Oberpfaffenhofen:Die Vernetzung des Himmels

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Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt testet mit Forschungsflügen ein digitales Kommunikationssystem für Piloten

Wolfgang Prochaska

Was beim mobilen Telefonieren und beim Fernsehempfang schon selbstverständlich ist, soll auch Einzug in die Luftfahrt halten: die digitale Kommunikation. Durch sie lassen sich mehr Daten schneller und präziser übertragen. Mehr Flugsicherheit ist dadurch auch möglich. Das europäische Projekt heißt SANDRA (Seamless Aeronautical Networking through integration of Data links Radios and Antennas) und wird federführend vom Institut für Kommunikation und Navigation beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen geleitet. Dort spricht man von der "Vernetzung des Himmels" durch die Integration von Netzwerktechnologien. Es geht also darum, ein digitales, einheitliches Kommunikationssystem für Piloten zu schaffen. Im Rahmen dieser Forschungsarbeiten sind Testflüge notwendig, die diesmal nicht die kleine Do 228 unternimmt, sondern der größte Forschungsflieger des DLR, ein Airbus 320 mit der Abkürzung Atra (Advanced Technology Research Aircraft). Denn SANDRA braucht viel Platz

Der erste Start ist am heutigen Montag. Insgesamt wird die ganze Woche getestet und zwar zwischen 8 und 18 Uhr, teilt das DLR mit. Weitere Flüge sind in der Zeit zwischen dem 24. und 26. Juni vorgesehen. Der Einsatz des DLR-Forschungsflugzeuges ist für etwa zwölf Stunden geplant. Geflogen wird im süddeutschen Luftraum in einer Höhe von mehr als 6000 Metern mit Starts und Landungen jeweils am DLR-Standort Oberpfaffenhofen. Die Lärmbelästigung für die Anwohner in Weßling und Gilching dürfte sich daher in Grenzen halten.

Das Projekt SANDRA bildet das Gerüst für die digitale Kommunikation am Himmel und soll gleichzeitig Basis für alle weiteren Entwicklungen in der Luftfahrt sein. Für die Testflüge wurde der Airbus so umgerüstet, dass er als fliegender Netzwerkpunkt am Himmel steht. Das ist aber nicht die einzige Entwicklung, die das DLR-Institut für Kommunikation und Navigation vorantreibt. Die Wissenschaftler waren in den vergangenen Jahren in vielen Bereichen der Luftfahrt aktiv. So wurde zum Beispiel eine besondere Software für die satellitengestützte Flugnavigation entwickelt, die einen präziseren Landeanflug ermöglichen soll. Diese Technik wird mit dem Start des europäischen Satellitennavigationssystem Galileo besonders zum Tragen kommen. Nach der Einführung von Galileo wird es den Piloten möglich sein, bei Anflügen bis zu einer Höhe von knapp 70 Metern ohne Instrumentenlandesystem auszukommen - und dennoch präzise Landedaten zur Verfügung zu haben.

Vor zwei Monaten testete das DLR mit dem Höhenforschungsflugzeug Halo die Wirkung besonders konstruierter Teile, die den schnelleren Zerfall von Wirbelschleppen bewirken sollen. Diese Tests fanden direkt am Flughafen statt, und zwar in einer Höhe von 20 Metern, und waren nach Angaben des DLR recht erfolgreich. So spektakulär wird es aber in dieser Woche nicht zugehen.

© SZ vom 10.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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