Kein langes Einchecken im überfüllten Terminal mit langen Warteschlangen. Stattdessen: Persönliche Abholung in der Lounge und ein Flug mit "höchstem Komfort" im Semi-Privatjet mit nur 22 Sitzen. Route: Vom Sonderflughafen Oberpfaffenhofen nach Mallorca oder Ibiza. Kostenpunkt: 792 Euro für einen Sitzplatz. Das bietet die Schweizer Firma Travelcoup frei zugänglich im Internet zur Buchung an - mit von Juli an mehrmaligen wöchentlichen Starts. Eine Genehmigung gibt es dafür jedoch nicht - der Betreiber des Sonderflughafens Oberpfaffenhofen und das Luftamt Südbayern sind entsprechend überrascht.
Christian Juckenack, der Standortleiter des Sonderflughafens, erfuhr von dem Flugplan des Schweizer Start-up-Unternehmens erst vor wenigen Tagen aus einem Fachmagazin. Er fiel aus allen Wolken und informierte umgehend das Luftamt Südbayern und untersagte der Travelcoup, weiterhin diesen Flugplan auf ihrer Internetseite anzubieten. "So eine unverschämte und illegale Aktion" habe er noch nie erlebt, ärgert sich Juckenack. Er droht der Touristikfirma nun mit Rechtsmitteln, sollte sie ihr Angebot im Netz nicht löschen. Denn man betreibe einen Werks- und Forschungsflughafen, zulässig sei nur eine bestimmte Anzahl von qualifizierten Geschäftsflügen, deren Vorgaben diese Firma nicht erfülle. Das bestätigt das Luftamt Südbayern und kündigt an zu überprüfen, ob die Schweizer Firma zeitnah das Flugangebot von der eigenen Internetseite nimmt.
Alarmiert ist auch der Verein "Fluglärm" in Gilching. Der Verein ist anonymen Hinweisen nachgegangen und hat durch scheinbare Buchungen bemerkt, dass das "rechtswidrige Angebot funktioniert", wie Michael Rappenglück berichtet, der Vorsitzende des "Fluglärm"-Vereins. Daraufhin habe man sofort reagiert und stelle sich nun die Frage: "Wie kann ein Unternehmen, das als Berater unter anderem einen auf Flugrecht spezialisierten Rechtsanwalt anführt und nach eigenen Angaben bereits fünf Semi-Privatjets des Typs ERJ145 bestellt hat, ein derartiges Geschäftsmodell anbieten, ohne die rechtlichen Grundlagen im Fall Oberpfaffenhofen nur im Ansatz geprüft zu haben?"
Dieser "sehr dubiose Vorfall" zeige, wie wichtig die Wachsamkeit sei - auch seitens der Bevölkerung. Denn laut des "Fluglärm"-Vereins habe ohnehin der Privatjet-Verkehr in Oberpfaffenhofen zugenommen. Immerhin bewerbe der große Schweizer Privatjet-Vermittler Luna-Jets auf seiner Homepage den hiesigen Flughafen als die Top Eins unter den deutschen Privatjet-Flughäfen. Auch das treibt den Vorsitzenden Rappenglück und seinen Verein um.
Der Geschäftsführer der Travelcoup Schweiz AG ist Niclas Seitz, der aus Aschaffenburg stammt. Vor knapp drei Jahren gründete er diese Firma und bietet inzwischen spezielle Flugreisen an - mit dem Ziel, das luxuriöse Fliegen im Privatjet erschwinglich zu machen. Warum der 36-jährige Unternehmer hierfür auch den Standort Oberpfaffenhofen ausgesucht hat, war am Montag nicht zu erfahren.