Oberpfaffenhofen:Flugzeugbauer kündigt 100 Mitarbeitern

Ruag Aerospace streicht Stellen, weil die Nachfrage für die Do 228 viel zu gering ist, und die Bundeswehr spart.

Wolfgang Prochaska

Oberpfaffenhofen: Zu wenig Nachfrage: Die Produktion der Do 228 NG wurde vorerst in Oberpfaffenhofen gestoppt. Flugzeugbauer Ruag wartet auf Bestellungen. Zu sehen ist eine Maschine, die noch nicht den modernen Propeller der New Generation hat.Foto: Fuchs

Zu wenig Nachfrage: Die Produktion der Do 228 NG wurde vorerst in Oberpfaffenhofen gestoppt. Flugzeugbauer Ruag wartet auf Bestellungen. Zu sehen ist eine Maschine, die noch nicht den modernen Propeller der New Generation hat.Foto: Fuchs

(Foto: STA)

- Es ist keine gute Nachricht für die Mitarbeiter des Schweizer Rüstungs- und Technologiekonzerns Ruag Aerospace in Oberpfaffenhofen. Wieder einmal kriselt es, und diesmal ist die Sparte Aerospace Services betroffen, zu der die Montage der Dornier 228 New Generation sowie die Flugzeug- und Hubschrauberwartung gehören. Etwa 150 Stellen werden gestrichen. 50 der betroffenen Mitarbeiter sollen in andere Unternehmensteile des Konzern wechseln, die anderen müssen gehen. Derzeit wird ein Sozialplan ausgearbeitet.

Das bestätigte Ruag-Sprecher Jiri Paukert am Donnerstag auf Anfrage der SZ. Damit spürt einer der größten Arbeitgeber im Landkreis Starnberg die allmählich auf Deutschland übergreifende Konjunkturkrise. Derzeit beschäftigen die Schweizer am Sonderflughafen 1000 Techniker, Ingenieure und Vertriebsleute.

Angesichts der anstehenden Kündigungen ist die Stimmung unter den Mitarbeitern dieses Unternehmensbereichs allerdings nicht die beste. Wie ernst die Lage ist, zeigt der Produktionsstopp für die zweimotorige Dornier 228, die in einer technisch aufgepeppten Version seit drei Jahren gebaut wird und von der sich die Ruag viel versprach. Gerade zwei Jahre ist es her, als die erste Maschine im Rahmen einer großen Feier an eine japanische Luftfahrtgesellschaft ausgeliefert wurde. Damit gehörten die Schweizer zum kleinen Kreis der Flugzeugbauer und ließen die Tradition in Oberpfaffenhofen als Standort für Flugzeugbau wieder aufleben. Entsprechend groß fiel das Medienecho aus, und groß war auch der Stolz der ansonsten zurückhaltenden Ruag-Manager. "Wir haben jetzt einen Hingucker", sagte der Projektleiter damals.

Pro Jahr sollten vier Maschinen die Produktionshalle verlassen. Wie sich zeigte, ein zu optimistisches Ziel für das fünf Millionen Euro teure Flugzeug, das als robust gilt und bis zu 19 Passagiere aufnehmen kann. "Die Verkäufe der Do 228NG haben sich bis dahin nicht im erhofften Umfang realisieren lassen", lauten die Gründe nun. Die Produktion werde deshalb vorübergehend unterbrochen, sagte Ruag-Sprecher Paukert.

Was viele Beschäftigte irritiert: Noch im Juni hatte Ruag-Geschäftsführer Alexander Müller mit Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) die renovierte und modernisierte Montagehalle eingeweiht. Müller und Zeil waren noch voll des Lobes. Zeil meinte in seinem Grußwort gar: "Die Ruag Aerospace ist einer der folgreichsten Akteure in der Branche." Die neue Halle beweise nicht zuletzt, dass das Unternehmen "ganz klar auf Erfolgskurs" sei. Der Minister irrte hier, wie die Beschäftigten jetzt wissen. Neben der Auftragsflaute für die Do 228 ging auch das Hubschrauber-Geschäft stark zurück. "Die Flugstunden und damit auch die Unterhaltsleistungen bei der Bell UH1D haben sich aufgrund des Spardrucks des Verteidigungsministeriums reduziert", erläutert die Ruag die aktuelle Situation. In Oberpfaffenhofen werden die Bundeswehr-Helikopter gewartet. Allerdings läuft dieses Programm aus, was schon vorher bekannt war. Angesichts der wirtschaftlichen Situation soll bei der Sparte Aerospace Services auf die Kostenbremse gedrückt werden. Von einer "Reorganisation" ist die Rede, die einen Stellenabbau miteinschließt.

Nicht betroffen ist aber die Unternehmenssparte Structures, die vor allem für Airbus und deren Typenflotte Flugzeugteile fertigt und derzeit die Produktion angesichts bester Auftragslage hochfährt. Moderne Unternehmenswelt.

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