Oberpfaffenhofen/Gilching:Roboter im Anflug

Die erste Landung auf einen Kometen elektrisiert nicht nur Wissenschaftler. Die VHS Gilching baut eine Großleinwand auf

Von Wolfgang Prochaska, Oberpfaffenhofen/Gilching

Es wird einen Live-Stream zur Landung auf den Kometen im Internet am Mittwoch geben. Um 12.30 Uhr sendet das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen. Der Aufwand kommt nicht von Ungefähr: Das DLR hatte wesentliche Anteile am Bau des Landeobjekts und betreibt das Lander-Kontrollzentrum, das die schwierige und bisher noch nie gewagte Landung auf dem Kometen vorbereiten und betreuen wird. Aber nicht nur das DLR ist gespannt. Auch im nahen Gilching bereitet man sich vor. Die Astrogilde Gilching/Bruck baut in der dortigen Volkshochschule für Besucher eine Großleinwand im Fachraum 106 auf, um die Landung zu beobachten und zu kommentieren. Experten werden die Vorgänge erläutern. Um 16 Uhr geht es los und wird wohl bis 18 Uhr dauern.

Dann wird man entweder einen Schritt in der unbemannten Raumfahrt weiter sein oder alle Arbeit und aller Aufwand waren praktisch umsonst. Seit mehr als zehn Jahren ist die drei Tonnen schwere Kometensonde Rosetta der europäischen Weltraumorganisation ESA (European Space Agency) unterwegs. Ziel der Mission war es, zum Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko zu fliegen, auf dessen Kern ein Landeobjekt abzusetzen, um Informationen zu sammeln, die für das Verständnis des Ursprungs und der Entwicklung des Planetensystems von entscheidender Bedeutung sein könnten. Auch soll die Sonde klären, ob Kometen zu den Anfängen des Lebens auf der Erde beigetragen haben.

´Rosetta" Misson - Landung von Philae

Heikle Landung: Der Screenshot aus einem Video zeigt die simulierte Landung von "Philae" auf dem Kometen Tschurjumow-Gerassimenko.

(Foto: ESA/ATG medialab/dpa)

Rosetta gilt als eine der anspruchsvollsten astronomischen Missionen, die je unternommen worden sind, meint Professor David Southwood, der Wissenschaftsdirektor der ESA. Nach mehr als sieben Jahren Flug durch das Weltall wurde die Rosetta-Sonde im Juni 2011 in eine Art Winterschlaf versetzt. Um den Energieverbrauch zu reduzieren, flog die Sonde von diesem Zeitpunkt an im Sparmodus. Was erwartet sie? Die ersten Nahaufnahmen des Kometen zeigten eine unerwartete Oberflächengestalt: Er ist unregelmäßig geformt, hat Risse, steile Hänge, Krater, glatte und zerklüftete Gebiete. Zudem ist der Kometenkern mit teilweise hausgroßen Felsbrocken übersät. Die von der Sonde aufgenommenen Bilder zeigen ein kartoffelförmig geformtes Objekt. Am Mittwoch soll nun das Landegerät "Philae" von der Sonde getrennt werden und auf dem Kopf des inzwischen aktiven und ausgasenden Kometenkerns aufsetzen.

Wenn alles geklappt hat, sind Rosetta und Philae über 509 Millionen Kilometer von der Erde entfernt und ein Signal wird über 28 Minuten aus dem All bis zum Boden benötigen.

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