Flughafen Oberpfaffenhofen:Die Fliegerbombe ist entschärft

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Um den 250-Kilo-Blindgänger unschädlich machen zu können, evakuiert die Polizei Häuser und Firmen und sperrt die A96. Der Stau löst sich erst mittags wieder auf.

Von Christian Deussing, Weßling

In wenigen Minuten werden Sprengmeister Torsten Thienert und sein Helfer die 250 Kilogramm schwere US-Fliegerbombe des Typs GP-500 am Sonderflughafen Oberpfaffenhofen entschärfen. Ein Baggerfahrer hatte das Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg am Donnerstagnachmittag bei Kanalarbeiten nahe der Friedrichshafener Straße in 1,50 Meter Tiefe entdeckt. Nach 63 Minuten ist es tags darauf geschafft - die Experten können den Blindgänger entschärfen.

Der Zünder sei durch den "massiven Einschlag stark deformiert gewesen", berichtet der 45-jährige Sprengmeister, der am Freitag kurz nach 12 Uhr Entwarnung gibt. Die Lindauer Autobahn A 96, die wegen des Bombenfunds knapp zwei Stunden zuvor zwischen den Anschlussstellen Wörthsee und Gilching-Argelsried in beide Richtungen gesperrt werden musste, wird für den Verkehr wieder freigegeben. Auch Anwohner, die im Sperrradius von 500 Metern leben, dürfen zurück in ihre Häuser und Wohnungen in Neugilching. Im Einsatz sind 130 Feuerwehrleute, 30 Polizisten und Rettungssanitäter.

Diese US-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg hat ein Baggerfahrer in 1,50 Meter Tiefe am Flughafen entdeckt.

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(Foto: Arlet Ulfers)

Die Anwohner Margot Peetz, Siegfried Wozka und Jakob Wild (v. l.) warten in der Turnhalle darauf, in ihre Häuser zurückkehren zu dürfen.

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(Foto: Arlet Ulfers)

Die Lindauer Autobahn A96 ist wegen der Entschärfung der Fliegerbombe an der Ausfahrt Oberpfaffenhofen für knapp zwei Stunden gesperrt.

Die Staus auf der Umleitungsstrecke vor dem Röchnerknoten an der Autobahn, in der Landsberger Straße und auf der Straße Am Römerstein in Gilching lösen sich mittags allmählich wieder auf. Gerade in Richtung der Anschlussstelle Argelsried nach München müssen sich die Autofahrer in Geduld üben - vor allem viele Lkw-Fahrer, die die Lindauer Autobahn verlassen müssen. Bereits gegen acht Uhr hatten Feuerwehrleute und Polizisten mit der Evakuierung in der Weichselbaumer Straße, in der Flugplatzstraße und im Lärchenweg in Neugilching begonnen.

Auch die Anlieger Margot Peetz und Siegfried Wozka aus dem Neubruchweg sind betroffen. "Ich hatte noch geschlafen und war überrascht, als die Polizei bei mir klingelte", erzählt Nachbar Jakob Wild. Die Rentner sitzen an einem Tisch in der Turnhalle der James-Krüss-Grundschule an der Landsberger Straße und warten auf Entwarnung. Ein Dutzend Anwohner hat das Angebot der Gemeinde genutzt, in die Halle zu kommen. Es gibt gratis Kaffee, Tee und andere Getränke, dazu noch Brezen. Die Neugilchinger können in Zeitungen und Zeitschriften blättern und Karten spielen. "Den Leuten soll ja hier nicht langweilig werden", sagt Bürgermeister Manfred Walter, der mit Sanitätern am Eingang der Turnhalle steht und so etwas auch noch nicht erlebt hat.

Der 45-jährige Sprengmeister Torsten Thienert hat den Zünder des Blindgängers genau überprüft - und entschärft. (Foto: Arlet Ulfers)

Die Eltern der Grundschüler werden morgens aufgefordert, ihre Kind besser nicht mit dem Auto abzuholen. Daran hält sich zum Beispiel eine Mutter aus der Römerstraße, die gerade ihre siebenjährige Tochter Maja auf dem Fahrrad abholt und ihrem Kind einen Cityroller mitbringt. So entgehen sie dem kilometerlangen Stau, der bis zur Kosthofstraße in Neugilching zurückreicht und in dem auch Linienbusse festsitzen.

Bereits am Donnerstagabend hat der Geschäftsführer des Asto-Parks, Bernd Schulte-Middelich, in einer Rundmail etwa 650 Beschäftigte der ansässigen Firmen über den Bombenfund unterrichtet, damit sie morgens nicht zur Arbeit kommen, wie die Polizei berichtet. Trotzdem sind noch etliche Mitarbeiter erschienen, was Feuerwehrleute am Freitag auf ihren Kontrollgängen bemerken, als sie die Gebäude evakuieren. Das Problem ist aber schnell gelöst.

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Gegen 12 Uhr - früher als erwartet - geht im Einsatzzentrum vor dem Flughafen der Funkspruch ein, dass die Fliegerbombe jetzt entschärft worden sei. Die Anspannung ist vorbei. Auch Andreas Ruch, Vizechef der zuständigen Polizei Germering, wirkt erleichtert. Denn die 250 Kilogramm schwere Bombe hat eine weitreichende und tödliche Sprengkraft. Es sei zu vermuten, dass noch weitere Bomben in dem Gebiet nach den amerikanischen Luftangriffen auf den Flughafen im Erdreich schlummern, so Ruch. Der Baggerführer habe aufmerksam reagiert, als er mit seiner Schaufel auf die Bombe gestoßen sei - und auch Glück gehabt. Die Bauarbeiter seien daher sensibilisiert, in diesem Areal vorsichtig vorzugehen.

Die Kanalarbeiten vor dem Flughafenzaun sollen am Montag bereits fortgeführt werden.

© SZ vom 20.11.2020 / deu, dac - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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