Oberpfaffenhofen:Knappes Gut

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Beton, soweit das Auge reicht: Das Gewerbegebiet Gilching-Süd ist proppevoll. Im Landkreis gibt es nur noch wenige offene Gewerbeflächen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Nur 5,9 Hektar freie Flächen stehen in den Gewerbegebieten des Landkreises noch zur Verfügung

Von Otto Fritscher, Oberpfaffenhofen

Es ist eine provokative Frage, die Martin Eickelschulte, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Starnberg, in den Raum stellt: "Ist unser Landkreis tatsächlich zubetoniert und vollgepflastert mit Gewerbeflächen, Parkplätzen und Einkaufszentren?" Um dann sogleich eine Antwort zu geben. "Es mag vielleicht verblüffen, aber unser Landkreis ist grün. 85,5 Prozent der Flächen sind entweder Natur oder werden landwirtschaftlich genutzt", erklärt Eickelschulte an diesem Donnerstagnachmittag bei einer Sitzung des IHK-Gremiums in Oberpfaffenhofen. Industrie, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen beanspruchten lediglich 0,7 Prozent des Landkreis-Gebiets. "Das sind die offiziellen Zahlen des Landesamtes für Statistik mit Stand Ende 2016", sagt Eickelschulte, um sich dann sogleich der Debatte um das Wort "Flächenfraß" zuzuwenden.

"Das ist ein Begriff, der in Wahrheit irreführend ist", kritisiert der IT-Unternehmer. Flächen könnten ja "nicht auf Nimmerwiedersehen verschwinden", sie würden lediglich anders genutzt. Die einheimischen Unternehmen gingen "insgesamt sorgsam und effizient mit der Ressource Fläche" um. Und dies nicht nur aus ökologischen, sondern gerade auch aus ökonomischen Gründen. Denn sowohl die Wirtschaftsleistung habe in den vergangenen Jahren um 19,6 Prozent zugenommen, die Zahl der Beschäftigen sei um 18,4 Prozent gestiegen, wogegen der Anteil der Gewerbe-und Industrieflächen sich zwischen 2011 und 2015 nicht verändert habe. Auch künftig müssten die Gemeinden den lokalen Unternehmen Erweiterungsmöglichkeiten bieten, lautet die zentrale Forderung des IHK-Chefs. In den Gewerbegebieten des Landkreises gibt es aber insgesamt gerade mal 5,9 Hektar freie Flächen.

Eine Beschränkung auf eine sogenannte Flächen-Obergrenze - also eine Begrenzung der Flächenausweisungen - lehnt Eickelschulte ab. "Käme eine solche Vorschrift, würden Wohnen, Gewerbe, Verkehr und Freizeit gegeneinander ausgespielt", sagt Eickelschulte. Aber das Bauen auf der grünen Wiese sei "selbstverständlich auch nicht der Königsweg".

Stattdessen müssten Brachflächen wiederbelebt und in den Orten die Bebauung verdichtet werden. Dafür sei eine Zusammenarbeit der 14 Landkreis-Gemeinde nötig, die ein "aktives Flächenmanagement" einführen sollen. Kommunen seien "keine Inseln", sie müssten mit den Nachbargemeinden als "Funktionsraum" planen. So sei das interkommunale Gewerbegebiet der Gemeinden Inning und Wörthsee ein Vorbild, aber leider noch eine Ausnahme in Bayern. Auch für Ausgleichsflächen seien "Verbundlösungen über die Gemeindegrenzen hinweg" sinnvoll. Innerorts müsse das Baurecht ausgeschöpft und erweitert werden. "Es braucht keine Mindestgrößen für Grundstücke in Wohnbaugebieten, so könnte eine höhere Bewohnerdichte erreicht werden", sagt Eickelschulte. Zudem will der IHK-Chef das Baugebot durchsetzen, um "die Bevorratung von Bauland aus spekulativen Gründen zu verhindern." Und der IHK-Chef findet es gut, dass sich der Landkreis eine eigene Verkehrsmanagerin leistet. "Die Integration von Gewerbegebieten gehört zum ÖPNV."

Zum aktuellen Streit zwischen den Gemeinden Gilching und Gauting über die Ausweisung eines neuen Gewerbegebiets nahe Gilching Süd auf Gautinger Flur will sich Eickelschulte nicht detailliert äußern. Nur soviel: "Jede Gemeinde muss die Möglichkeit haben, sinnvoll neue Flächen für die Wirtschaft zu schaffen", so Eickelschulte.

© SZ vom 23.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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