dem Fünfseenland vertreten. Gemeinsam mit der Stadtkapelle wird der Trachtenverein Starnberg mit der Zugnummer 23 hinter den Festkutschen mit dem Münchner Kindl und den Brauereigespannen - die sich allerdings erst später in den Zug einreihen - aufzufinden sein.

Gut erkennbar werden die Starnberger auch dank ihres Festwagens sein, eines im Original erhaltenen Beibootes des geschichtsträchtigen Schiffes "Buzentaur", das mit Blumen und Buchsgirlanden geziert sein wird.

Der Zug wird sich am Sonntag um 10 Uhr am Max-II-Denkmal in Bewegung setzen, um dann entlang des Odeonsplatzes und Karlsplatzes in Richtung Theresienwiese zu ziehen. Brauch und Tradition erhalten dann für zwei Stunden Einzug in das Geschehen der Gegenwart.

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